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So wählten die Bundesländer 2019 bei der Nationalratswahl

21-09-2024, 17:45

Die heurige Nationalratswahl dürfte wieder mehr Farbe in die bei der letzten Wahl 2019 fast vollständig türkis eingefärbte Bundesländer-Karte bringen.

Nur in Wien war 2019 die SPÖ stärkste Partei, in allen anderen Bundesländern lag die ÖVP vorn. Hart umkämpft sind neben dem Burgenland, das sich die SPÖ zurückholen will, besonders Kärnten, Oberösterreich und die Steiermark, wo bei der EU-Wahl vor drei Monaten überall die FPÖ stärkste Partei wurde.

Das Bundesländermatch dürfte damit nach dem türkisen Höhenflug bei den letzten beiden Wahlen wieder spannender werden. 2013 war es noch 4:4 gestanden zwischen der SPÖ (im Burgenland, Kärnten, OÖ und Wien Erste) und der ÖVP (NÖ, Salzburg, Tirol, Vorarlberg). In der Steiermark lag die FPÖ vorne. 2017 hielten sich die Sozialdemokraten nur mehr in ihren Kernländern Burgenland und Wien vorne. Die Freiheitlichen kamen erneut auf einen ersten Platz - diesmal allerdings in Kärnten. 2019 triumphierte dann die ÖVP mit 8:1 über die SPÖ, die FPÖ ging leer aus.

Ausgangslage und Aussichten der Parteien in den einzelnen Bundesländern bei dieser Nationalratswahl:

BURGENLAND (2019: ÖVP 38,26 Prozent/ 2 Mandate, SPÖ 29,38/ 2, FPÖ 17,35/1, Grüne 8,08/0, NEOS 4,88/0)

Im östlichsten Bundesland mit nur 233.738 Wahlberechtigten ist bei der Nationalratswahl ein spannendes Rennen zu erwarten. Bei der vor fünf Jahren zog die ÖVP in der roten Hochburg an der SPÖ vorbei. Seit 1970 war die SPÖ zuvor immer stärkste Partei gewesen. Angesichts der erwarteten Verluste bei der ÖVP könnte die SPÖ wieder Erster werden. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der als einer der gewichtigsten parteiinternen Kritiker von SPÖ-Chef Andreas gilt, fährt im Burgenland eine sehr eigenständige Politik. Daher muss eine SPÖ-Schlappe bei der Nationalratswahl auch nichts für die im Jänner anstehende Landtagswahl bedeuten. Vor fünf Jahren fuhr die SPÖ bei der Nationalratswahl im Burgenland ihr schlechtestes Ergebnis seit 1945 ein. Vier Monate später eroberte Doskozil bei der Landtagswahl 2020 die Absolute zurück. Die FPÖ kann nach dem Absturz bei der letzten Nationalratswahl diesmal wieder mit deutlichen Zuwächsen rechnen. NEOS und die Grünen tun sich im Burgenland traditionell schwer, noch nie gab es für sie ein Mandat.

KÄRNTEN (2019: ÖVP 34,9/4, SPÖ 26,16/3, FPÖ 19,78/2, Grüne 9,51/1, NEOS 6,8/0)

In Kärnten lautete das Duell traditionell Rot gegen Blau - 2019 eroberte aber die ÖVP auch dieses Bundesland. Auch diesmal wird es ein Dreikampf der drei großen Parteien. Mit 34,9 Prozent lag die Volkspartei vor fünf Jahren mehr als acht Prozentpunkte vor der SPÖ von Landeshauptmann Peter Kaiser, die in Kärnten wie in allen Bundesländern ihr historisch schlechtestes Ergebnis einfuhr. Auch langjährige rote Hochburgen wie die Bezirksstädte Villach und St. Veit/Glan wurden türkis eingefärbt. Die FPÖ, die noch 2017 stärkste Partei gewesen war, stürzte bei der Nationalratswahl im Schatten des Ibiza-Skandals in Kärnten fast 12 Prozentpunkte von 31,75 auf 19,78 Prozent ab. Die kleineren Parteien, für die das südlichste Bundesland traditionell ein schwieriges Pflaster ist, waren 2019 relativ erfolgreich. Die Grünen eroberten ein Mandat, die NEOS kamen immerhin auf 6,8 Prozent, in Klagenfurt holten sie sogar 8,4 Prozent.

NIEDERÖSTERREICH (2019: ÖVP 42,32 /15, SPÖ 19,92/7, FPÖ 16,41/6, Grüne 10,96/4, NEOS 7,67/2)

In Niederösterreich mit 1.296.079 Wahlberechtigten sind am meisten Stimmen zu holen - und davon profitierte in den vergangenen 20 Jahren immer die ÖVP am meisten. 2019 erzielte die Volkspartei, die die Landespolitik seit 1945 dominiert, mit 42,32 Prozent das beste Ergebnis seit 2002. Die rund 435.000 erreichten Stimmen machten fast ein Viertel der gesamten ÖVP-Stimmen aus. Die SPÖ rutschte erstmals unter die 20-Prozent-Marke. Die FPÖ stürzte mehr als neun Prozentpunkte auf 16,41 Prozent ab und verlor den 2017 erstmals eroberten zweiten Platz. Grüne und NEOS blieben zwar unter dem bundesweiten Ergebnis, holten aber vier bzw. zwei Mandate.

