Heute Abend der Auftritt bei Sandra Maischbergers TV-Politiktalk (), morgen ein Interview im ZDF-Morgenjournal. Deutschlands größte TV-Sender fahren auf Sebastian Kurz ab. Der Zauber des Neuen und der Jugend wirkt offenbar. Maischberger widmete die ganze Sendung dem Bundeskanzler.
Im ersten Teil der TV-Sendung versuchte Maischberger der Privatperson Sebastian Kurz auf den Grund zu gehen. Da erfuhr der TV-Seher - zumindest aus österreichischer Sicht - nicht viel Neues. Kurz erzählte über die Arbeitslosigkeit seines Vaters als dieser um die 50 Jahre alt war. Warum er sein Studium bis auf zwei Prüfungen nicht abschloss und warum ihn das überproportional hohe Gehalt für einen Menschen in seinem Alter nicht verändert hat. Er sehe sich nicht als Konservativen, sondern er stamme aus einem liberalen Elternhaus. Neu ist, dass Kurz offenbar kein Auto besitzt. Auf die Frage, ob er Porsche oder Tesla bevorzuge, antworte der Kanzler: „Keines von beiden. Ich habe kein Auto, denn ich habe einen Dienstwagen. Wenn ich privat ein Auto brauche, nehme ich das meiner Freundin.“
Foto: Dragan Tatic Den Hauptteil der Sendung war Kurz damit beschäftigt, seine Koalition mit der FPÖ zu verteidigen. In dieser heiklen Position bewies er wieder einmal sein Können, keine einzige Frage konkret zu beantworten, da half es auch nichts, dass die TV-Moderatorin extrem gut vorbereitet war. Maischberger konfrontierte Kurz mit der rechtsextremen Vergangenheit von Heinz-Christian Strache. Kurz konterte, dass man „Jugendsünden als solche sehen sollte, wenn sie solche sind.“ Auch sind die FPÖler für Kurz nicht die „Erben des Nationalsozialismus“, sonst hätte er „nicht die Regierung gebildet“.
Der ÖVP-Kanzler gab aber zu, dass es für ihn „rote Linien gibt, die aber nicht nur gegen Rechts gehen, sondern auch gegen Links.“ In den Regierungsverhandlungen wurde klar darüber gesprochen, was zu passieren hat, wenn es Verfehlungen gibt. „Ich habe das Gefühl, dass Strache hier Flagge zeigen wird. Wenn nötig, werde auch ich reagieren“, gab Kurz das Versprechen ab.
Foto: Dragan Tatic Die letzten zehn Minuten der Sendungen wurde dann der Grünen-Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin in die Diskussion geholt. Der Altlinke agierte überraschend handzahm gegenüber Kurz. Da war kein Wort von Schande zu hören wegen der ÖVP/FPÖ-Regierung. Einzige Ausnahme: Den Einzug von Strache beim Tiroler Wahlkampf-Auftakt mit den martialischen Trommlern verglich er mit der SS. Auch hier wich Kurz clever aus: „ich schaue nicht auf Inszenierungen, sondern auf Inhalte. Diese Künstlergruppe ist auch schon für die Kommunisten aufgetreten.“