Acht Parteien treten am Sonntag bei der Landtagswahl in Salzburg an. Das sind die Spitzenkandidaten im Kurzporträt.
Unter den Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der acht Parteien sind nur drei "alte Hasen": Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der die ÖVP bereits zum vierten Mal als Erster auf der Liste in die Wahl führt, sowie FPÖ-Chefin Marlene Svazek und KPÖ-Plus-Kandidat Kay-Michael Dankl, die beide zum zweiten Mal Listenerste ihrer Partei sind. Hier Kurzporträts der Spitzenkandidaten analog zur Reihung auf dem Stimmzettel:
Die Spitzenkandidaten bei der Salzburg-Wahl 2023: Wilfried Haslauer - ÖVP
ÖVP-Spitzenkandidat Wilfried Haslauer führt seine Partei bereits zum vierten Mal in eine Landtagswahl. Zählt man die Doppelkandidatur 2004 mit LH Franz Schausberger dazu, sind es sogar schon fünf. Gut zwei Jahre fehlen noch, dann hätte Haslauer die zwölf Jahre an der Spitze des Landes wie sein gleichnamiger Vater - und zugleich politisches Vorbild - erreicht. Haslauer übernahm die Partei nach dem historischen Debakel 2004, als sie hinter die SPÖ zurückfiel und auch den Landeshauptmann verlor. Nach dem Finanzskandal konnte er in der vorgezogenen Wahl 2013 das Blatt wieder wenden. Als neuer Landeshauptmann verbannte er die SPÖ auf die Oppositionsbank und regierte in Dreier-Koalitionen, zunächst mit Grünen und Team Stronach und danach mit Grünen und NEOS. Haslauer wurde am 3. Mai 1956 geboren und ist Sohn des gleichnamigen Landeshauptmannes (1977 bis 1989). Nach dem Jus-Studium startete er 1985 mit Partnern eine Anwaltskanzlei, 2004 kam der Wechsel in die Politik. Im politischen Alltag wirkt der Landeshauptmann meistens unaufgeregt ruhig, besonnen, in der Sache gut informiert, und seine Entscheidungen sind nachvollziehbar argumentiert und basieren auf einer konservativen Anschauung, zu der er sich klar bekennt. Weitere Attribute sind seine geschliffene Rhetorik, eine strenge Selbstdisziplin, seine Belesenheit und Bildung.
David Egger - SPÖ
Für den SPÖ-Vorsitzenden und -Spitzenkandidaten David
Egger ist der Urnengang am 23. April hingegen eine Premiere. Auch er
übernahm vor drei Jahren eine tief angeschlagene Partei - 2018 sank sie
mit 20,0 Prozent auf den tiefsten Wert in der Geschichte. Welch schweres
Erbe er damals antrat, zeigte sich auch daran, dass viele "gestandenen"
Sozialdemokraten kein Interesse für den Job zeigten und allesamt
abwinkten. Zusätzlich erschwert wurde die Aufgabe dadurch, dass Egger
mangels Mandat eine direkte Teilnahme an der Landespolitik bisher
verwehrt war. Also erhielt er zumindest das rote Bundesratsmandat, weil
das bescheidene Vizebürgermeistersalär alleine zum Leben nicht reicht.
Bei seiner Kür zum Parteichef im Mai 2020 war der am 7. März 1987 in
Oberndorf bei Salzburg geborene Egger "Content Manager" im Red Bull
Mediahouse und daneben selbstständiger Moderator. Sein politischer
Radius beschränkte sich auf die 6.000-Einwohner-Stadt Neumarkt am
Wallersee im Flachgau, wo er nach fünf Jahren als Gemeindevertreter seit
vier Jahren das Amt des Vizebürgermeisters bekleidet.
Marlene Svazek - FPÖ
Die jüngste
aller Spitzenkandidatinnen und -kandidaten, FPÖ-Obfrau Marlene Svazek,
ist zugleich die an Dienstjahren zweitälteste Parteichefin (hinter
Haslauer). Die 30-Jährige führt ihre Partei heuer schon zum zweiten Mal
als Listen-Erste in die Wahl. Die am 13. Mai 1992 geborene Svazek galt
bereits früh als politisches Ausnahmetalent. Sie selbst beschreibt sich
als konservativ, heimatverbunden und nationalliberal und als Bewunderin
von Marine Le Pen, der langjährigen Vorsitzenden des rechtsextremen
Rassemblement National in Frankreich. Die leidenschaftliche Jägerin
würde ihre Partei gerne wieder auf die Regierungsbank bringen, wo sie
seit der Abschaffung des Proporzes 1999 nicht mehr zu finden war.
