Wer sind eigentlich unsere Europaabgeordneten? Wer hier ratlos ist, dem kann das EU-Lexikon zu diesem Thema weiterhelfen.
Die Abgeordneten des Europaparlaments weisen zum Teil sehr unterschiedliche Hintergründe auf: Unter den EU-Parlamentariern in Straßburg finden sich ebenso langjährige Politikerinnen und Politiker wie Quereinsteiger aus den verschiedensten Lebensbereichen. Selbst Prominente zieht es immer wieder in die EU-Volksvertretung.
Wie hoch ist der Frauenanteil im Europaparlament?
Der Frauenanteil im gesamten Europaparlament betrug zuletzt 39,8 Prozent. Bei der ersten Direktwahl des EU-Parlaments im Jahr 1979 waren nur 16,6 Prozent der Sitze von Frauen besetzt. Österreich liegt aktuell mit sieben Frauen von 19 heimischen Abgeordneten etwas unter dem EU-Schnitt (36,8 Prozent). Die derzeitige österreichische Frauenquote im EU-Parlament liegt auch unter jener zuhause: Von den 183 Abgeordneten des Nationalrats sind 74 Frauen, das entspricht 40,44 Prozent. Am höchsten ist der Frauenanteil derzeit unter luxemburgischen EU-Abgeordneten (66,7 Prozent), am niedrigsten bei den rumänischen (15,2 Prozent). Betrachtet man alle 92 Abgeordneten, die seit 1995 für Österreich im Europaparlament saßen, fällt die Bilanz zugunsten der Männer aus: 56 männliche Mandatare stehen 36 Frauen (39,1 Prozent) gegenüber.
In welchem Alter sind die Europaabgeordneten?
Das Durchschnittsalter der österreichischen Europaabgeordneten lag in der zu Ende gehenden Legislaturperiode bei 51 Jahren. Das ist knapp unter dem europäischen Schnitt von 53 Jahren. Das Alter der österreichischen Mandatare ist rein statistisch betrachtet seit dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 gestiegen. Damals betrug das Durchschnittsalter der Österreicher im Europaparlament 47 Jahre. Den höchsten Altersschnitt weist derzeit die Delegation aus Litauen (65) auf, den niedrigsten jene aus Schweden (47). Die jüngste EU-Parlamentarierin ist aktuell mit 26 Jahren Kira Marie Peter-Hansen, eine Grüne aus Dänemark. Ältester ist mit 83 Jahren der frühere EU-Parlamentschef und polnische Ex-Ministerpräsident Jerzy Buzek (EVP).
Welchen Bildungsweg haben Europaabgeordnete eingeschlagen, aus welchen Bereichen kommen Quereinsteiger?
Rund zwei Drittel der bisher 92 österreichischen EU-Abgeordneten können einen akademischen Abschluss vorweisen. Die zuvor ausgeübten Berufe sind dabei sehr unterschiedlich: Neben Berufspolitikern sind Landwirte (Thomas Waitz/Grüne, Alexander Berhuber/ÖVP) ebenso darunter wie Gewerkschafterinnen (Evelyn Regner/SPÖ), Unternehmerinnen (Angelika Winzig/ÖVP), Journalistinnen und Journalisten (Wolfram Pichner/ÖVP, Eugen Freund/SPÖ, Hans-Peter Martin/Liste Martin, Karin Resetarits/Liste Martin/LIF, Peter Sichrovsky/FPÖ, Ursula Stenzel/ÖVP). Auch so manche Prominente aus der Kultur-, Sport- und Medienwelt haben ihren Weg ins Europaparlament gefunden. Zu nennen wären etwa der tschechische Kosmonaut Vladimir Remek, der griechische Fußball-Europameister Theodoros Zagorakis, der finnische Ralleyweltmeister Ari Vatanen, der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messer und die slowakische Eishockey-Legende Peter Stastny. Für die österreichischen Grünen saßen Fernsehköchin Sarah Wiener und Schauspielerin Mercedes Echerer im EU-Parlament.
"Hast du einen Opa, dann schick ihn nach Europa", lautet ein gängiges Sprichwort. Ist da etwas dran?
Die Wahl ins Europaparlament ist nicht notwendigerweise die Endstation der Berufslaufbahn. Unter den Österreichern gibt es viele Beispiele dafür, dass Abgeordnete eine politische oder fachliche Karriere nach ihrer Tätigkeit in Straßburg weiterverfolgten: Karoline Edtstadler (ÖVP) als Europa- und Verfassungsministerin, Maria Berger (SPÖ) als Justizministerin und EuGH-Richterin, Ulrike Lunacek (Grüne) als Kunst- und Kulturstaatssekretärin, Elisabeth Köstinger (ÖVP) als Nationalratspräsidentin und Tourismus- bzw. Landwirtschaftsministerin, Susanne Riess-Passer (FPÖ) als Vizekanzlerin und Managerin, Michael Spindelegger (ÖVP) als Außenminister, Vizekanzler und Bundesparteiobmann, Angelika Mlinar (NEOS) als Kohäsionsministerin und Diplomatin in Slowenien, Mathias Reichhold (FPÖ) und Jörg Leichtfried (SPÖ) jeweils als Verkehrsminister sind hier exemplarisch genannt. Mehrere spätere Regierungschefs und Präsidenten wie Alexander Stubb (Finnland), Kaja Kallas (Estland), Borut Pahor (Slowenien) oder Andrej Plenković (Kroatien) hatten sich vor dem Durchbruch in der nationalen Politik als EU-Abgeordnete ihre Sporen verdient. Auch Lega-Chef Matteo Salvini saß mehrere Jahre lang im Europaparlament, ehe er italienischer Innenminister und Vizepremier wurde. Die längste Amtszeit im EU-Parlament weist unter den Österreichern Othmar Karas (ÖVP) auf: Er ist seit 1999 EU-Abgeordneter und tritt bei dieser Wahl nicht mehr an.