Die Industriellenvereinigung (IV) sagt seit Jahren, dass Österreichs Unternehmen unter einer überbordenden Bürokratie zu ersticken drohen. Nun hat sie ihren Chefökonomen Christian Helmenstein und dessen Economica Institut beauftragt, diese Kritik mit einer Studie und Zahlen zu untermauern. Das Ergebnis: Die Bürokratie-Belastung ist hierzulande geringer als in den meisten Nachbarländern, es gibt aber großen Abstand zu den Best Performern in Skandinavien und im Baltikum.
Bis zu 15 Mrd. Euro im Jahr geben die Unternehmen in Österreich für Steuererklärungen, Jahresabschluss, Berichtspflichten und Ähnliches aus, berichtet die Zeitschrift "Pragmaticus" in ihrem aktuellen Bericht und verweist auf die Economica-Studie, wonach Österreich in dem von Economica entwickelten Bürokratiekostenindex mit einem Score von 60 Punkten im europäischen Mittelfeld liegt. Zum Vergleich: Deutschland und Tschechien schneiden mit jeweils 55 Punkten deutlich schlechter ab, in der Slowakei (37 Punkte), Ungarn (46) und Italien (43) ist die Bürokratiebelastung aber noch viel größer. Slowenien (61) hat etwa das gleiche Niveau wie Österreich.
Insgesamt ist ein klares Nord-Süd-Gefälle in der EU erkennbar: Der Südosten und der Süden haben die niedrigsten Scores, was bedeutet, dass die Kosten und der bürokratische Aufwand in diesen Ländern am höchsten ausfallen. Besonders gering sind die Bürokratiekosten in Finnland (83), Schweden (78), Dänemark (77), Estland (73) und Holland (72).
Die Erstauflage des Bürokratiekostenindex (BKI) für Unternehmen mit Daten aus dem Jahr 2023 beinhaltet insgesamt 25 Indikatoren, für die EU-weit vergleichbare Scores berechnet und zu einem einzigen Index aggregiert werden. Die Indikatoren wurden aus diversen internationalen Quellen zusammengetragen, indem Datenbanken, Indikatorensammlungen und bestehende Indizes systematisch durchsucht wurden. Der BKI soll die bürokratischen Kosten, den Personalaufwand sowie nicht-monetäre Hürden in allen Ländern der EU vergleichbar machen.