Bei der Präsidentenwahl in Russland melden die Wahlbehörden durchweg eine höhere Beteiligung als vor sechs Jahren. Die Wahllokale öffneten am Sonntag um 8.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MEZ) auch im bevölkerungsreichen westlichen Teil des Landes. In der Nacht zuvor hatten bereits die Wähler im Fernen Osten und in Sibirien abgestimmt. Auf der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka teilte die regionale Wahlkommission mit, in den ersten sieben Stunden hätten 54,1 Prozent der Wähler teilgenommen. Bei der letzten Präsidentenwahl 2012 seien es bis dahin 46,1 Prozent gewesen. Aus dem sibirischen Gebiet Irkutsk wurde ein um sechs Prozentpunkte höheres Wählerinteresse gemeldet.
Amtsinhaber Wladimir Putin hat am Sonntag in Moskau seine Stimme abgegeben. "Ich bin überzeugt von der Richtigkeit des Programms, dass ich dem Land vorschlage", sagte er der Agentur Interfax zufolge. Der 65-Jährige steuert bei der Wahl ungefährdet eine vierte Amtszeit im Kreml an, die laut Verfassung bis 2024 dauern wird.
Er stelle keine Ansprüche daran, wie hoch sein Sieg ausfalle, sagte Putin. Er werde mit jeder Prozentzahl an Stimmen zufrieden sein, "die es erlaubt, die Aufgaben des Präsidenten zu erfüllen".
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Traditionell gibt der Kremlchef seine Stimme in einem Wahllokal in der Russischen Akademie der Wissenschaften ab. Erste Auszählungsergebnisse werden nach Schließung der Wahllokale in der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad nach 19.00 Uhr MEZ erwartet.
Staatschef Wladimir Putin steuert bei der Abstimmung weitere sechs Jahre im Amt an. Die sieben anderen Kandidaten gelten gegen die geballte Macht des Kremls als chancenlos. Angesichts der erwarteten Stimmenmehrheit für Putin sehen Experten die Wahlbeteiligung als wichtigen Hinweis auf die Stimmung im Land. An der Wahl 2012 hatten nach offiziellen Angaben 65,3 Prozent der Wähler teilgenommen. Putin siegte mit 64,4 Prozent.
Russische Wahlbeobachter, die von Gegenkandidaten oder Oppositionsgruppen entsandt wurden, klagten vielerorts darüber, sie würden nicht in die Wahllokale gelassen. Die Wahl findet am vierten Jahrestag der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 statt. Überschattet wird sie durch den Konflikt mit dem Westen nach dem Giftanschlag auf einen Ex-Agenten in Großbritannien.
Wahlberechtigt in Russland sind etwa 109 Millionen Menschen. Erste Ergebnisse werden nach Schließung der Wahllokale in der Ostsee-Exklave Kaliningrad am Sonntag um 19.00 Uhr MEZ erwartet.
Als wichtiger Indikator für Putins Rückhalt in der Bevölkerung gilt die Wahlbeteiligung. Entsprechend beharrlich hatte die russische Führung die Bürger aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Für junge Wähler wurde ein Preis für das beste Selfie aus ihrem Wahllokal ausgelobt.
Die liberale Zeitung "Nowaja Gaseta" berichtete, Studenten in mehreren Städten sei gedroht worden, sie bekämen Probleme bei den Prüfungen oder würden von der Hochschule geworfen, wenn sie nicht zur Wahl gingen. Auch staatliche Betriebe übten - wie bereits bei früheren Wahlen - Druck auf ihre Mitarbeiter aus.
"Das sind nicht wirklich Wahlen wie in westlichen Ländern", sagte Stepan Gonscharow vom unabhängigen Umfrageinstitut Lewada der Nachrichtenagentur AFP. Die Russen hätten keine echte Auswahl zwischen starken Präsidentschaftskandidaten. "Wenn sie ihr Missfallen ausdrücken wollen, gehen sie nicht hin", sagte Gonscharow. Die Umfrageinstitute rechneten mit einer Wahlbeteiligung zwischen 63 und 67 Prozent.
Erstmals nehmen dieses Jahr auch die Bürger auf der 2014 von Moskau annektierten Krim-Halbinsel an einer russischen Präsidentschaftswahl teil. Die Regierung in Kiew will aus Protest dagegen die Stimmabgabe in den russischen Vertretungen in der Ukraine verhindern.