Beate Meinl-Reisinger erlebt 2024 ihre zweite Nationalratswahl als NEOS-Spitzenkandidatin. Mehr zur pinken Parteichefin erfahren Sie hier.
Da für die anschließende Regierungsbildung diesmal ein dritter Koalitionspartner vonnöten sein könnte, ist für die NEOS erstmals eine Regierungsbeteiligung in Griffweite. Für die resolute pinke Frontfrau ist das freilich eine willkommene Herausforderung.
Meinl-Reisinger folgte auf Strolz
An Herausforderungen arm ist das bisherige politische Leben der 46-jährigen Wienerin ohnehin nicht. Fällt in diese Kategorie neben dem Aufbau der NEOS als Gründungsmitglied jedenfalls auch die Übernahme des Vorsitzes nach dem überraschenden Rückzug von Matthias Strolz im Mai 2018. War das nicht schon Aufgabe genug, wurde Meinl-Reisinger kurz nach ihrer Kür zur Parteichefin schwanger. Aber auch das löste die Juristin zielstrebig. Sie nahm sich nach der Geburt der dritten Tochter nur wenige Wochen Auszeit und ihr Mann, ein Richter, ging in Karenz.
Alle Zweifel, ob die NEOS auch ohne ihr schillerndes Zugpferd Strolz reüssieren werden, wischte Meinl-Reisinger vom Tisch. Die eifrige Sportlerin, die dafür bekannt ist, ein großes Pensum gehen zu können, bewies Durchhaltevermögen und führte die Partei mit klaren Vorstellungen und durchaus resolut. Trotz einiger - vor allem regionaler - Durchhänger und Rückschläge zeigte der Pfad der Pinken insgesamt nach oben. Bei ihrem ersten Antritt als Spitzenkandidatin bei der Nationalratswahl 2019 verzeichnete man zwar mit 8,1 Prozent das bis dahin beste Ergebnis, für eine Koalition mit dem damaligen Wahlsieger ÖVP gab es jedoch keine Mehrheit.
Kehrtwende bei Meinl-Reisinger
Also konzentrierte sich Meinl-Reisinger auf das, was man bei den NEOS sowieso gut gelernt hat: nämlich Oppositionsarbeit. Vor allem bei den klassischen Feldern wie Bildung, Standortpolitik, Budget oder Reformbedarf in Sachen Föderalismus meldete sich die für ihre prägnanten, bisweilen auch deftig vorgetragenen Ansagen bekannte pinke Frontfrau zu Wort. Was den Bereich Migration und Integration anbelangt, legte die 46-Jährige eine wahrnehmbare Kehrtwende hin und scheute zuletzt weder eine Wertedebatte noch die Abschiebung straffälliger Asylwerber.
Buch im Jahr der Nationalratswahl vorgelegt
Je näher der Tag der rückt, desto konzilianter zeigte sich Meinl-Reisinger gegenüber den Mitbewerbern. Mit einem Podcast unter dem Titel "Was gemeinsam geht." lotete die NEOS-Klubobfrau mit verschiedenen Persönlichkeiten aus anderen politischen Lagern Gemeinsamkeiten aus. Zum Drüberstreuen legte sie im heurigen Wahljahr ein Buch mit dem Titel "Wendepunkt - Wie wir das wieder hinkriegen" vor. Triebfeder dafür sei die Sorge gewesen, "wie es weitergeht", aber auch Lösungen bietet die NEOS-Chefin darin an - Lösungen, die es am besten in einer Regierungsbeteiligung umzusetzen gilt.
Meinl-Reisinger mit ÖVP-Vergangenheit
Das politische Handwerk gelernt hat Meinl-Reisinger in der ÖVP. Unter anderem assistierte sie Othmar Karas im EU-Parlament und war Mitglied des Kabinetts von Familienstaatssekretärin Christine Marek (ÖVP). Doch die Volkspartei wurde ihr wie eben auch Strolz zu eng. Daher entschied man sich, die NEOS aus der Taufe zu heben. Nach der Parteigründung im Jahr 2012 gelang dann auch gleich beim ersten Antreten bei der Nationalratswahl 2013 der Einzug. Meinl-Reisinger fungierte danach bis 2015 als Klubobmann-Stellvertreterin.
8,1 Prozent bei letzter Nationalratswahl
2015 führte sie dann trotz einer für die NEOS ungünstigen Stimmungslage die Partei sicher in den Wiener Landtag. Weniger groß fiel der Erfolg für die NEOS bei der Nationalratswahl im Jahr 2017 aus, bei der Meinl-Reisinger die Landesliste in Wien anführte. An ihrem Selbstbewusstsein geknabbert hat das nicht. Meinl-Reisinger verzichtete auf ihr Mandat im Nationalrat und warf sich zurück in die Wiener Landespolitik, wo sie sich mit Herzblut der Oppositionsarbeit in der Stadt widmete, bis sie im Juni 2018 zur neuen Bundesvorsitzenden gekürt wurde. Bei der Nationalratswahl 2019 steigerten sich die Pinken unter ihrer Spitzenkandidatur auf 8,1 Prozent, bei der im vergangenen Juni schließlich auf 10,1 Prozent. Damit soll, geht es nach Meinl-Reisinger, der Plafond aber noch nicht erreicht sein.
Zur Person: Beate Meinl-Reisinger, geboren am 25. April 1978 in Wien, verheiratet, drei Kinder. Abgeschlossenes Jus-Studium. Politische Tätigkeit u.a. als Assistentin des ÖVP-EU-Abgeordneten Othmar Karas sowie als Kabinettsmitglied bei Familienstaatssekretärin Christine Marek (ÖVP). 2012 Mitbegründung der NEOS, wo sie zunächst als stellvertretende Vorsitzende und Wiener Landeschefin fungiert. Von 2013 bis 2015 Abgeordnete im Nationalrat, nach erfolgreicher Spitzenkandidatur bei der Wien-Wahl Landtagsabgeordnete. Spitzenkandidatin der Wiener Landesliste bei der Nationalratswahl 2017, im Mai 2018 als Parteichefin nominiert, am 23. Juni 2018 von der Mitgliederversammlung gewählt. Seitdem zweimal als Parteichefin bestätigt, zuletzt im Juli mit 91 Prozent.