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Katalonien: Dringlichkeits­sit­zung in Madrid

11-10-2017, 10:30

Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy ist mit den Ministern seiner Regierung zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengekommen, um über die nächsten Schritte im Konflikt um die nach Unabhängigkeit strebende Region Katalonien zu beraten. "Alle Optionen" seien auf dem Tisch, hieß es am Mittwoch aus Regierungskreisen in Madrid.

Rajoy will sich am Nachmittag (16.00 Uhr) in einer Rede vor dem Parlament zur Lage in Katalonien nach der aufgeschobenen Unabhängigkeitserklärung äußern. Eine solche Erklärung stellt nach Auffassung der spanischen Regierung einen Rechtsbruch dar, weil die Verfassung die Loslösung einer Region nicht vorsieht. Puigdemont hatte am Dienstagabend zwar eine Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet, diese aber sofort für ausgesetzt erklärt. Dadurch will er nach eigenen Worten einen "Dialog" mit der Zentralregierung anstoßen. Das Gesprächsangebot war allerdings schon kurz danach von der stellvertretenden Ministerpräsidentin Soraya Saenz de Santamaria abgewiesen worden. Foto: AP/Paul White

Mit Entzug der Autonomierechte gedroht

Als mögliche Reaktion auf eine Unabhängigkeitserklärung hatte die Zentralregierung bereits vor einigen Tagen mit dem Entzug der Autonomierechte Kataloniens gedroht. Dadurch könnte sie Puigdemonts Regionalregierung entmachten. Artikel 155 der spanischen Verfassung ermöglicht ein solches Vorgehen, wenn die Regionalregierung die Verfassung missachtet. Regierungen im europäischen Ausland forderten Madrid und Barcelona am Mittwoch eindringlich zum Dialog auf.

Die katalanische Regionalregierung beruft sich bei ihrem Abspaltungsvorhaben auf die Ergebnisse des umstrittenen Referendums vom 1. Oktober, bei dem sich rund 90 Prozent in Katalonien für eine Trennung ausgesprochen hatten. Die Abstimmung war allerdings vom Verfassungsgericht untersagt worden.

Gabriel: "Unverantwortlich"

Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel hat indes die katalanische Regionalregierung vor einer Eskalation des Konflikts mit Madrid gewarnt. "Eine einseitige Ausrufung der katalanischen Unabhängigkeit wäre unverantwortlich", erklärte Gabriel. Er forderte Madrid und Barcelona zum Dialog auf: Eine Lösung könne "nur über Gespräche auf Basis der Rechtsstaatlichkeit und im Rahmen der spanischen Verfassung gelingen".

Kataloniens Regionalpräsident Carles Puigdemont hatte am Dienstagabend zwar eine Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet, diese aber sofort ausgesetzt. So solle ein "Dialog" mit der Zentralregierung in Madrid ermöglicht werden, erklärte er.

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