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“Who targets me” analysiert Nationalratswahl-Werbung auf Facebook

25-09-2017, 14:28

Der Einsatz sogenannter “Dark Posts” – die auf Facebook nur von der definierten Zielgruppe gesehen werden können – sei in der politischen Werbung aus demokratischer Sicht bedenklich. Abseits der Öffentlichkeit könnten Parteien Lügen über ihre Gegner verbreiten oder verschiedenen Kleinstzielgruppen sich widersprechende politische Angebote machen, warnen die Initiatoren von “Who targets me”. Individualisierte Wahlwerbung fragmentiere die Öffentlichkeit und könnte die Erwartung nach individualisierter Politik bei den Wählern erzeugen. Außerdem könnte Mikrotargeting verstärkt von rechtspopulistischen Kräften genutzt wird, um ein Mainstream-Publikum mit moderaten Botschaften anzusprechen, während sie ihren treuen Unterstützern deutlich extremere Anzeigen zu spielen, so die Sorge.

Browser-Add-on “Who targets me” analysiert politische Werbung

“Who targets me” funktioniert ähnlich wie ein Adblocker, erklären die Initiatoren. Aber statt eine Anzeige zu blockieren, analysiert und kategorisiert es diese. Das Add-on sei dann in der Lage herauszufinden, welche soziodemographischen Gruppen von welcher Partei mit welcher Botschaft angesprochen werden. Im Google-Browser Chrome braucht “Who targets me” u.a. Zugriff auf den Browserverlauf. Die Projektverantwortlichen betonen, die Erweiterung könne keine Facebook-Beiträge des Nutzers oder von Freunden analysieren, es würden auch keinerlei persönliche Daten erhoben. Der Quellcode ist auf Github offengelegt.

“Who targets me” sei ein von Bürgern geführtes parteiunabhängiges Non-Profit-Projekt, das von Sam Jeffers und Louis Knight-Webb in Großbritannien gegründet wurde. An der Auswertung der österreichischen Daten beteiligt sich auch der Fact-Checking-Blog “Fakt ist Fakt”. Für die deutsche Bundestagswahl arbeitete “Who targets me” mit Buzzfeed Deutschland und T-Online zusammen. Für den deutschen Wahlkampf hatte auch das US-Portal ProPublica ein ähnliches Program entwickelt, den “Political Ad Collector”.

(APA/Red)

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