FPÖ-Chef Herbert Kickl baut bei den Koalitionsverhandlungen auf Loyalisten. Das Kernteam besteht abgesehen vom Parteiobmann selbst aus fünf Männern und einer Frau. Vier der Angehörigen sind Mitglieder von deutsch-nationalen akademischen Verbindungen.
Als Parteichef steht Herbert Kickl naturgemäß an der Spitze des Verhandlungsteams. Der 56-jährige gebürtige Kärntner gilt als rhetorisch versiert und inhaltlich unerbittlich. Der ÖVP hat er bereits vor der offiziellen Einladung zu Verhandlungen die Rute ins Fenster gestellt und Ehrlichkeit wie Geschlossenheit abverlangt. Kickl will zwar "Volkskanzler" werden, muss es aber nicht unbedingt, wie er immer wieder betont. Kickls ohnehin schon überspitzter kämpferischer Ton radikalisierte während der -Pandemie zunehmend, worunter der Wählerzuspruch nicht im Geringsten litt.
Der in Villach geborene Arbeitersohn Kickl hat sich bereits seit seiner Kindheit von einem gewissen militärischen Ton fasziniert gezeigt. Weniger diszipliniert zeigte er sich beim Philosophiestudium in Wien, das er zugunsten eines Engagements im Freiheitlichen Bildungsinstitut abbrach. Das politische Handwerk lernte er als Zuarbeiter von Jörg Haider. Als Generalsekretär nutzte er seine Fähigkeiten vor allem als Texter. Den Sprung in die erste Reihe schaffte er erst recht spät durch eine unschöne Ablöse Norbert Hofers als FPÖ-Obmann.
Auch der derzeitige blaue Generalsekretär Hafenecker beherrscht den verbalen Angriff. Lieblingsziel sind nicht nur traditionelle Medien - allen voran der öffentlich-rechtliche ORF -, als erfahrener Fraktionsführer in Untersuchungsausschüssen schießt er vor allem gegen die ÖVP, die nun als Koalitionspartner umworben wird. Der 44 Jahre alte gebürtige Mödlinger ist ausgebildeter Landmaschinentechniker und Mitglied der Burschenschaft Nibelungia Wien. Neben dem Medienbereich kümmert er sich vor allem um das Thema Verkehr, was ihn als potenziellen Infrastrukturminister ins Spiel bringt.
Die feine Klinge eher egal ist Michael Schnedlitz, der sich mit Hafenecker das Generalsekretariat aufteilt. Geboren wurde der 40-jährige im Salzburger Tamsweg, seine politische Karriere machte er allerdings in Niederösterreich, etwa als Vizebürgermeister in Wiener Neustadt. Er besuchte - wie Hafenecker - dort das Militärrealgymnasium, gilt als sportlich und war auch unternehmerisch tätig. Sein Liebäugeln mit den rechtsextremen Identitären brachte Schnedlitz negative Schlagzeilen ein, die ihm aber - wie vielen anderen Freiheitlichen - bestenfalls lästig waren. Burschenschafter war er wie Kickl nie.
Nur wenige öffentliche Wortmeldungen sind von Norbert Nemeth überliefert. Als Klubdirektor im Nationalrat ist er diese Rolle gewohnt und fühlt sich offensichtlich wohl darin. Der dandyhaft auftretende gebürtige Wiener ist Jurist und kennt die parlamentarische Geschäftsordnung wie kaum ein anderer in der Partei. Der 55-Jährige geriet trotz aller Zurückhaltung dennoch jüngst in die Schlagzeilen, als er beim Singen eines auch von der Waffen-SS verwendeten Liedes gefilmt wurde, weswegen staatsanwaltliche Ermittlungen anhängig sind. Er ist Mitglied der akademischen Burschenschaft Olympia.
Ebenfalls lieber im Stillen arbeitet Reinhard Teufel - obwohl der langjährige engste Vertraute und Büroleiter von Kickl mittlerweile Klubchef im niederösterreichischen Landtag ist. Ambitionen auf ein Ministeramt werden ihm nicht nachgesagt. Vielmehr könnte er als Kabinettschef ins Bundeskanzleramt einziehen. Der gebürtige Scheibbser hat unter anderem Sozial- und Wirtschaftswissenschaften studiert. Teufel ist Mitglied der Innsbrucker Brixia und fiel ebenfalls durch seine Kontakte zu den Identitären auf.
Wie Hafenecker hat auch Susanne Fürst Erfahrung in U-Ausschüssen gesammelt und sich als einstige Speerspitze gegen die ÖVP profiliert. Allerdings war sie es auch, die bereits vor der öffentlich ein Angebot zur Zusammenarbeit machte und Gemeinsamkeiten - vor allem in der Migrationspolitik - betonte. Die 55-jährige Juristin wurde bereits als Kandidatin für die Hofburg gehandelt. Die gebürtige Linzerin engagiert sich auch im ORF-Publikumsrat. Zu ihren inhaltlichen Anliegen zählt der Ausbau der direkten Demokratie.
Nicht ganz so verwurzelt in der Freiheitlichen Partei ist Arnold Schiefer, der als ehemaliger ÖBB-Finanzvorstand aber etliches wirtschaftliches Know-how in die Verhandlungen mitbringt und sich damit auch für ein Ministeramt qualifiziert. Er war vor seinem Wechsel zur Bahn bereits in der türkis-blauen Regierung im Infrastrukturministerium von Norbert Hofer tätig. Schiefer sagte auch als Zeuge im Prozess gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz wegen Falschaussage im U-Ausschuss aus. Der 58-jährige gebürtige Gmundener ist Alter Herr der Burschenschaft Teutonia.