Der Wechsel von Eva Glawischnig zum Glückspielkonzern Novomatic sorgte für heftige Reaktionen im Umfeld der Grünen und darüber hinaus. In einem Interview mit dem verteidigte Glawischnig nun erneut ihre Entscheidung, just zu jenem Konzern zu gehen, den die Grünen in den vergangenen Jahren kritisiert haben wie kaum einen anderen. Nach ihrem Ausstieg aus der Politik habe sie sich überlegt, wo sie als nächstes arbeiten wolle, sagte Glawischnig dem Sender. Die Wahl sei auf die Industrie gefallen. "Von außen zu kritisieren ist immer leicht, zu dämonisieren ist auch leicht", sagte Glawischnig auf die Frage, warum es ausgerechnet Novomatic wurde. "Ich begebe mich ganz bewusst in ein gesellschaftliches Spannungsfeld hinein und versuche, das positiver zu gestalten."
Die heftige Kritik an ihrer Entscheidung kann Glawischnig gegenüber Ö3 nicht ganz nachvollziehen: "Ich bin seit acht Monaten Privatperson, ich habe alle Funktionen zurückgelegt." Glawischnig wird bei Novomatic für den Bereich Corporate Responsibility verantwortlich sein.
Ihr Wechsel zu Novomatic löste bei den Grünen eine derartige Empörung aus, dass Bundessprecher Werner Kogler wenige Stunden später der APA mitteilte, dass ihm Glawischnig "in einem Gespräch zugesichert hat, dass sie ihre Mitgliedschaft bei den Grünen zurücklegt".
"Wenn Eva Glawischnig sich als Privatperson für eine Tätigkeit bei Novomatic entschließt, ist das natürlich ihre Sache." Für die Grünen gilt aber, was immer gegolten hat: "Wir haben uns in der Vergangenheit immer mit der Glücksspielbranche und den dazu gehörigen Konzernen angelegt und vor allem bei Novomatic völlig zu Recht. Und wir werden die Machenschaften dieses Konzerns auch weiterhin kritisieren und gegebenenfalls bekämpfen", sagt Kogler.
In den sozialen Medien waren die Reaktionen um einiges heftiger aus. "Tipp: Wennst dich für jemanden in die Schusslinie stellst, schau drauf, dass du dich ein Jahr später nicht wie ein Volltrottel fühlst."
Dieser Text stammt vom grünen EU-Parlamentarier Michel Reimon. Er ist einer von etlichen Ex-Kollegen Eva Glawischnigs, die der Wechsel der einstigen Oppositionspolitikerin zum massiv aufregt. Brisant: Reimon zählte zu den Vertrauten Glawischnigs, wurde von ihr in den Grünen-Vorstand geholt und verteidigte sie wortreich in den öffentlichen Debatten vor ihrem Rücktritt.
Tipp: Wennst dich für jemanden in die Schusslinie stellst, schau drauf, dass du dich ein Jahr später nicht wie ein Volltrottel fühlst.
— Michel★Reimon (@michelreimon)
Noch schärfer formulierte es Ex-Abgeordnete Berivan Aslan: "Heute wird mir alles nochmals klar, warum ich ihr Stiefkind war. Ich kann euch gar nicht sagen, wie enttäuscht ich bin." Der steirische Grünen-Chef Lambert Schönleitner forderte unmittelbar nach Bekanntwerden von Glawischnigs Frontenwechsel Parteichef Werner Kogler auf, Glawischnigs Parteimitgliedschaft ruhend zu stellen - am frühen Nachmittag wurde Kogler die Entscheidung dann abgenommen. Glawischnig trat von sich aus aus der Partei aus ().
Was ist mit den Machenschaften des Novomatic-Konzerns?
— Berîvan Aslan (@Berivan_Aslan_)
Was ist mit der Spielsucht, die tausende Familien zerstört?
Heute wird mir alles nochmals klar, warum ich ihr Stiefkind war.
Ich kann euch gar nicht sagen, wie enttäuscht ich bin..
Ebenfalls in die Riege der Kritiker reihte sich Ex-Abgeordnete Sigrid Maurer ein: "Da kämpft man jahrelang für das Verbot des kleinen Glücksspiels und dann sowas." Sie kündigte allerdings an, weiter gegen Novormatic vorgehen zu wollen: "Dann bekämpfen wir die Praktiken von Novomatic halt auch gegen eine Nachhaltigkeitsmanagerin Eva Glawischnig." Die Entscheidung der ehemaligen Politikerin sorgte für rege Diskussionen auf , viele User zeigten ihr Unverständnis. Die satirische Seite , laut eigener Aussage Österreichs seriöseste Onlinezeitung und bekannt für erfundene Meldungen, veröffentlichte die Meldung der APA.
da kämpft man jahrelang (auch erfolgreich!) für Spieler_innenschutz, Verbot des kleinen Glücksspiels und öffentliche Kulturförderung und dann sowas. ????????????
— Sigi Maurer (@sigi_maurer)
Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig geht zu Novomatic
— Die Tagespresse (@DieTagespresse)