Am Samstag eskalierte der Machtkampf zwischen der Söldnertruppe Wagner und Moskau zunehmend. Politikwissenschafter Gerhard Mangott spricht von einer "klaren Kampfansage" an Putin.
Es sei eine "klare Kampfansage an die militärische und die politische Führung des Landes", so Gerhard Mangott, österreichischer Politikwissenschaftler, im Gespräch mit der APA. Sollten sich Teile der regulären Armee mit der Söldnertruppe solidarisieren, habe Putin ein "sehr großes Problem", so Mangott. Weiters warnt er bezüglich Atomwaffen vor einer politischen Instabilität.
Der Vormarsch der russischen Söldnertruppe unter Jewgeni Prigoschin könne die Kampffähigkeit Russlands an der ukrainischen Front schwächen, so Mangott. Aufmerksamkeit und Kampfkraft werden durch die Rebellion von dort abgezogen. Die Rebellion stelle einen massiven Angriff auf Putins Autorität im Staat dar und könne sich zu einem Konflikt in der politischen Elite des Landes auswachsen. Sollte sich die innere Krise verschärfen, könne es auch zu einer Schwächung der russischen Verteidigungskapazität in der Ukraine kommen, so der Politikwissenschaftler. Gleichzeitig warnt er vor einem militärisch ausgetragenem Machtkampf in Russland und verweist auf 6.000 nukleare Sprengköpfe.
Erfolgsentscheidend für den Vorstoß der
Söldnertruppe sei vor allem die mögliche Solidarisierung der russischen
Soldaten mit den Söldnern. Dafür gebe es derzeit aber noch keine
Anzeichen. Prigoschin habe die Rationalität des Ukraine
Krieges, die Begründungen Putins für die Invasion, offen in Frage
gestellt und sich gegen die Militärführung Russlands aufgelehnt. Der
Anführer der Söldnertruppe Wagner werfe der russischem Militärführung
Inkompetenz, fehlende Strategie und Taktik vor und beklage, dass
russische Soldaten "als Kanonenfutter verheizt werden".
Grund für
den Machtkampf sei eine vor drei Wochen beschlossene Verordnung des
russischen Verteidigungsministeriums, dass sich alle paramilitärische
Formationen dem Verteidigungsministerium unterstellen müssen, erklärt
Mangott. Der Anführer der Söldnertruppe lehne dies jedoch ab. Dieser
Autoritätskonflikt hat sich in den letzten Wochen zugespitzt und ist nun
offen eskaliert. "Putin hat in den letzten Monaten eklatantes
Führungsversagen gezeigt. Progoschin hat wiederholt rote Linien
überschritten, aber Putin hat ihn gewähren lassen und ihn nicht
zurechtgestutzt."
Kämpfer der von Prigoschin geführten
Söldnertruppe Wagner haben nach eigenen Angaben die Grenze nach Russland
überquert und kontrollierten am Samstag einem Insider aus russischen
Sicherheitskreisen zufolge die militärischen Einrichtungen der Stadt
Woronesch 500 Kilometer südlich von Moskau. Das Ziel sei anscheinend die
russische Hauptstadt, erklärte das britische Verteidigungsministerium.