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Lunacek will Kern mit Warnung vor Rot-Blau Stimmen abjagen

26-09-2017, 18:00

Sebastian Kurz muss sich vorhalten lassen, er mache der FPÖ in Sachen Asylpolitik alles nach, jetzt erweckt Christian Kern den Eindruck, er wolle der bessere Grüne sein: Am Dienstagvormittag berief der SPÖ-Chef eine Pressekonferenz ein, um sich gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat auszusprechen (siehe oben), am Dienstagabend trat er im TV-Duell mit Öko-Themen im Gepäck gegen die Spitzenkandidatin der Grünen, Ulrike Lunacek, an (Das Duell fand nach Redaktionsschluss statt, alle Infos hier auf kurier.at).

Die Öko-Schiene ist eine wohl überlegte Strategie, heißt in der SPÖ: Kern komme beim großen Potenzial der wechselbereiten Grün-Wähler gut an. Als ehemaliger Verbund- bzw. ÖBB-Chef sei er bei Fragen zu Umwelt, erneuerbare Energie und öffentlicher Verkehr sattelfest.

Bewusst grüne Akzente

Im SPÖ-Wahlprogramm findet sich auch ein breites Feld an "Frauenthemen", das gerne von den Grünen beackert wird: Bildung, Gesundheit, Kinderbetreuung sowie die Forderung nach einem Mindestlohn, der vor allem Arbeitnehmerinnen zugute kommen würde. "Kern setzt bewusst grüne Akzente", erklärt man in der Partei, "mit dem Unterschied, dass seine Ideen mehrheitsfähig sind."

Die Diskussion wolle der Kanzler betont ruhig und sachlich angehen, hieß es im Vorfeld der TV-Sendung zum KURIER. Mit Ulrike Lunacek, einer versierten EU-Politikerin, könne man inhaltlich auf Augenhöhe diskutieren.

Bei den Grünen gibt man dieses Kompliment zurück: ruhig im Ton, hart in der Sache – das hätten Kern und Lunacek gemeinsam.

Es war bereits das zweite Mal, dass sich die beiden miteinander live im TV diskutierten – sie trafen bereits vergangene Woche am Montag auf Puls4 aufeinander. Der amikale Ton brach aber abrupt ab, als Lunacek die "rot-blaue Karte" spielte: Der SPÖ-Chef schließt ja bekanntlich nicht aus, mit der FPÖ in eine Koalition zu gehen. Legitimiert wird diese "Alles ist möglich"-Haltung mit einem Kriterienkatalog, den Vertreter aus allen Bundesländern und verschiedenen roten Organisationen gemeinsam erarbeitet haben.

"Wir machen nicht blau"

Die Grünen machen es nun zu ihrem Alleinstellungsmerkmal im Wahlkampf, eine Regierungszusammenarbeit mit der FPÖ dezidiert auszuschließen. "Wir machen nicht blau", lautet auch ein Slogan auf einem Werbeplakat. Dazu säen sie den Keim des Zweifels, was die Zeit nach dem 15. Oktober betrifft: "Wer Kern wählt, wacht morgen vielleicht mit Doskozil auf", warnen die Grünen. Gemeint ist damit die Vermutung, dass Kern als Parteichef von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil abgelöst werden könnte, sollte die SPÖ nach einer Wahlniederlage in der Opposition landet.

Wer also grüne Politik wolle, müsse die Grünen wählen. Dasselbe hat schon Heinz-Christian Strache für die Freiheitlichen gesagt.

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