Diesmal dürften die Freiheitlichen im Heimatbundesland von SPÖ-Chef Babler den zweiten Platz zurückerobern und deutlich näher an die ÖVP heranrücken. In dem vom Hochwasser am meisten betroffenen Bundesland steht die Nationalratswahl im Zeichen der Naturkatastrophe. In den Hintergrund rückte damit im Endspurt des Wahlkampfs zur Nationalratswahl das Sicherheitsthema, um das sich im schwarz-blau regierten Lande prominente Spitzenvertreter von ÖVP und FPÖ matchen. Innenminister Gerhard Karner führt die ÖVP-Landesliste an, Erster auf der blauen Landesliste ist bereits zum zweiten Mal der ursprünglich aus Kärnten stammende FPÖ-Chef Herbert Kickl.

OBERÖSTERREICH (2019: ÖVP 36,75/11 , SPÖ 22,15/7 , FPÖ 17,5/5 , Grüne 13,72/4, NEOS 7,32/2)

Oberösterreich - mit mehr als einer Million Wahlberechtigten der drittgrößte Stimmenpool - gilt als "Trendland" bei Nationalratswahlen. Bei allen Nationalratswahlen seit 1945 war der Erste in Oberösterreich auch österreichweit vorne. Auch 2019 entsprach das Landesergebnis dem Bundestrend: Die ÖVP lag in Oberösterreich mit 36,75 Prozent nur knapp unter ihrem Bundesergebnis (37,46), SPÖ und FPÖ knapp darüber. Die ÖVP, die das Bundesland der SPÖ erst 2017 abgeknöpft hatte, hängte die Sozialdemokraten um mehr als 14 Prozentpunkt ab.

Zu den Gewinnern zählten auch die Grünen (mit fast demselben Ergebnis wie im Bund), die unter anderem in der Landeshauptstadt Linz die Türkisen überholten. Seit 2015 wird das Bundesland schwarz-blau regiert, seit 2017 unter Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Die Volkspartei, die diesmal mit deutlichen Verlusten rechnen muss, zieht mit Klubobmann August Wöginger ins Rennen. Die SPÖ-Landesliste wird von Frauensprecherin Eva Maria Holzleitner angeführt. FPÖ-Spitzenkandidat ist Hermann Brückl.

SALZBURG (2019: ÖVP 46,38/5, SPÖ: 16,36/1, FPÖ 13,69/1, Grüne 12,61/1, NEOS 8,43/0)

In Salzburg liegt seit 2002 immer die ÖVP an erster Stelle bei Nationalratswahlen. Bei der Wahl vor fünf Jahren errangen die Türkisen in dem Bundesland mit 46,38 Prozent ihr bestes Ergebnis österreichweit und ließen SPÖ und FPÖ mehr als 20 Prozentpunkte hinter sich. Der FPÖ, die seit 2023 mit der ÖVP in der Landesregierung von Wilfried Haslauer (ÖVP) sitzt, wird diesmal ein deutlich besseres Ergebnis zugetraut.

Die Volkspartei, die mit Verfassungsministerin Karoline Edtstadler als Spitzenkandidatin ins Rennen geht, dürfte trotz Verlusten den ersten Platz aber verteidigen. Bei der EU-Wahl Anfang Juni lag die ÖVP in Salzburg immerhin noch mehr als fünf Prozentpunkte vor der FPÖ. Für die NEOS, die zwischen 2018 und 2023 in Salzburg erstmals in einer Landesregierung saßen, ist Salzburg traditionell ein gutes Pflaster. Bei der letzten Nationalratswahl schnitten die Pinken leicht überdurchschnittlich ab. Die Landesliste der NEOS wird diesmal vom prominenten Gastronomen Sepp Schellhorn angeführt.

STEIERMARK (2019: ÖVP 38,9/10, SPÖ 19,23/5, FPÖ 18,46/4, Grüne 12,98/3, NEOS 7,1/1)

In der Steiermark ist ein spannendes Rennen zu erwarten, nachdem der Pokal für den ersten Platz bei den letzten Wahlen reihum gereicht wurde. Nach einem jahrzehntelangen schwarz-roten Duell, das meist die SPÖ für sich entschied, errang 2013 erstmals die FPÖ den ersten Platz in der Grünen Mark bei der Nationalratswahl. 2017 und 2019 dominierte die ÖVP im Dreikampf mit Blau und Rot. Nach einem knappen Sieg 2017 färbte sich bei der Wahl vor fünf Jahren die Steiermark tieftürkis, nur in der Obersteiermark hielt die SPÖ in einigen Industriestädten - meist knappe - Mehrheiten. Keine einzige Gemeinde war mehr blau.

