Das Selbstkontrollgremium der PR-Branche bekrittelte am Montag unter anderem eine fehlende Absendertransparenz, Fake-Accounts auf Twitter sowie einen sorglosen Umgang mit der Kommunikationsverantwortung. Einzelne Parteien wurden nicht genannt.
PR-Ethik-Rat kritisiert Kommunikationsstil der Parteien bei Wahl 2017
Hauptkritikpunkt des Rates sind jene verdeckten Facebook-Seiten, mit denen der politische Mitbewerber verunglimpft worden war – man denke an die Silberstein-Affäre der SPÖ rund um den PR-Berater Peter Puller. “Nicht nur aufgrund des fehlenden Impressums war der Absender nicht erkennbar”, kritisierte der PR-Ethik-Rat. Der Verstoß wiege vor allem deshalb schwer, da laut Online-Kodex Absendertransparenz auch für Einträge gilt, die im Auftrag Dritter durchgeführt werden. Etliche Parteien hätten die Bürger im Unklaren gelassen, wer hinter bestimmten Social Media-Auftritten steckt. Das Gremium sprach in diesem Zusammenhang von “wesentlichen Fehltritten”.
Der PR-Ethik-Rat wies auf den Online-Kodex hin, demzufolge Auftraggeber und Agentur gleichermaßen Verantwortung tragen. Der PR-Ethik-Rat rügte daher auch die namentliche Nennung einzelner Mitarbeiter. Es sei nicht zulässig, die Verantwortung für Täuschungsversuche in der Online-Kommunikation in Richtung der Auftragnehmer zu verschieben.
“Diffamierungen und Diskriminierungen” auf zahlreichen Kanälen
Einen weiteren Verstoß sieht der PR-Ethik-Rat “im verstärkten Auftauchen von Fake-Accounts auf dem Kurznachrichtendienst Twitter”. Diese Accounts seien automatisiert angelegt, um den Anschein der Reichweite bzw. der Relevanz für die jeweiligen Partei-Botschaften zu erzielen. Darüber hinaus vermisste der PR-Ethik-Rat einen respektvollen Umgang im Online-Wahlkampf. Nicht nur auf den offiziellen Kanälen seien “Diffamierungen und Diskriminierungen” verübt worden. Zusätzlich hätten sich Mitarbeiter und Funktionäre Entgleisungen auf den persönlichen öffentlichen Kanälen geleistet.
Für den PR-Ethik-Rat haben einige Parteien auch einen relativ sorglosen Umgang mit ihrer Kommunikationsverantwortung an den Tag gelegt. So hätten auf den eigenen Social Media-Plattformen eine verantwortungsvolle Moderation und die Durchsetzung ihrer Kommunikationsleitlinien gefehlt. Laut PR-Ehtik-Rat tragen die Parteien auch Mitverantwortung für die respektlose Kommunikation auf persönlichen öffentlichen Kanälen von vereinzelten Parteiangehörigen.
Abschließend erinnerte das Gremium, dass redaktionell gestaltete Online-Inhalte auf eigenen Kommunikationskanälen der Einhaltung journalistischer Prinzipien unterliegen. “Vor allem in den magazinartigen Online-Medien der Parteien mangelte es an gewissenhafter Recherche”. Ebenso sei für die Rezipienten oft nicht erkennbar gewesen, ob die veröffentlichte Information einen Tatsachenbericht oder eine veröffentlichte Meinung widerspiegelt.
(APA/Red.)