Mit den "Golden Globes" begann vergangene Woche die Award-Saison in den USA. Sie ist heuer – eventuell - um eine skurrile Verleihung reicher: US-Präsident Donald Trump kündigte am 3. Jänner via Twitter an, die „MOST DISHONEST & CORRUPT MEDIA AWARDS OF THE YEAR“ zu vergeben.
I will be announcing THE MOST DISHONEST & CORRUPT MEDIA AWARDS OF THE YEAR on Monday at 5:00 o’clock. Subjects will cover Dishonesty & Bad Reporting in various categories from the Fake News Media. Stay tuned!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump)
Später verschob er die Verkündung der von ihm auserwählten Gewinner auf 17. Jänner. Was dem Comedian Stephen Colbert die Gelegenheit gab, eine gigantische Anzeige am New Yorker Times Square zu schalten, in der er sich um einen Award bewarb:
Tonight! My desperate bid to get Trump’s disapproval!
— Stephen Colbert (@StephenAtHome)
Aber der US-Präsident denkt bei den Awards viel eher an klassische Medien wie die von ihm stets so betitelte „failing New York Times“. Und legte sich gerade erst wieder mit dem „Wall Street Journal“ an, und zwar wegen genau einem Buchstaben, einem „d“: Die Zeitung vermeldete den Satz „Ich habe vermutlich eine gute Beziehung zu Kim Jong-Un“, im Original „I probably have a very good relationship with Kim Jong-Un“. Das ist doppelt seltsam, einerseits wegen der Aussage selbst – schließlich brüstete sich Trump wenige Tage vorher damit, einen „größeren roten Atomknopf“ zu haben – und andererseits wegen des Wortes „vermutlich“. Was soll das heißen, er habe „vermutlich“ eine gute Beziehung zum nordkoreanischen Diktator? Alles „Fake News“, verkündete Trump gestern auf Twitter: Er habe nicht „I have“, sondern „I’d have“ gesagt, er hätte vermutlich eine gute Beziehung, nicht er habe bereits eine.
The Wall Street Journal stated falsely that I said to them “I have a good relationship with Kim Jong Un” (of N. Korea). Obviously I didn’t say that. I said “I’d have a good relationship with Kim Jong Un,” a big difference. Fortunately we now record conversations with reporters...
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump)
...and they knew exactly what I said and meant. They just wanted a story. FAKE NEWS!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump)
Auch Trump Pressesprecherin Sarah Sanders twitterte ein Bild, das dem Wall Street Journal rot unterlegt „FAKE NEWS“ unterstellt. Mittlerweile haben sowohl das Weiße Haus als auch das Wall Street Journal Mitschnitte des Gesprächs veröffentlicht. Mit einem unbefriedigenden Ergebnis: Ob Trump „I“ oder „I’d“ gesagt hat, lässt sich nicht wirklich sagen.
Here is the official audio showing WSJ misquoting
— Sarah Sanders (@PressSec)
We have reviewed the audio from our interview with President Trump, as well as the transcript provided by an external service, and stand by what we reported. Here is audio of the portion the White House disputes.
— The Wall Street Journal (@WSJ)