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UNO-Tribunal fällt am Mittwoch Urteil über Ratko Mladic

21-11-2017, 11:15

Das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) wird am Mittwoch in Den Haag sein Urteil über den ehemaligen bosnisch-serbischen Militärchef Ratko Mladic verkünden. Er gilt als Hauptverantwortlicher für den Völkermord in der muslimischen Enklave Srebrenica 1995, demnach werden im Gerichtssaal auch viele Angehörige der Kriegsopfer erwartet.

Sie hoffe, dass Mladic eine lebenslange Haftstrafe erhalten werde, sagte Munira Subasic, Leiterin der "Mütter von Srebrenica", der wichtigsten Vereinigung der Hinterbliebenen, vor ihrer Abreise nach Den Haag gegenüber Medien. "Wohin er auch kam wurde ein Völkermord verübt", meinte Subasic mit Blick auf die auch in anderen Gemeinden verübten Massaker.

Foto: undefined Mutter eines Srebrenica-Opfers. Jasmin Meskovic, Leiter eines Kriegsgefangenenverbandes, erwartet, dass Mladic in allen elf Anklagepunkten schuldig gesprochen wird. Dies wäre eine Gelegenheit, um die Wahrheit hinter den Kriegsgeschehnissen sichtbar zu machen, so Meskovic. Nur dies könne zur Versöhnung und Toleranz in Bosnien beitragen.

Mladic wird die Verantwortung für den Völkermord in der muslimischen Enklave Srebrenica und in sechs weiteren Gemeinden zur Last gelegt, ferner werden ihm auch Vertreibungen, Deportationen, der dreieinhalbjährige Beschuss Sarajevos sowie die Geiselnahme von UNO-Soldaten vorgeworfen. In der Anklage werden mehr als 70 Massaker in 20 Gemeinden aufgelistet, die Folterung und Misshandlung von Zivilisten in 58 Gefängnissen und Gefangenenlagern.

Foto: Reuters Ratko Mladic (re.) und der bereits wegen Völkermords verurteilte Radovan Karadzic

Urteilsverkündung womöglich ohne Mladic

Indes berichten bosnische und serbische Medien am Dienstag unter Berufung auf seinen Verteidiger Dragan Ivetic, dass die Urteilsverkündung ohne Mladic stattfinden könnte. Ivetic begründete ein mögliches Fernbleiben seines Mandanten mit dessen Gesundheitszustand. Demnach könnte jeder Stress zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen, erläuterte der Anwalt unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Arzt. Während seiner 16-jährigen Flucht vor der Justiz hatte der nun 74-jährige Mladic drei Hirnschläge überlebt.

Mladic wurde nach langjähriger Flucht im Mai 2011 in der Ortschaft Lazarevo in der nordserbischen Provinz Vojvodina festgenommen. Die Haager Ankläger verlangten in ihrem Schlussplädoyer die Höchststrafe für den Angeklagten: lebenslange Haft. Seine Verteidiger plädierten auf Freispruch und versuchten in den vergangenen Monaten, die . Mladic selbst zeigte sich während des Prozesses zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen unbeeindruckt und zeigte keine Reue.

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