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Entwicklungs­hilfe: Österreich Spitzenreiter bei "Phantomhilfe"

17-10-2017, 12:38

Fließendes Wasser, eine stabile Stromversorgung, kurz: Hilfe zur Selbsthilfe – vorwiegend in jenen Ländern, die einmal "Dritte Welt" genannt wurden.

Daran denken wohl die meisten Österreicher beim Wort Entwicklungshilfe. Die Realität sieht anders aus. Nur 55 Prozent der in der sogenannten ODA-Quote ausgewiesenen Gelder in Österreich landen auch wirklich vor Ort.

Wie aus dem am Dienstag veröffentlichten AidWatch Report 2017 hervorgeht (in voller Länge abrufbar), belegt Österreich innerhalb der EU damit den letzten Platz – und das mit Abstand. Vorletzter Belgien setzt bereits 81 Prozent seiner Gelder für "echte Hilfe" (NGOs sprechen von "genuine aid") ein. Auch in absoluten Zahlen ist Österreichs Beitrag vergleichsweise bescheiden. 773,2 Millionen Euro wurden 2016 für "echte Entwicklungshilfe" ausgegeben.

Sprich: 45 Prozent der hiesigen Entwicklungshilfegelder (2016 rund 1,4 Milliarden Euro) blieben im Land, weil laut OECD-Regularien auch Kosten für Flüchtlinge, oder für die Studienplätze ausländischer Studenten in die ODA-Quote eingerechnet werden.

Dabei ist die ohnehin bescheiden: Im vergangenen Jahr betrug sie 0,41 Prozent des BIP, was bereits einen deutlichen Anstieg gegenüber 2015 darstellt (0,35 Prozent). Mit einer nachhaltigen Entwicklungshilfepolitik hat das jedoch wenig zu tun, kritisiert der Der Anstieg sei der Politik vielmehr passiert, kritisiert der Dachverband Globale Verantwortung. Schließlich betruf der Anteil der Flüchtlingskosten in der ODA bereits 38 Prozent.

Angepeilt sollten laut EU 0,7 werden. Nachhaltig ändern könnte sich das nur durch eine Anhebung der planbaren Ausgaben, sagen Experten. Das beträfe vor allem das Budget der Entwicklungshilfeagentur ADA. Das soll zwar bis 2021 verdoppelt werden, wie Außenminister Sebastian Kurz im Wahlkampf wiederholt propagierte. Das Problem dabei: 2016 machte das ADA-Budget nur 5,6 Prozent an der ODA-Quote aus.

Wie sich die Entwicklungshilfe in Österreich im Detail darstellt, können Sie nachlesen.

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