Die offiziellen Budgetzahlen bilden nun die Grundlage für fortgesetzte Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS. Die Steuerungsgruppe, mit den Parteichefs Nehammer, Babler und Meinl-Reisinger, traf sich im Wiener Palais Epstein, um über die Budgetkonsolidierung zu beraten.
Bevor das Treffen der Steuerungsgruppe startete, unterstrichen die drei Parteichefs die enormen Aufgaben, denen das Land aufgrund der schwierigen Haushaltslage gegenübersteht. Nach Beendigung der Verhandlungen in den 33 thematischen Untergruppen sei nun der nächste Schritt, die Ergebnisse zu sichten und sich den schwierigsten Fragen, insbesondere der Haushaltssanierung, zu widmen, so Nehammer. Die Arbeit in den Untergruppen wurde als "überraschend gut gelungen" vom ÖVP-Chef beschrieben.
Koalitionsverhandlungen: Meinl-Reisinger sieht "sehr große Herausforderungen"
Dass "einiges weitergegangen" sei in den Untergruppen, wollte auch NEOS-Chefin Meinl-Reisinger anerkennen, "aber jetzt geht darum, wirklich unser Land nach vorne zu bringen". Es müsse "mehr als der kleinste gemeinsame Nenner herauskommen", machte sie Druck und sprach "von sehr großen Herausforderungen" und Baustellen, die hinterlassen worden seien von den letzten Regierungen. Besprechen wollte Meinl-Reisinger mit ÖVP und SPÖ auch ihren Vorschlag, die Landeshauptleute in die Koalitionsverhandlungen einzubinden. "Es ist eine gesamtstaatliche Kraftanstrengung notwendig", daher müssten alle in einem Föderalstaat Verantwortung übernehmen, betonte sie. Auch SPÖ-Chef Babler bezeichnete die budgetären Herausforderungen als "wahnsinnig groß". Mit dieser Erkenntnis gelte es, ein ambitioniertes Programm umzusetzen.
Entschieden werden muss von den Verhandlern, welcher Weg und welches Tempo für die Konsolidierung gewählt wird. Gemäß den am Sonntag von der EU-Kommission übermittelten Daten muss Österreich in den kommenden vier Jahren realistisch gesehen zwischen 12 und 15 Milliarden Euro einsparen. Die konkrete Summe hängt davon ab, für welche Variante man sich entscheidet: ein Konsolidierungspfad über vier oder sieben Jahre, oder ein EU-Defizitverfahren ebenfalls über vier oder sieben Jahre. Während ÖVP und NEOS ein Defizitverfahren vermeiden wollen, bevorzugt die SPÖ diese Variante, da der Konsolidierungspfad sanfter wäre.
Untergruppen schlossen Arbeit bei Koalitionsverhandlungen ab
In der vergangenen Wochen hatten die 33 Untergruppen ihre Arbeit zu den einzelnen Themenclustern abgeschlossen. Die bisherigen Verhandlungen wurden allerdings noch ohne fixen Budgetrahmen geführt. Knackpunkt sind daher weiter die Steuer- und Wirtschaftsfragen. Auch für die kommenden Tage sind weitere Verhandlungen auf Chefebene geplant. Der genaue Fahrplan steht noch nicht fest. Nach dem Treffen der Steuerungsgruppe am Dienstag ist eine Pressekonferenz geplant.
Vor Beginn der Sitzung war am Dienstagvormittag die ÖVP noch zu einer internen informellen Online-Sitzung zusammengekommen. Dabei wurden die Landesparteichefs und Bünde-Obleute von Nehammer über den Stand der Verhandlungen informiert, Beschlüsse wurden keine gefasst, hieß es aus der Partei. Am Montag hatte die SPÖ ein Online-Präsidium abgehalten, die NEOS waren schon am Wochenende zusammengekommen.