In einem offenen Brief fordert eine Gruppe von Eltern und Vertretern aus Medizin und Psychotherapie von der Politik eine Kehrtwende bei der Sexualpädagogik an Schulen.
Man befürchte angesichts der aktuellen Vorgaben etwa in Erlässen und den neuen Lehrplänen des Bildungsministeriums, aber auch den WHO-Sexualaufklärungsstandards in Europa eine "Gefährdung des Kindeswohls", heißt es in dem Schreiben, zu dem auch eine Petition gestartet wurde.
Warnung vor"subtiler Entgrenzung zwischen Erwachsenen- und Kindersexualität"
Die Initiatorinnen und Initiatoren warnen vor einer "subtilen Entgrenzung zwischen Erwachsenen- und Kindersexualität". So fordere etwa der Grundsatzerlass des Bildungsministeriums, dass mit Kindern und Jugendlichen über alle Themen rund um Beziehung und Sexualität gesprochen werde. "Aufgrund unserer langjährigen Arbeit mit Kindern müssen wir dieser Haltung vehement widersprechen." Die natürliche Schamgrenze der Kinder und Jugendlichen müsse geachtet werden, heißt es in dem Schreiben an mehrere Regierungsmitglieder, die Bildungslandesrätinnen und -räte sowie die Klubobleute der Nationalratsparteien.
Initiatoren warnen vor reflexiver Geschlechterpädagogik
Die Initiatoren warnen außerdem vor
reflexiver Geschlechterpädagogik, da eine "proaktive, einseitige
Handhabung von Diversitätsthemen" zu "Überforderung und weitreichenden
psychosozialen Folgeschäden" führe. Außerdem widerspreche eine Anleitung
in jegliche Richtung dem Indoktrinationsverbot.
Löwenmamas und Löwenpapas unter den Erstunterzeichnern
Die Initiatoren - unter den Erstunterzeichnern wird etwa die Elterninitiative Löwenmamas und Löwenpapas, die sich zuletzt gegen engagiert hatte, genannt - fordern von den Adressaten ein öffentliches Bekenntnis dazu, die Grundsatzerlässe "im Sinne des Kindeswohls anzupassen" und sich klar abzugrenzen von einer "sexualpädagogischen Ideologie", "die entgegen allen entwicklungspsychologischen Erkenntnissen Kinder und Jugendliche für sich instrumentalisiert".
Grundsatzerlass zur Sexualpädagogik gilt seit 1970
In Österreich gilt seit 1970 ein
Grundsatzerlass zur Sexualpädagogik an Schulen. 2015 wurde er stark
überarbeitet und teils vollkommen neu gestaltet, was für Proteste
konservativer Gruppen sorgte. So wurde in der Neufassung etwa der Bezug
auf "sittliche Normen" gestrichen. Sexualpädagogik soll sich heute
vielmehr "am Prinzip der Gleichstellung der Geschlechter sowie der
Vielfalt der Lebensformen (z. B. sexuelle Orientierung,
Geschlechteridentitäten) orientieren".
Schulexterne Vereine müssen in Webtool von Ministerium gelistet sein
Seit diesem Jahr können
schulexterne Vereine außerdem nur noch dann für Aufklärungsarbeit in den
Unterricht geholt werden, wenn sie in einem Webtool des
Bildungsministeriums gelistet sind. Dafür müssen sie sich einer
Begutachtung unterziehen, aus der Liste ausgeschlossen wird aber
niemand. Ursprünglich war eigentlich eine Akkreditierung als
Voraussetzung geplant. Hintergrund des neuen Verfahrens sind die
Diskussionen um den auch an Schulen tätigen christlichen
Sexualkundeverein TeenSTAR. Ende 2018 war bekannt geworden, dass in
dessen Schulungsmaterialien u.a. Homosexualität als heilbares
Identitätsproblem und Selbstbefriedigung als schädlich dargestellt
wurden. Außerdem wurden kein Sex vor der Ehe und natürliche
Empfängnisverhütung propagiert. Mittlerweile wurden die Materialien laut
dem Verein längst überarbeitet.