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Kickl abgetaucht: FPÖ zwischen Stillstand und interner Krise

8-07-2025, 16:42

Kanzler-Ambitionen gescheitert, Kritik wächst, und der Partei fehlt der Kurs: Seit Kickls Rückzug herrscht in der FPÖ Stillstand – intern brodelt es, doch ein Aufstand bleibt aus.

Seit Herbert Kickl im Februar 2025 den Regierungsbildungsauftrag zurückgelegt hat, fehlt der FPÖ der Schwung. Die Partei, die bei der Nationalratswahl als stärkste Kraft hervorging, wurde von der schwarz-rot-pinken Koalition ausgebremst. Innerhalb der FPÖ ist die Enttäuschung groß – besonders in den Bundesländern, die auf Ministerposten und Einfluss gehofft hatten. Viele Funktionäre und Abgeordnete äußern hinter vorgehaltener Hand Kritik am kompromisslosen Kurs Kickls, der letztlich als Hauptgrund für das Scheitern der Regierungsverhandlungen gilt.

Die Partei wirkt gespalten

Kickl selbst versucht, das Narrativ zu kontrollieren: Nicht er, sondern ein "tiefer Staat" und die ÖVP hätten eine FPÖ-geführte Regierung verhindert. In öffentlichen Auftritten gibt er sich kämpferisch und betont, das Ziel der "Volkskanzlerschaft" sei nur aufgeschoben. Doch die Partei ist gespalten: Während ein Teil weiter auf Konfrontation setzt, wünschen sich andere mehr Kompromissbereitschaft und Regierungsfähigkeit. Kritische Stimmen wie jene der Salzburger Landeschefin Marlene Svazek werden lauter – auch wenn offene Revolten ausbleiben.

Wo ist Kickl?

Herbert Kickl nimmt aktuell an keinen öffentlichen Terminen teil. Die FPÖ hat Ende Juni 2025 mitgeteilt, dass Kickl aus familiären Gründen in den nächsten Tagen alle öffentlichen Auftritte abgesagt hat. Selbst geplante Veranstaltungen wie der Besuch des Wieselburger Volksfests wurden gestrichen. Die Partei betonte, dass dies der Grund für die auffällige Ruhe um den FPÖ-Chef sei.

Abseits davon ist Kickl weiterhin als Abgeordneter zum Nationalrat und als FPÖ-Bundesparteiobmann sowie Klubobmann politisch aktiv, nimmt aber derzeit keine öffentlichen Aufgaben wahr. In den letzten Wochen war er noch in parlamentarischen Sitzungen präsent, etwa bei der Budgetdebatte Mitte Juni 2025. 

Machtzentrum Parlament: FPÖ als Oppositionsmaschine

Im Parlament nutzt die FPÖ ihre neue Stärke als größte Fraktion, um die Regierung mit Anfragen und scharfer Rhetorik unter Druck zu setzen. Der Nationalratspräsident Walter Rosenkranz inszeniert die blaue Macht, sorgt aber mit seinem Umgang für Unmut bei den anderen Parteien. Die FPÖ bleibt sichtbar, doch die inhaltliche Ausrichtung beschränkt sich oft auf populistische Schlagworte und das Aufwärmen alter Konflikte – etwa bei der Aufarbeitung der Corona-Politik.

Interne Machtspiele und die Frage der Zukunft

Die Verschiebung des FPÖ-Parteitags auf den Herbst ist symptomatisch für die angespannte Lage. Die Partei muss sich neu sortieren, Kickl seine Führungsrolle verteidigen. Besonders in den westlichen Bundesländern wächst der Unmut über die Dominanz Niederösterreichs bei Postenvergaben. Dennoch: Ein ernsthafter Gegenkandidat für Kickl ist nicht in Sicht. Die Partei bleibt auf ihn fixiert – aus Mangel an Alternativen, aber auch aus Angst vor einem offenen Machtkampf.

Fazit: Die FPÖ im Wartestand

Die FPÖ wirkt derzeit wie eine Partei im Wartestand: Laut Umfragen weiter stark, aber innerlich zerrissen und ohne klare Perspektive. Kickl kämpft um seine Position, doch die Stimmung ist gereizt und die Frustration groß. Ob die Partei den Spagat zwischen radikaler Opposition und Regierungsfähigkeit schafft, bleibt offen – ebenso wie die Frage, ob der "Volkskanzler" Kickl je mehr als ein Versprechen bleibt.

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