Mit "chaotischen Einstiegsbedingungen" untergrabe Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) seine eigene Werbekampagne für mehr Lehrkräfte, warnte SLÖ-Chef Thomas Bulant. Im Bildungsministerium spricht man von einem "onboarding in den Schulalltag".
Mit "chaotischen Einstiegsbedingungen" untergrabe Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) seine eigene Werbekampagne für mehr Lehrkräfte, warnte SLÖ-Chef Thomas Bulant. Im Bildungsministerium spricht man von einem "onboarding in den Schulalltag".
Hintergrund von Bulants Kritik sind die Änderungen der Induktionsphase mit der Dienstrechtsnovelle im vergangenen Sommer. Damals wurde beschlossen, dass Junglehrer - noch bevor sie ihre Stelle antreten, möglichst im August - Einführungslehrveranstaltungen absolvieren müssen. Die bisherigen begleitenden Lehrveranstaltungen an den Pädagogischen Hochschulen (PH) während der Induktionsphase, der Berufseinführung durch erfahrene Lehrer an den Schulen, im Ausmaß von 24 Stunden fallen dafür weg.
Vorgesehen sind 40 Stunden (fünf Kurstage) Einführungslehrveranstaltung für jene, die den Bachelor bzw. Master der Lehramtsausbildung abgeschlossen haben. 80 Stunden sind es für Quereinsteiger oder Lehramtsstudierende, die schon vor dem Bachelor-Abschluss in der Klasse stehen. Die Absolvierung dieser Kurse ist Voraussetzung dafür, dass man überhaupt einen Vertrag bekommen kann.
Bereits im Oktober habe das Ministerium aber "aufgrund massiver Kritik" das Ausmaß für bereits unterrichtende Lehramtsstudierende ebenfalls auf 40 Stunden gekürzt, so Bulant. Immerhin wäre im laufenden Schuljahr ohne diese Gruppe abseits von Kärnten in Österreichs Schulen gar kein regulärer Unterricht möglich gewesen, so der Lehrervertreter zur APA.
Nun habe das Ministerium allerdings angekündigt, dass künftig PHs auf Basis eines Induktionshandbuchs über Anrechnungen und damit über den Dienstvertrag bzw. die Weiterverwendung der jungen Lehrkräfte entscheiden sollen. "Minister Polaschek will die Spielregeln für die Junglehrer:innen jetzt erneut ändern", zeigte sich Bulant in einer Aussendung empört. Er übt auch generell Kritik daran, dass Studierende und Absolventen von Lehramtsstudien vor Dienstantritt "einen Schnellsiederkurs in Schulrecht und Unterrichtsmethodik" abschließen müssen.
"Lehramtsstudierende fühlen sich gefrotzelt, wenn sie Kurse über Inhalte zu besuchen haben, die im Studium Kernthemen sind", so Bulant. "Die Absolvierung dieser Kurse als Bedingung für einen Dienstvertrag gesetzlich zu fixieren, führt jede Werbekampagne um neue Lehrer*innen ad absurdum." Für ihn sind die Kurse vor Dienstantritt aber auch eine "Zumutung für die Steuerzahler". Immerhin sollten Schulrecht und das Unterrichten in einem so langen Studium (vier Jahre Bachelor, ein bis zwei Jahre Master) abgedeckt sein.
Auf die inhaltliche Kritik ging man im Bildungsministerium auf APA-Anfrage nicht ein. Mit den ein- bis zweiwöchigen Einführungsveranstaltungen bekämen Junglehrerinnen und Junglehrer erstmals vor dem eigentlichen Start an der Schule "noch wertvolle fachliche Grundlagen durch die Pädagogische Hochschule in Abstimmung mit den Bildungsdirektionen in dem jeweiligen Bundesland", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme am Donnerstag.
(APA/Red)