103 Tage nach der Nationalratswahl steht Österreich immer noch ohne neue Regierung da, was bereits die drittlängste Wartezeit seit 1945 markiert. Mit den gerade erst begonnenen Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP könnte sogar der bisherige Rekord übertroffen werden.
Dafür müssten sich die nun angelaufenen blau-schwarzen Koalitionsverhandlungen mehr als drei Wochen ziehen und die neue Regierung erst ab 6. Februar ihr Amt antreten. Platz 2 gäbe es schon am 1. Februar. Die bisher längste Regierungsbildung dauerte insgesamt 129 Tage: Nach der Wahl vom 18. November 1962 zogen sich die Verhandlungen zwischen ÖVP und SPÖ monatelang, bevor sich die beiden Parteien schließlich widerstrebend auf eine Neuauflage der Großen Koalition einigten, die am 27. März 1963 von Bundespräsident Adolf Schärf ernannt wurde.
Nur fünf Tage kürzer dauerte es vor 25 Jahren, bevor die erste schwarz-blaue Koalition ins Amt kam. Die komplizierte Ausgangssituation damals hat durchaus einige Parallelen zur aktuellen Lage aufzuweisen. Die Lage nach der Wahl am 3. Oktober 1999 war ebenso vertrackt: Die stimmenstärkste SPÖ schloss eine Koalition mit der erstmals auf Platz zwei gelandeten FPÖ aus, die drittgereihte ÖVP wollte in Opposition gehen. Wochenlange Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP scheiterten, dann ging es ruckzuck. Nur zwei Wochen später wurde am 4. Februar die - parallel schon vorgebaute - erste schwarz-blaue Koalition unter ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel angelobt. Es war das bisher einzige Mal, dass nicht der vom Bundespräsidenten nach der Wahl mit der Regierungsbildung Beauftragte schließlich als Kanzler angelobt wurde.