Svazeks Einstieg in die Politik erfolgte 2013 als politische Referentin
im FPÖ-Landtagsklub, danach war sie ein Jahr lang Assistentin von Harald
Vilimsky im EU-Parlament. Nach dem Rauswurf Karl Schnells als
Parteichef kehrte sie nach Salzburg zurück, wurde im Oktober 2015
Landesparteisekretärin und im Juni 2016 - im Alter von 24 Jahren - zur
Landesparteiobfrau gewählt. 2017 zog sie in den Nationalrat ein und im
Jänner 2018 wurde sie zur FPÖ-Generalsekretärin bestellt. Ihr
Nationalratsmandat behielt sie nur bis zur Salzburger Landtagswahl 2018,
bei der die FPÖ auf 18,8 Prozent kam. Svazek wurde Chefin des
freiheitlichen Landtagsklubs, als Generalsekretärin der Bundespartei zog
sie sich zurück.
Martina Berthold - Grüne
Am kürzesten Parteichefin ist LHStv. Martina
Berthold von den Grünen. Sie wurde erst im vergangen November zur
Landessprecherin und Spitzenkandidatin gekürt, weil ihr Vorgänger
Heinrich Schellhorn infolge eines Pflegeskandals den Hut nehmen musste.
Ein politischer Neuling ist Berthold aber keineswegs. Ab 2003 war sie
Sprecherin der Grünen Frauen Salzburg, als Listendritte verpasste sie
aber zunächst zweimal den Einzug in den Landtag, ehe sie nach der Wahl
2013 gleich Landesrätin u. a. für Familie, Jugend, Generationen,
Integration, Grundversorgung, Sport und Frauen wurde. Als den Grünen
nach der Wahl 2018 nur mehr ein Regierungssitz blieb, wurde sie
Klubvorsitzende im Landtag, wechselte aber wenig später in die
Stadtpolitik und wurde 2019 Baustadträtin. Die gebürtige Linzerin (13.
Februar 1970) gilt als Teamplayerin und Netzwerkerin mit vielen
Verbindungen. Wohin sie ihre Fühler überall hin ausstreckt, zeigt ein
Blick in ihre Vita: freiberufliche Trainerin (unter anderem
Projektmanagement), Organisationsberaterin, Moderatorin, Vorstand der
ARGEkultur, Vorsitzende des Olympiazentrums Salzburg, Vorsitzende der
Landessportorganisation oder Präsidentin des Salzburger Bildungswerks.
Andrea Klambauer - NEOS
Auch
für NEOS-Landesrätin Andrea Klambauer ist es heuer ihr "erstes Mal" als
Spitzenkandidatin. Ihr Einzug in die Landesregierung nach der
erstmaligen Kandidatur 2018 kam unerwartet. Denn angestrebt hatte dieses
Amt der damalige Spitzenkandidat Sepp Schellhorn, doch die ÖVP wollte
die junge Partei nur ohne den Goldegger Gastronomen ins Regierungsboot
holen. Also stieg die Listenzweite Klambauer zur Landesrätin auf. Die am
24. Februar 1977 geborene dreifache Mutter übernahm unterem anderem die
Ressorts Wohnbau, Integration und Kinderbetreuung, Frauen, Familien,
Jugend und Generationen. Drei Jahre später wurde sie nach Schellhorns
Rückzug auch Landessprecherin ihrer Partei und im selben Jahr auch
Stellvertreterin von Bundeschefin Beate Meinl-Reisinger. Ganz
friktionsfrei verlief ihre erste Regierungsperiode allerdings nicht,
denn vor einem Jahr wählten zwei Abgeordnete ihren Klubchef im Landtag
ab, der daraufhin zur ÖVP überwechselte. Die NEOS verloren ihren
Klubstatuts und damit auch viel Fördergeld. Vor der Politik war
Klambauer bei einem Pongauer Telekommunikationsunternehmen als
Personalmanagerin für über 500 Mitarbeiter verantwortlich.
Kay-Michael Dankl - KPÖ Plus
Von den
drei Parteien, die derzeit nicht im Landtag vertreten sind, das aber
jetzt anstreben, ist zumindest der Spitzenkandidat von KPÖ Plus,
Kay-Michael Dankl, kein unbeschriebenes Blatt. Der am 29. Oktober 1988
geborene Historiker absolvierte seine politischen Lehrjahre für die
Grünen in der Hochschülerschaft. Von 2015 bis 2017 war er Bundessprecher
der Jungen Grünen, nach deren Rauswurf aus der Partei 2017 fand er in
der KPÖ Plus eine neue politische Heimat. 2018 holte er bei der
Gemeinderatswahl in der Landeshauptstadt einen Sitz und führte damit die
KPÖ erstmals seit 1962 wieder ins Salzburger Rathaus zurück. Nach
Grazer Vorbild legt Dankl monatlich einen Teil seines
Gemeinderatsgehaltes zurück, um Salzburgerinnen und Salzburger in
Notlagen zu unterstützen. "Ich habe in vier Jahren über 28.000 Euro
abgegeben."
Schließlich kandidieren noch zwei Parteien aus dem Lager der Corona-Maßnahmen-Gegner, und zwar "Wir sind Salzburg" (WIRS) mit dem Listen-Ersten Gerhard Pöttler und "Menschen Freiheit Grundrechte" (MFG)" mit Spitzenkandidat Patrick Prömer. Laut drei zuletzt durchgeführten Umfragen dürften beide nur eine untergeordnete Rolle spielen.