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Strache: "Lassen uns nicht mehr über den Tisch ziehen"

16-09-2017, 17:45

KURIER: Herr Parteiobmann, für wie wahrscheinlich halten Sie, dass die FPÖ wieder einer Regierung angehört?

Heinz-Christian Strache: Aus der historischen Erfahrung heraus müssen wir davon ausgehen, dass eine Kombination aus Schwarz und Rot am wahrscheinlichsten ist. Da stehen Kammer-, Bünde- und Sozialpartnerinteressen dahinter. So lange die beiden eine Mehrheit haben, werden sie es weiter machen.

Sie sagen stets, Sie seien äquidistant zu SPÖ und ÖVP. Aber sind Sie das inhaltlich wirklich?

Wir wissen aus Erfahrung, dass die ÖVP vor Wahlen alles verspricht, und dann das Gegenteil macht. Das wird mit Sebastian Kurz wohl nicht anders werden. Manchmal habe ich das Gefühl, er wollte eigentlich nur Klassensprecher werden, und dann ist das Ganze eskaliert. Aber ja, es gibt inhaltliche Schnittstellen mit der ÖVP, in der Gesellschafts- und Familienpolitik und bei der Sicherheitspolitik. Mit der SPÖ haben wir Schnittstellen in der Sozial-, Gesundheits- und Infrastrukturpolitik.

Sie waren ja Zeitzeuge der früheren schwarz-blauen Koalition. Welche Lehren haben Sie daraus gezogen?

Am 15. Oktober wird man sehen, ob es die historische Chance überhaupt gibt, dass wir wieder in Regierungsverantwortung treten. Bei Regierungsverhandlungen werden wir uns treu bleiben. Wir werden kein Programm akzeptieren, das nicht unsere Handschrift trägt. Weitermachen wie bisher, nur in einer anderen Farbkonstellation, wird es nicht geben. SPÖ oder ÖVP, eine der beiden Parteien wird bereit sein müssen, ans Eingemachte zu gehen. Wir werden auf direkter Demokratie bestehen, beispielsweise bei CETA. Wir werden niemanden zum Kanzler machen, der aus einer schwächeren Partei kommt als wir. Und ich werde als Spitzenkandidat die Verantwortung für die Verhandlungen und die Zeit danach übernehmen.

Das heißt, Sie werden Kanzler oder Vizekanzler?

Sicher. Ich stelle mich ja auch als Spitzenkandidat der demokratischen Bewertung durch die Bürger.

Gibt es ein Wunschressort?

Jedes Ressort ist wichtig, aber das Innenministerium wäre eine FPÖ-Kernaufgabe in der Sicherheitspolitik.

Kanzler Schüssel stand damals für soziale Kälte. Leiten Sie daraus etwas für die Zukunft ab?

Selbstverständlich. Schüssels Kurs war der Auslöser für den Aufstand von Knittelfeld. Die FPÖ hatte Parteitagsbeschlüsse für Pflegekräfte und Pensionisten, aber das damalige FPÖ-Regierungsteam hat lieber Eurofighter gekauft. Diesmal lassen wir uns sicher nicht mehr über den Tisch ziehen.

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