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Saudischer Kronprinz droht Intimfeind Iran unverhohlen

7-11-2017, 18:00

Nach innen mischt er das Establishment Saudi-Arabiens gehörig auf, lässt potenzielle Rivalen einsperren und sagt der konservativen Geistlichkeit den Kampf an. Und jetzt hat der draufgängerische junge Kronprinz Mohammed bin Salman, 32, auch außenpolitisch nochmals einen Gang zugelegt. Die Tatsache, dass am Wochenende eine Rakete aus dem Jemen Richtung Riad abgefeuert wurde – vermutlich von Houthi-Rebellen, die von Teheran unterstützt werden – bezeichnet Außenminister Adel Jubair als einen "Kriegsakt" seitens des Iran. Damit haben die Spannungen zwischen den beiden Regionalmächten, die um die Vorherrschaft im Mittleren Osten rittern, einen neuen Höhepunkt erreicht.

"Schlacht im Iran"

Die Verantwortlichen in Teheran könnten nicht Raketen schicken "und von uns erwarten, dass wir keine Schritte" dagegen unternehmen", führte der saudische Chefdiplomat aus. Bereits zuvor hatte MbS, wie Mohammed bin Salman, in der Presse genannt wird, die Leitlinie vorgegeben: "Wir werden nicht warten, bis die Schlacht in Saudi-Arabien tobt, stattdessen werden wir daran arbeiten, dass die Schlacht im Iran stattfindet."

Das sunnitische Königshaus in Riad wirft dem schiitischen Iran vor, seinen Einflussbereich über den Irak, Syrien bis hin in den Libanon, wo Teheran die Hisbollah-Miliz unterstützt, auszubauen. Besonders schmerzt Saudi-Arabien freilich der schiitische Brückenkopf im Jemen (durch die Houthi-Aufständischen).

Trump stärkt Salam den Rücken

Rückendeckung für seinen harten Anti-Iran-Kurs erhält der Kronprinz, der jetzt schon alle Zügel in dem ölreichen Wüstenstaat in der Hand hält, aus dem Weißen Haus. Jared Kushner, Schwiegersohn und Berater von US-Präsident Donald Trump, war heuer schon drei Mal bei dem Verbündeten – gegen das Mullah-Regime in Teheran. "Ich habe großes Vertrauen in König Salman und den Kronprinzen von Saudi-Arabien, sie wissen genau, was sie tun", twitterte Trump am Dienstag. Er bezog sich dabei auf die massive Verhaftungswelle im Land vom vergangenen Wochenende.

Laut US-Angaben wurden rund 500 Menschen festgesetzt, darunter mindestens elf Prinzen, Vertreter der Business-Elite und des Hardliner-Klerus’. Offizieller Vorwurf: Korruption. In Wahrheit wollte sich Mohammed bin Salman seiner Konkurrenten und Widersacher entledigen. Zudem scheint er nun die Kontrolle über alle drei großen Geheimdienste Saudi-Arabiens innezuhaben: den militärischen, den Inlandsgeheimdienst und den der Nationalgarde. Diese waren über Jahrzehnte zwischen den Zweigen des Königshauses aufgeteilt, um eine gewisse Machtbalance herzustellen.

"Das ist der Fangschuss für das alte System", bewertet Chas W. Freeman, Ex-US-Botschafter in Riad, die Vorgänge gegenüber der New York Times, "die ganze Macht ist nun konzentriert in den Händen von Mohammed bin Salman."

Der riskanteste Kampf

Die wird er auch brauchen, denn für seine angepeilte Modernisierung und Reformierung von Wirtschaft und Gesellschaft hat er sich auch mit der ultra-orthodoxen wahhabitischen Geistlichkeit angelegt. Diese bildet seit Jahrhunderten ein sicheres Fundament der Herrschaft der Sauds. Dieses anzutasten, wird mit Sicherheit der härteste und riskanteste Kampf werden, den MbS auszufechten hat.

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