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Umfrage: AfD könnte drittstärkste Kraft werden

22-09-2017, 06:57

Drei Tage vor der Bundestagswahl in Deutschland bleiben eine Fortsetzung der Großen Koalition oder ein Jamaika-Bündnis aus Union, FDP und Grünen die wahrscheinlichsten Regierungskonstellationen. Das am Donnerstagabend veröffentlichte ZDF-"Politbarometer" sieht wie die jüngsten Umfragen die Union von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) deutlich vor der SPD, die weiter zurückfällt.

Die AfD könnte als drittstärkste Kraft in den Bundestag einziehen. Jeder dritte deutsche Wähler ist aber noch unentschlossen.

"Die Wahl ist noch nicht gelaufen"

Die Sozialdemokraten verlieren im "Politbarometer" im Vergleich zur Vorwoche 1,5 Prozentpunkte und liegen bei 21,5 Prozent. Die Union kann demnach weiterhin mit 36 Prozent rechnen. Die AfD kommt auf elf Prozent - ein Plus von einem Prozentpunkt. Foto: APA/dpa/Michael Kappeler

Die FDP sieht die Umfrage unverändert bei zehn Prozent. Die Linkspartei verliert einen halben Prozentpunkt auf 8,5 Prozent, die Grünen stehen weiter bei acht Prozent. Über eine parlamentarische Mehrheit würde damit neben einem Bündnis von CDU/CSU und SPD nur eine Jamaika-Koalition verfügen.

"Die Wahl ist noch nicht gelaufen", gab sich SPD-Vizechefin Manuela Schwesig am Donnerstagabend in einer von ARD und ZDF übertragenen Wahldiskussion kämpferisch. "Natürlich reichen uns die Ergebnisse aus den Umfragen nicht." Gewählt werde aber am Sonntag. "Es geht darum, in den letzten drei Tagen noch die vielen Unentschlossenen zu erreichen."

Von der Leyen will Richtung 40 Prozent gehen

Viele Wähler sind laut ZDF-"Politbarometer" tatsächlich noch unentschieden: Lediglich 63 Prozent aller Wahlberechtigten geben in der Umfrage an, sicher zu sein, dass und wen sie wählen wollen. Im direkten Vergleich, wen die Deutschen lieber als Kanzler hätten, liegt Amtsinhaberin Merkel mit 56 Prozent deutlich in Führung. Der SPD-Herausforderer Martin Schulz kommt auf 32 Prozent.

Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte bei der von ARD und ZDF übertragenen "Schlussrunde", dass "Menschen, die Angela Merkel als Kanzlerin vertrauen" mit der Zweitstimme die Union wählen müssten. "Und dann können wir in Richtung 40 Prozent gehen", meinte sie zu den Aussichten ihrer Partei.

AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland wollte sich in der Sendung an Spekulationen über den Wahlausgang nicht beteiligen. FDP-Chef Christian Lindner, Linken-Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht und Grünen-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt bekräftigten für ihre Parteien den Anspruch, drittstärkste Kraft zu werden - und zwar jeweils mit einem zweistelligen Ergebnis. Foto: REUTERS/HANNIBAL HANSCHKE

Gauland: AfD kein ausgearbeitetes Pensionskonzept

In der "Schlussrunde" von ARD und ZDF nahmen die Vertreter aller Parteien, die nach Umfragelage im nächsten Bundestag vertreten sein werden, noch einmal zu Themen wie Altersvorsorge, Bildung, Klimawandel und Sicherheit Stellung. Gauland räumte dabei ein, dass seine Partei kein ausgearbeitetes Pensionskonzept habe. Die AfD sei noch eine "junge Partei" und stecke in der innerparteilichen Diskussion über die Pensionspolitik fest.

Von der Leyen verwies darauf, dass die Altersbezüge in der vergangenen Legislaturperiode gestiegen seien. Bayerns Innenminister Joachim Hermann, der die CDU-Schwesterpartei CSU vertrat, bezeichnete Diskussionen über Altersarmut als "komische Durchschnittsberechnungen", die angesichts des gestiegenen Wohlstands in Deutschland nicht aussagekräftig seien.

SPD will Gebühren für Kindertagesstätten abschaffen

Wagenknecht entgegnete, es sei "unverschämt" zu behaupten, dass Altersarmut nur ein "statistisches Problem" sei. Göring-Eckardt kritisierte die Große Koalition und prangerte die Altersarmut als Ergebnis der "versäumten Politik der letzten Jahre" an.

In der Bildungspolitik verwies Schwesig auf die SPD-Pläne, die Gebühren für Kindertagesstätten abzuschaffen und den Bund über einen "nationalen Bildungspakt" an der Schulfinanzierung in den Ländern zu beteiligen. Auch Lindner sprach sich für mehr Investitionen in die Bildung und eine stärkere Rolle des Bundes in diesem Bereich aus.

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