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Kern zu Silberstein: "Unmoralisch" und "unglaublich blöd"

3-10-2017, 14:41

"Verrückt und unverständlich" nennt Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern die jüngsten Wendungen um seinen ehemaligen Wahlkampfberater Tal Silberstein. Silbersteins Erklärung reicht dem Kanzler noch nicht. Dieser hatte am Dienstag gesat, dass Kern in die Facebook-Aktionen gegen ÖVP-Chef Sebastian Kurz nicht eingeweiht gewesen sei. Das Budget dafür soll zudem nur bei unter 100.000 Euro gelegen sein und aus Silbersteins SPÖ-Honorar bezahlt worden.

"Faktum ist, dass die Facebookseiten von uns nicht gewünscht waren. Es war nicht nur unmoralisch, sondern auch unglaublich blöd", sagte Kern während einer Wahlkampftour durch die Obersteiermark. Es gebe bei ihm wegen der Silberstein-Entlastung "kein Aufatmen", meinte der SPÖ-Vorsitzende. Die Angelegenheit sei weiter "höchst aufklärungsbedürftig".

Da die manipulierten Facebookseiten laut Silberstein aus Teilen seines SPÖ-Honorars, das in Summe bei rund 400.000 Euro liegen soll, bezahlt wurden, will Kern prüfen lassen, ob wegen der Verwendung der SPÖ-Gelder Regressforderungen an Silberstein möglich sind. Die ganze Sache werde ein juristisches Nachspiel haben, das über den 15. Oktober hinausgehen wird.

Aufklärung fordert der SPÖ-Chef aber auch über die Umstände der Veröffentlichung der vielen internen SPÖ-Papiere in den vergangenen Wochen. Kern berichtete, dass nicht nur die bisher bekannten Mails und Dokumente, sondern auch andere SPÖ-Interna durch ein Datenleck den innersten Kreis der Kampagne verlassen haben. Jede interne Umfrage, jeder Werbe-Slogan und jede Rede des Kanzlers sei unmittelbar nach Fertigstellung und noch vor der Veröffentlichung durch die SPÖ beim politischen Mitbewerber gelandet, so ein hörbar verärgerter Parteichef. Kern spricht vom "strukturieren Absaugen von Daten".

Foto: APA/AFP/JACK GUEZ

Silberstein entlastet Kern

Silberstein gibt an, dass  Kern in seine verdeckten Facebook-Aktionen nicht eingeweiht gewesen sei. "Der Kanzler hatte nicht einmal das entfernteste Wissen oder die entfernteste Information darüber", . Und: "Es ist Teil einer Negativkampagne der Gegenseite, alles dem Kanzler und er SPÖ vorzuwerfen."

Öffentlich wurde die Causa laut Silberstein über einen "Maulwurf" in seinem Team, nicht aber über seinen Partner Peter Puller, wie er sagt. Außerdem zitiert "News" Angaben aus dem "Umfeld" Silbersteins, wonach die beiden Facebook-Gruppen ohne Auftrag der SPÖ eingerichtet worden seien, um Daten über Zielgruppen zu sammeln. Der seitens der SPÖ involvierte Mitarbeiter habe nur Informationen aus Umfragen und Fokusgruppen beigesteuert, um die Seiten bestmöglich auf die Zielgruppen auszurichten. Die Kosten seien nicht bei den kolportierten 500.000, sondern unter 100.000 Euro gelegen.

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