Es sind Touristen, Studenten oder Arbeiter, die nach Ablauf ihres Visums einfach im Land blieben, Menschen, die unentdeckt einreisten, oder Asylwerber, die kein Bleiberecht erhielten: Nach Informationen der Zeitung Welt könnten zwischen 180.000 und 520.000 Ausländer in Deutschland untergetaucht sein.
Diese Schätzung beruhe auf einer komplizierten Hochrechnung der Universität Bremen aus dem Jahr 2014, die von aktuellen Zahlen aus dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) untermauert werde.
Demnach endete von den heuer erfolgten 515.000 Asylentscheidungen 90.000 mit "sonstigen Verfahrenserledigungen". Unter diesen Terminus fällt laut BAMF die "Einstellung wegen Nichtbetreibens".
Das bedeutet, das ein Antragsteller nicht zu Anhörungen erscheint, nicht auf Briefe reagiert und schließlich als "unbekannt verzogen" vermerkt wird. Diese Menschen könnten etwa ins Ausland gegangen oder in ihre Heimat zurückkehrt sein, einen Job am Schwarzmarkt gefunden haben oder bei Bekannten untergeschlüpft sein.
In den vergangenen drei Jahren reisten laut Welt 1,5 Millionen Schutzsuchende nach Deutschland ein, von denen nur jeder zweite als schutzberechtigt anerkannt worden sei. Von diesen sei dann nur jeder zehnte abgeschoben worden oder sei freiwillig ausgereist.
Die Zeitung Bild berichtete gestern von 30.000 "verschwundenen" abgelehnten Asylwerbern. Sie zog dabei die Zahl ausreisepflichtiger Asylwerber, die staatliche Leistungen beziehen, von der Gesamtzahl ausreisepflichtiger Asylwerber ab.
Diese Berechnung hat der Welt zufolge Schwächen, da sie Personen nicht einbeziehe, die nie einen Asylantrag stellten, etwa Menschen mit abgelaufenem Arbeits- oder Touristenvisum.
Auch in Österreich tauchen viele Asylwerber unter. Seit Anfang des Vorjahres waren es laut Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) rund 12.000.