Das Hochwasser in Ostösterreich vom September hat einen Abfallrückstaub von bisher 80.000 Tonnen nach sich gezogen.
Österreichs größte Müllverbrennungsanlage im niederösterreichischen Dürnrohr (Bezirk Tulln) stand monatelang still. Die Konsequenzen werden noch länger spürbar sein, teilte der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) am Montag in einer Aussendung mit. "Wir haben es derzeit mit einem historischen Abfallrückstau zu tun", sagte VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly.
In der stark beschädigten Anlage in Dürnrohr konnten zwei Monate lang nicht wie üblich täglich rund 1.400 Tonnen Restmüll aus Haushalts- und Gewerbeabfällen thermisch verwertet - also verbrannt - werden. Zu diesen Mengen kommen weitere 50.000 Tonnen Sperrmüll, die durch das Hochwasser verursacht wurden. Der Teilbetrieb in Dürnrohr wurde Mitte November wieder aufgenommen.
"Die österreichweite Entsorgungskette ist durch das Hochwasser massiv unterbrochen und stellt uns vor enorme Herausforderungen, die uns noch Jahre begleiten werden", sagte Jüly. "Alle betroffenen Betriebe der Abfall- und Ressourcenbranche arbeiten auf Hochtouren, um den Engpass zu bewältigen, aber es wird noch lange dauern, bis der Rückstau abgearbeitet ist", hieß es in der Aussendung. Restmüll werde zwischengelagert, in weiter entfernt gelegene Müllverbrennungsanlagen transportiert und zum Teil sogar exportiert. "Der zeitliche und finanzielle Mehraufwand für die Errichtung von Zwischenlagern, weite Transportwege sowie aufwändige Notifizierungen für den Export sind enorm", wurde festgehalten. Die Entsorgungssicherheit für Bürgerinnen und Bürger ist laut der VOEB-Präsidentin aber nicht beeinträchtigt.
"Noch immer sind viele unserer Betriebe gezwungen, thermisch verwertbare Baustellen-, Industrie- und Gewerbeabfälle mit erheblichem Aufwand zu schreddern, in Ballen verpresst zu folieren und zwischenzulagern, bis sie thermisch verwertet werden können. Denn auch andere Müllverbrennungsanlagen in Österreich haben nur begrenzte Kapazitäten und können den zusätzlich angefallenen Abfall derzeit nicht zur Gänze annehmen", berichtete Jüly.
Auch einige Nachbarländer Österreichs wurden von starken Unwettern getroffen bzw. stoßen der Aussendung zufolge an Kapazitätsgrenzen. Italienischer Abfall werde nun beispielsweise in die Schweiz geliefert und nutze Kapazitäten, die zuvor von heimischen Unternehmen in Anspruch genommen wurden. Auch der Westen Österreichs ist demnach von den Engpässen bei der thermischen Verwertung von Restmüll und Mehrkosten betroffen.
Der VOEB bat die Bevölkerung weiterhin um Nachsicht und um gewissenhafte Abfallentsorgung. "Sorgfältige Mülltrennung ist in der jetzigen Situation wichtiger denn je. Einerseits können so wertvolle Altstoffe wie Kunststoff, Glas oder Papier recycelt werden, andererseits reduziert Abfalltrennung die Menge an Restmüll, der verbrannt werden muss", wurde betont.