Nach rund zehn Jahren Vortrieb wurde Ende 2024 der Semmering Basistunnel fertiggegraben. Am Freitag fand die Durchschlagsfeier statt. Zahlreiche Mitarbeitende und Verantwortungsträger der Planer und bauausführenden Firmen, Vertreter der EU, der ÖBB sowie Gäste aus Wirtschaft und Politik nahmen am Festakt teil.
Für den seit Ende November 2024 fertig gegrabenen Semmering-Basistunnel hat es am Freitag einen wahrlich großen Bahnhof gegeben. Vertreter der EU, des Bundes sowie der Länder Niederösterreich und Steiermark feierten in Gloggnitz im Bezirk Neunkirchen gemeinsam mit den ÖBB "eines der größten heimischen Infrastrukturprojekte", wie es Bundesbahnen-CFO Manuela Waldner bezeichnete. Den Beteiligten an den Arbeiten zollte sie "höchsten Respekt".
Die Inbetriebnahme des Tunnels werde das Bahnfahren auf der Südstrecke "revolutionieren", sagte Waldner in Vertretung des erkrankten ÖBB-CEO Andreas Matthä. Habe es einst "freie Fahrt über den Semmering" geheißen, werde es 2030 "freie Fahrt durch den Semmering" lauten. Die Finanzvorständin sprach von einem "Gamechanger für Österreich und Europa".
Fertigstellung von Semmering-Basistunnel hat europäische Dimension
Anne Elisabet Jensen, EU-Koordinatorin Baltisch-Adriatischer Korridor, verwies auf viele Maßnahmen, die notwendig seien, wenn es um eine grüne Wende gehe. Die Fertigstellung von Projekten wie der Koralmbahn oder dem Semmering-Basistunnel habe eine klare europäische Dimension. Sie seien wichtige Teile der Achse von der Ostsee zur Adria, betonte die Dänin, die sich "massiv beeindruckt" zeigte.
Der Semmering-Tunnel sei "wirklich ein Meilenstein", sagte Ministerin Leonore Gewessler (Grüne). Die Bahn bezeichnete sie als "für den Klimaschutz unerlässlich". Die Schiene müsse "das Rückgrat der Mobilität" werden. Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) verwies auf die "Ingenieurkunst", die hinter dem Projekt stecke, und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts, die der Tunnel bedeuten werde. In einem Flächenbundesland brauche es freilich Schiene und Straße.
"Beeindruckt, was geleistet wurde", zeigte sich Niederösterreichs Landesvize Verkehrslandesrat Udo Landbauer (FPÖ). "Das geht sich dann (auf der Straße, Anm.) nicht mehr aus", hielt er als "begeisterter Autofahrer" fest, wenn Wien - Graz ab 2030 in unter zwei Stunden verbunden sein wird und es von der steirischen Landeshauptstadt schon ab Dezember in weiteren 45 Minuten nach Klagenfurt geht. Dass der Wirtschafts- und Industriestandort gestärkt werde, hob wie Mikl-Leitner auch die steirische LH-Stellvertreterin Manuela Khom (ÖVP) hervor. Der Semmering-Tunnel sei wie die Koralmbahn ein "Jahrhundertprojekt", sagte Verkehrslandesrätin Claudia Holzer (FPÖ).
Ab 2030 mit bis zu 230 km/h durch den Semmering
Die dritte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) erinnerte an "jahrelanges Ringen", das dem Projekt vorangegangen sei. Der Tunnel sei zu Beginn "sehr wild umstritten" gewesen, so die "Patin".
Der Durchschlag der beiden Röhren mit je 27,3 Kilometern ist laut ÖBB "ein weiterer großer Meilenstein" gewesen. Der Abschluss aller Vortriebe im Semmering-Tunnel war damit vollzogen. Das niederösterreichische Gloggnitz ist mit dem steirischen Mürzzuschlag (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) unterirdisch fertig zweiröhrig verbunden. Bereits seit 2020 läuft die Auskleidung mit einer Betoninnenschale. Nach Abschluss dieser Arbeiten folgt die "bahntechnische Tunnelausrüstung". Der diesbezügliche Baubeginn ist im Sommer 2025 vorgesehen. Wenn im Jahr 2030 schließlich Züge mit bis zu 230 km/h durch den 4,2 Mrd. Euro teuren Tunnel fahren werden, ist der Ausbau der 470 Kilometer langen Südstrecke abgeschlossen, die Teil des Baltisch-Adriatischen-Korridors ist, der wiederum 1.700 Kilometer umfasst.
Gedenken an tödlich Verunglückte bei Festakt
Bei dem Festakt in Gloggnitz wurde am Freitag auch der bei den Arbeiten tödlich Verunglückten gedacht. Vier Menschen sind in den Jahren 2020 und 2023 ums Leben gekommen, erinnerte Projektleiter Gerhard Grobiet.