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Silberstein: Entlastungsof­fen­sive der SPÖ gerät erneut ins Wanken

3-10-2017, 19:04

Beste Freunde? Für Christian Kern und Tal Silberstein geht sich das in diesem Leben wohl eher nicht mehr aus. Silberstein agiere "verrückt", "unmoralisch" und "unglaublich blöd", tadelte der Kanzler am Dienstag den Strategie-Berater, den er erst im Sommer gefeuert hatte. Kerns Furor ist verständlich. Denn seit Tagen versucht die SPÖ in der Affäre Silberstein Oberwasser zu bekommen. Mit mäßigem Erfolg.

Nachdem bekannt wurde, dass Silberstein angeblich ohne Wissen der Partei teils anti-semitische und rassistische Facebook-Seiten hat betreiben lassen, um der ÖVP zu schaden, sind Kern und sein Team um Schadensbegrenzung bemüht. Kampagnen-Chef Niedermühlbichler musste sich verabschieden, Ex-Staatssekretär Christoph Matznetter versucht mit einer "Taskforce" nun aufzuklären.

Foto: /Screenshot die Wahrheit über Sebastian Kurz

Die Darstellung, wonach Silberstein mit einem handverlesenen "Söldner-Team" ohne Wissen der Partei an den Seiten gearbeitet hat, bekam allerdings am Dienstag neuerlich Risse: Aus Korrespondenzen zwischen dem SPÖ-Mitarbeiter Paul Pöchhacker und dem von Silberstein engagierten Peter Puller (siehe unten) geht hervor, dass man in der SPÖ sehr wohl wusste, dass Silberstein Anti-Kurz-Seiten betreibt.

Order aus der SPÖ

Wie berichtet, wurde Silberstein am 14. August von der SPÖ gefeuert, nachdem er wegen diverser Korruptionscausen in Israel von den Behörden vernommen wurde.

Aus der Korrespondenz zwischen Pöchhacker (SPÖ) und Puller (Silberstein) geht hervor, dass Silbersteins Team nachgefragt hat, was mit den untergriffigen Facebook-Seiten passieren soll. Die Antwort Pöchhackers: Die Seiten müssen vorerst online bleiben – ansonsten würde man die Verbindung zwischen Silberstein und den Seiten sofort sehen.

Die SPÖ hat nach dieser neuerlichen Enthüllung Pöchhacker suspendiert, und bleibt dabei: Er bzw. Silberstein hätten völlig eigenmächtig gehandelt, die Partei hätte nichts davon gewusst. Punkt.

Foto: /Screenshot die Wahrheit über Sebastian Kurz

Kerns Verteidigungsstrategie gerät damit neuerlich ins Wanken: Als am Wochenende enthüllt wurde, dass Silberstein die Kurz-Sudelseiten betrieben hatte, hatte Kern noch insinuiert, diese Seiten könnten nach dem Rauswurf Silbersteins von Gegnern der SPÖ weiterbetrieben worden sein.

Nun ist belegt, dass ein SPÖ-Mitarbeiter selbst war, der die Order zu weitertun ausgab. Kerns Problem: Es ist schwer zu glauben, dass ein Mitarbeiter eine derart schwerwiegende Entscheidung ohne Rücksprache getroffen hat.

Wie die SPÖ-Interna an die Öffentlichkeit gelangt sind – Kern spricht gar von "systematischem Absaugen von Informationen" – kann vorerst nur vermutet werden.

Pinkes Problem

Fest steht, dass die SPÖ nicht nur ein Kommunikations-, sondern auch ein Loyalitätsproblem hatte – und zwar ein pinkes. Silberstein rekrutiert für die Kampagne auffallend viele Mitarbeiter mit Neos- bzw. ÖVP-Hintergrund (siehe Bericht unten).

Christian Kern akzeptierte oder ignorierte, dass eine der absolut heikelsten Aufgaben in einem Wahlkampf – die Negativ-Propaganda – von Mitarbeitern erledigt wurde, deren Loyalitäten nicht allein bei der SPÖ lagen.

Hinter vorgehaltener Hand sagen Eingeweihte: "Es war vielen klar, dass wir ein Neos-Problem haben. Nur ahnte niemand, wie groß es ist."

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