Schunkelatmosphäre mit der John Otti-Band im Bierzelt - das war einmal. Die FPÖ Tirol setzte bei ihrem Wahlkampfauftakt in Innsbruck am Mittwochabend auf eine stylishe Laser-Show mit Shownebel.
Martialisch gestaltet sich der Einzug von Bundesparteichef Heinz-Christian Strache, der zur Unterstützung der Landespartei für die Landtagswahl am 25. Februar angereist ist. Flankiert von sinistren, schwarz gekleideten, teils am Hals tätowierten Männern mit Sonnenbrillen schreitet Strache die Showtreppe herunter. Die Truppe trommelt mit roten Drumsticks im einheitlichen Rhythmus, dazu wird mystisch anmutende Synthie-Musik mit dunklen Chorstimmen eingespielt. Es wirkt bedeutungsvoll.
"Mächtig und Ehrfurcht gebietend: Der Vizekanzler kommt. Österreich ist wieder wer! Gänsehaut." So brachte es der deutsche TV-Komiker Jan Böhmermann ironisch-kritisch auf den Punkt. Böhmermanns Twitter-Kommentar weckte breites Interesse am Facebook-Video von Straches Auftritt, weit über Tirol hinaus. Zentrale Frage der Diskussion: Welchen Hintergrund hat die rätselhafte Trommler-Truppe?
Mächtig und Ehrfurcht gebietend: Der Vizekanzler kommt. Österreich ist wieder wer! ???????? Gänsehaut.
— Jan Böhmermann ???? (@janboehm)
Es handelt sich um "Drumatical Theatre", eine österreichische Percussion-Gruppe, die in wechselnder Besetzung seit rund 18 Jahren auf Bühnen im In- und Ausland auftritt, so etwa 2009 auch beim Nova Rock Festival in Nickelsdorf.
"Wir haben keinerlei Naheverhältnis zur FPÖ" sagt Tom Blue, Ko-Gründer und künstlerischer Leiter des Ensembles, zum KURIER. Der Auftritt sei keinesfalls als politisches Statement für Rechtspopulismus zu sehen, man habe schon für alle möglichen Parteien gespielt - Grüne, ÖVP, sogar für die Kommunisten.
Über den Wirbel, der sich seit Mittwochabend in den sozialen Netzwerken rund um "Drumatical Theatre" abspielt, zeigt sich Tom Blue gar nicht begeistert. Er befürchtet nun eine Reihe von Absagen, ein Veranstalter aus Österreich habe sich heute Früh diesbezüglich bei ihm gemeldet. Der KURIER kontaktierte daraufhin den Veranstalter. Dieser bestätigte, sich über die Gruppe informiert zu haben. Eine endgültige Entscheidung über eine Absage sei aber noch nicht gefallen.
Den Auftritt in Tirol erklärt Tom Blue so: Die Agentur, die mit ihm wegen der Veranstaltung in Kontakt war, hätte zunächst nicht gesagt, für wen "Drumatical" an diesem Abend spielen sollte. Danach hätte man den Auftritt nur noch schwer verhindern können.
Die Inszenierung vor Ort sei nicht in seinen Händen gelegen, weil er gerade an Vorbereitungen für Shows im Ausland gearbeitet habe. Er vermutet, dass das Flankieren von Strache dem Regisseur vor Ort eingefallen ist.
Dass die uniforme, stramme Optik der Trommler-Truppe Assoziationen weckt, die Parteien wie die FPÖ möglicherweise anspreche, verneint Tom Blue mit dem Hinweis auf Auftritte für zahlreiche unterschiedliche Unternehmen, Organisationen und auch Parteien. Auch zu totalitären Ideen seien keine Bezüge vorhanden. "Jede Marching-Kapelle marschiert so", sagt er. Orientiert habe man sich vor allem an Gruppen aus dem asiatischen Raum, wie etwa Yamato oder Kodo. Auch zur "Blue Man Group" gebe es Ähnlichkeiten.
Die stoischen Mienen der "Drumaticals" erklärt Tom Blue als künstlerische Notwendigkeit: Trommler seien keine Schauspieler und ein auffälliges Mienenspiel wäre inszenatorisch schwer kontrollierbar. Auch könne man die einzelnen Musiker je nach Verfügbarkeit leichter austauschen, wenn sie auf der Bühne keine Persönlichkeit zeigen.
Dass sein Trommler-Ensemble nun in dieses politische Fahrwasser gekommen ist, sei eine "Dummheit, die leider passiert ist".