Die Grünen eroberten vor fünf Jahren in der Heimat von Bundessprecher Werner Kogler gleich drei Mandate, in Graz wurden sie sogar zweitstärkste Partei hinter der ÖVP. Diesmal dürfte die FPÖ wieder deutlich zulegen, bereits bei der EU-Wahl heuer wurde sie stärkste Kraft und schnitt in der rot-schwarz regierten Steiermark überdurchschnittlich gut ab. Knapp zwei Monate nach der Nationalratswahl wird auch das steirische Landesparlament am 24. November neu gewählt. Der seit 2022 amtierende Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) stellt sich dabei erstmals der Wahl.

TIROL (2019: ÖVP 45,81/6 , SPÖ 13,02/1, FPÖ 14,69/2, Grüne 14,71/2, NEOS 8,86/1)

Alles andere als ein ÖVP-Sieg wäre eine Riesenüberraschung in Tirol, war doch die Volkspartei bei den 23 Nationalratswahlen seit 1945 immer stärkste Partei. Vor fünf Jahren fuhren die Türkisen in dem Bundesland mit 45,81 Prozent nach Salzburg ihr zweitbestes Ergebnis ein. Der Abstand zu FPÖ und SPÖ betrug jeweils mehr als 30 Prozentpunkte, wobei die FPÖ wie überall diesmal deutlich aufholen dürfte. Ein schlechtes Pflaster ist Tirol traditionell für die SPÖ, 2019 erreichte sie nur Platz 4 hinter FPÖ und Grünen. Die Tiroler bescherten der SPÖ mit knapp 13 Prozent zudem das schlechteste Ergebnis aller Bundesländer. Die Grünen schneiden in Tirol traditionell stark ab und errangen 2019 zwei Mandate und damit gleich viele wie die FPÖ.

VORARLBERG (2019: ÖVP 36,62/2, SPÖ 13,14/1, FPÖ 14,71/1, GRÜNE 18,14/1, NEOS 13,56/1)

Auch Vorarlberg ist seit jeher fest in ÖVP-Hand, seit 1945 lag die Volkspartei immer an erster Stelle. Den zweiten Platz dürften diesmal wieder die Freiheitlichen zurückerobern, nachdem sie ihn 2019 an die Grünen verloren hatten. Die Grünen, die seit zehn Jahren gemeinsam mit der ÖVP von Landeshauptmann Markus Wallner in der Landesregierung sitzen, sind traditionell stark im Ländle. 2019 kamen sie auf 18,14 Prozent - nach Wien das beste Ergebnis österreichweit. Wie damals führt die Nationalratsabgeordnete Nina Tomaselli bei dieser Wahl erneut die Landesliste an.

Eine Hochburg ist Vorarlberg auch für die NEOS - und das änderte sich auch nach dem Abgang des aus Vorarlberg stammenden Parteigründers Matthias Strolz nicht. 2019 erreichten die Pinken mit 13,56 Prozent ihr bundesweit bestes Ergebnis und kamen auf Platz 4 noch vor der SPÖ, die in Vorarlberg ähnlich wie in Tirol schwach ist. Der Nationalratswahlkampf fällt diesmal mit dem Landtagswahlkampf zusammen. Denn nur zwei Wochen nach der Nationalratswahl wird der Landtag in Vorarlberg gewählt. Der ÖVP kam in Vorarlberg im Laufe des Nationalratswahlkampfs ihr Zugpferd abhanden. Listenerster Finanzminister Magnus Brunner ist als designierter EU-Kommissar schon auf dem Sprung nach Brüssel.

WIEN (2019: ÖVP 24,63/8, SPÖ 27,11/8, FPÖ 12,83/4, GRÜNE 20,69/6, NEOS 9,86/3)

Die Bundeshauptstadt ist mit 1.127.958 Wahlberechtigten nach Niederösterreich das zweitgewichtigste Bundesland. Von den vielen Stimmen profitiert bisher stets die SPÖ am meisten. Zwar sackten die Sozialdemokraten 2019 auch in Wien auf ihr historisch schlechtestes Ergebnis ab, holten mit 27,11 Prozent aber immer noch ein Ergebnis weit über dem Bundesschnitt von 21,18. Auch diesmal wird die Partei von Bürgermeister Michael Ludwig in Wien den ersten Platz wohl halten.

Die ÖVP, die sich im roten Wien seit jeher schwer tut, rückte vor fünf Jahren so nah wie noch nie zuvor an die SPÖ heran. Nach Ende des türkisen Höhenflug unter Sebastian Kurz könnte nun die FPÖ den zweiten Platz zurückerobern, den sie 2017 an die Volkspartei verloren hatte. Auch für Grüne und NEOS ist Wien ein wichtiges Wählerreservoir. Bei der letzten Nationalratswahl holten die Grünen hier ihr erstes Ergebnis über der 20er-Marke. In zehn - vor allem innerstädtischen Bezirken - wurden sie stärkste Partei. Auch die NEOS, die seit 2020 in der Stadtregierung mit der SPÖ sitzen, schnitten besser als im Bundesschnitt ab.

(APA/Red)

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