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Wifo/IHS-Prognose: Österreichs Wirtschaft erholt sich 2025 nicht

20-12-2024, 10:31

Angesichts der Budgetkonsolidierungspläne der zukünftigen Regierung und anhaltender Strukturprobleme prognostizieren Wifo und IHS eine verlangsamte Wirtschaftserholung in Österreich mit einem realen Wachstum von unter einem Prozent im Jahr 2025.

Die Budgetkonsolidierung der künftigen Regierung und Strukturprobleme bremsen die erwartete wirtschaftliche Erholung. Österreichs Wirtschaft soll nach zwei Rezessionsjahren 2025 real um 0,6 bzw. 0,7 Prozent wachsen, geht aus der aktuellen Wifo/IHS-Konjunkturprognose hervor. Bei der Herbstprognose ging man noch von +1,0 bzw. +0,8 Prozent aus. Das Budgetdefizit dürfte im kommenden Jahr auf 4,2 bzw. 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen.

2025 weniger Wirtschaftswachstum, Budgetdefizit höher

Die Institute haben ihre Winter-Konjunkturprognose 2024-2026 ohne Berücksichtigung einer Budgetkonsolidierung erstellt, weil Ausmaß und Zeitpunkt der Ausgabenkürzungen sowie möglichen Steuererhöhungen noch in den Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS heiß diskutiert werden. "Eine Rückführung des Budgetdefizits auf unter 3 Prozent des BIP im Jahr 2025 würde die ohnehin schwache Konjunktur in Österreich weiter dämpfen", hieß es vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Anstelle eines moderaten Wachstums drohe "in diesem Fall eine neuerliche Rezession". Für 2026 erwarteten Wifo und IHS ohne Sparmaßnahmen der Regierung ein BIP-Plus von 1,2 bzw. 1,3 Prozent.

Keine Signale für wirtschaftlichen Aufschwung

Österreichs Wirtschaft schrumpft heuer bereits das zweite Jahr in Folge. Die Rezession in der Industrie und am Bau hat sich fortgesetzt. Der private Konsum, die Exporte und die Bruttoanlageinvestitionen der Unternehmen sind seit zwei Jahren rückläufig. Im Jahr 2023 ging die reale Wirtschaftsleistung hierzulande um 1 Prozent zurück, 2024 soll der Rückgang 0,9 Prozent betragen. Im Oktober prognostizierten Wifo und IHS noch ein etwas geringeres BIP-Minus von 0,6 Prozent für das laufende Jahr. "Die heimische Wirtschaft hat strukturelle Probleme, und es gibt bisher keine Signale für einen starken Aufschwung", schreiben die Ökonomen des Instituts für Höhere Studien (IHS).

Inflation soll 2025 niedriger ausfallen

Nach den Rekord-Inflationsjahren 2022 und 2023 mit 8,6 Prozent und 7,8 Prozent soll die Teuerung heuer hierzulande mit 3,0 bzw. 2,9 Prozent deutlicher niedriger ausfallen. Anfang 2025 ist aber mit einem deutlichen Anstieg der Energiepreise zu rechnen, weil die Strompreisbremse ausläuft, die Energieabgaben für Strom und Erdgas wieder auf ihr Normalniveau zurückgeführt werden, und die Ökostromförderbeiträge wieder in Kraft treten. Außerdem steigen die Netzentgelte und der CO2-Preis. Das Wifo rechnet deswegen zu Jahresbeginn mit einer Zunahme der Teuerung auf 2,5 Prozent.

Arbeitslosenzahlen werden erneut steigen

Für das Gesamtjahr 2025 gehen Wifo und IHS von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3 bzw. 2,6 Prozent aus. Für 2026 rechnen die Wirtschaftsforscher mit einer Inflationsrate von 2,0 bzw. 2,1 Prozent.

Zwei Jahre Rezession machen sich auch bei den Arbeitslosenzahlen bemerkbar. Wifo und IHS gehen von einem gleich hohen Anstieg aus. Die Arbeitslosenrate soll sich von 6,4 Prozent im Jahr 2023 auf heuer 7,0 Prozent und 7,4 Prozent im kommenden Jahr erhöhen.

Budgetdefizit steigt im kommenden Jahr auf 4,2 Prozent

Die Prognose von Wifo und IHS umfasst auch ein staatliches Budgetdefizit von 4,2 bzw. 3,8 Prozent der Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr. Mögliche Sparmaßnahmen der künftigen Regierung wurden in der Prognose nicht berücksichtigt. Heuer soll sich das Defizit auf 3,7 Prozent des BIP belaufen. Österreich liegt damit deutlich über den EU-Schuldenregeln (Maastricht-Kriterien) von 3 Prozent.

Eine Reduktion des Budgetdefizits von 4,2 auf 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) würde laut Wifo einem Konsolidierungsbedarf von "etwa 6 Mrd. Euro" entsprechen. Eine weitreichende Budgetkonsolidierung der öffentlichen Hand bremse das Wirtschaftswachstum in Österreich aber deutlich. "Eine sprunghafte Reduktion" des Defizits auf die Maastricht-Höchstgrenze würde das BIP-Wachstum - je nach Art und Zeitpunkt der Maßnahmen - um 0,5 bis 1 Prozentpunkt dämpfen, erklärten die Wifo-Ökonomen.

Höhere Sozial- und Pensionsausgaben lassen Defizit steigen

Der Anstieg des Defizits im kommenden Jahr ergebe "sich durch die nachlaufende Indexierung monetärer Sozialleistungen, eine starke Zunahme der Zahl der Pensionsbezieher und steigende Ausgaben der Länder und Gemeinden in den Bereichen Umwelt, Wohnen, Bildung sowie Gesundheit und Pflege im Rahmen des Zukunftsfonds", schreibt das Wifo in seiner vierteljährlichen Konjunkturprognose.

Ohne Einsparungen soll das staatliche Budgetdefizit im Jahr 2026 laut Wifo/IHS-Berechnungen 4,1 Prozent bzw. 3,6 Prozent betragen. Der Schuldenstand des Staates würde bis 2026 ohne Budgetkonsolidierung auf 84,5 Prozent des BIP klettern.

(APA/Red)

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