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Bildungsreform à la Kurz: Ethikunterricht, Deutschklassen und Staatskunde

13-09-2017, 10:01

Sebastian Kurz macht es spannend: Anstatt sein Wahlprogramm - wie die anderen Parteien - in einem Aufwaschen zu präsentieren, macht er daraus eine Triologie. In Teil 1, der vor einigen Wochen präsentiert wurde, geht es um das (Motto: "Neue Gerechtigkeit und Verantwortung"), heute, Mittwoch, folgte der zweite Teil: "Aufbruch & Wohlstand".

Der Chef der neuen Volkspartei setzte dabei vier Schwerpunkte: Bildung, Bürokratieabbau und Stärkung der Unternehmer, Forschung und Digitalisierung, Umwelt und Energie.

Schwerpunkt Bildung

Ins Auge stechen bei dem 93-seitigen Papier vor allem die Pläne zum Thema Bildung: Erst Ende Juni hatte sich die ÖVP - schon mit ihrem neuen Chef Kurz - zu einem Ja zur Bildungsreform durchgerungen und gemeinsam mit SPÖ und den Grünen einen Beschluss im Nationalrat mitgetragen. Die monatelangen Verhandlungen hatten mehr Schulautonomie und mehr Förderungen für Brennpunktschulen als Ergebnis.

Jetzt präsentiert Kurz, wie das Bildungssystem reformiert würde, hätte die ÖVP das Sagen:

Die Kinderbetreuung müsse flächendeckend ausgebaut werden, zusätzlich ist Kurz für die Einführung eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres - eine Forderung, die ÖVP-Ministerin Sophie Karmasin bis dato gestellt, aber nicht umgesetzt hat. Die Einschränkung: "Für jene, die es brauchen", also für Kinder mit keinen oder mangelnden Deutschkenntnissen.

Digitale und kulturelle Kompetenzen sollen verstärkt werden. So sollen digitale Grundkompetenzen etwa schon in der Volksschule vermittelt werden. Für alle, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, soll es einen verpflichtenden Ethikunterricht geben. Zusätzlich soll der Umgang mit Geld in der Schule gelehrt werden. 

Thema Deutschklassen: Kurz fordert ja seit Längerem, dass jene, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, erst in eigenen Förderklassen unterrichtet werden, bevor sie in den Regelunterricht kommen. Zusätzlich solle es mehr Lehrer mit Migrationsunterricht geben, die als Integrationsvorbild dienen könnten. Neu ist, dass Kurz ein neues Pflichtfach vorschlägt: In "Staatskunde" soll ab der 5. Schulstufe staatliche Grundwerte Österreichs vermittelt werden.

Für die Hochschulen wollen die Türkissen flächendeckende Zugangsregelungen - eine äußerst umstrittene Forderung. Zuletzt wurde über Beschränkungen in überfüllten Studien mit hoher Drop-Out-Quote diskutiert. Ziel ist, "bis 2025 mehrere Unis unter die Top 100 der Welt zu bringen", heißt es da im Programm.

Das Programm sieht ein durchgängiges System vom Kindergarten bis zur Hochschule vor. Ob dann auch der vieldiskutierte Vorschlag, das Familienministerium abzuschaffen und ein großes Bildungsministerium zu machen, berücksichtigt wird, geht aus dem vorliegenden Papier nicht hervor.

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