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Nächster Kurz-Film: "Politik war für Sebastian nie nur ein Job"

21-09-2023, 15:29

Der dritte Film über den ehemaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz dauert rund eine Stunde.

Der dritte Film über Ex-Kanzler Sebastian Kurz ist am Donnerstag auf der Streaming-Plattform vimeo.com gestartet. Das gut eine Stunde dauernden Porträt des kroatischen Regisseurs Jakov Sedlar ergeht sich positiven Superlativen über den ehemaligen ÖVP-Chef, der als "Personifikation des österreichischen Charismas" und "Idol für Konservative auf der ganzen Welt" beschrieben wird.

Die von Sedlar gestaltete Dokumentation startet am selben Tag wie der eher kritisch angelegte Kinofilm des österreichischen Regisseurs Kurt Langbein ("Projekt Ballhausplatz), der am Mittwoch vor einer Woche Premiere feierte. Anders als bei Langbein kommen bei Sedlar keinerlei kritischen Stimmen zu Wort. Der Streifen toppt in seiner unkritischen Sichtweise vielmehr auch den Kinofilm von Regisseur Sascha Köllnreiter ("Kurz - der Film"), dem Beobachter attestiert hatten, eher für PR-Zwecke für Kurz dienlich zu sein.

Sedlars 63-minütige Hommage besteht aus einer Aneinanderreihung von Imagevideos und Standbildern aus der Ära Kurz, unterbrochen von Interviews mit dem Ex-Kanzler selbst und einigen ausgewählten Beobachtern. Laut dem Narrativ glänzte Kurz schon in der Kindheit mit Außergewöhnlichem: "Den Kindern seines Alters weit voraus. Er konnte mit zehn Monaten gehen und er sprach ganze Sätze mit einem Jahr", heißt es gleich zu Beginn in dem von Hollywood-Schauspieler Armand Assante gesprochenen englischsprachigen Off-Text.

"Politik war für Sebastian nie nur ein Job"

Der Sprecher nennt dabei den Ex-Politiker fast durchgehend jovial mit dessen Vornahmen "Sebastian", die Bewunderung für sein Wirken wird unumwunden zur Schau gestellt: "Er stellte eine echte Alternative zu den typischen Politikern dar, denn trotz seiner Jugend war Sebastian ein kluger Schöpfer einer neuen, modernen Politik", erfährt man etwa. "Politik war für Sebastian nie nur ein Job, es war eine Berufung. Für etwas, dass ihn vom Aufstehen bis in die Nacht komplett erfüllte."

Auch habe Kurz gar nicht anders können, als in die Politik einzusteigen, denn: "Irgendwie hat das Flair des Think Tanks der Politischen Akademie der ÖVP zufällig auf das Haus der eigenen Familie abgefärbt. Es muss an Sebastian im Lauf der Zeit weitergegeben worden sein und ihn mit der Zeit einvernommen haben, da er selber nie Politiker werden wollte, wie er oft erklärte."

In den "Geschichtsbüchern" werde über die politische Ära Kurz stehen, dass er als junger Politiker "eine neue Politik für das 21. Jahrhundert" geschaffen habe, heißt es im Film. Kurz selbst darf den "Kampf gegen illegale Migration und für mehr Sicherheit" sowie den Kampf für "mehr Leistungsgerechtigkeit" als größte Errungenschaften seiner Ära hervorstreichen.

Breiten Raum nehmen Bilder von Kurz internationalen Kontakten sowie sein Einsatz für den Kampf gegen Antisemitismus und die Beziehung zu Israel ein. David Harris, ehemaliger Präsident des Amerikanischen Jüdischen Komitees sagt dabei etwa, Kurz sei in die Geschichte eingegangen, denn als er Kanzler wurde, habe es ein klares "Ja" zum israelischen Staat gegeben - davor sei das nicht der Fall gewesen. Der ehemalige US-Botschafter in Österreich, Trevor Traina, attestierte Kurz, er habe Österreich international wieder "relevant" gemacht.

Thema Ibiza nur kurz angeschnitten

Das Thema Ibiza wird nur kurz angeschnitten ("Dann, an einem Tag im Mai 2019, tauchte ein Video eines Vizekanzlers auf"), ohne Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache beim Namen zu nennen. Auch der Rücktritt von Kurz wird lediglich rudimentär gestreift und die Anzeigen der Opposition als Grund für die Ermittlungen genannt. Seitens der heimischen Politik kommt nur die enge Weggefährtin des ehemaligen ÖVP-Chefs Elisabeth Köstinger zu Wort.

Auch die Möglichkeit einer Rückkehr von Kurz in die Politik wird angeschnitten - und durchaus begrüßt. Ex-Botschafter Traina meint, Kurz müsse nun die Ermittlungen gegen ihn abwarten, bis sein Name "reingewaschen" sei. Und er rechne damit, dass Kurz künftig etwa eine Rolle auf EU-Eben spielen könnte.

Sedlar machte keinen Hehl aus Bewunderung für Kurz

Regisseur Sedlar machte Tags zuvor auch keinen Hehl aus seiner Bewunderung für den Ex-Kanzler: Kurz sei eine "charismatische Persönlichkeit", heutzutage fehle es an solchen Charakteren, sagte er zur APA. Er wisse zwar nicht, ob Kurz vorhabe, in die Politik zurückzukehren werde - fände es aber gut "für Europa und die Welt". Das Drehbuch für den Kurz-Film stammt von der Journalistin Judith Grohmann, die 2019 eine autorisierte - freundliche - Biografie über Kurz verfasst hat.

Sedlar drehte seit den 1980er-Jahren zahlreiche Dokumentarfilme. Für Kontroversen sorgte 2016 sein Film "Jasenovac - the truth" über das gleichnamige Vernichtungslagers des faschistischen kroatischen Ustascha-Staates NDH (1941-1945). Kritiker warfen dem Regisseur einen selektiven Blick auf die Geschichte und eine Verharmlosung der Verbrechen der Ustascha vor.

Sedlars Film könnte nicht er letzte mit einem Konnex zu Kurz bleiben. Wie am Donnerstag bekannt wurde, gibt es bei der E&A Film Gmbh aus Wien ein Projekt mit dem Titel "Ganz Kurz Kanzler", dabei soll es sich um eine Komödie handeln. Ob das Projekt tatsächlich auch umgesetzt wird, war auf APA-Anfrage vorerst nicht zu erfahren.

(APA/Red)

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