Im Rahmen des weltweiten Tags der Kinderrechte wurden am Mittwoch erneut Forderungen an die neue Regierung gerichtet, die Kinderrechte zu stärken.
Die Volksanwaltschaft plädierte für eine Harmonisierung der Kinder- und Jugendhilfe. Bernhard Achitz, Volksanwalt der SPÖ, verlangte mehr Unterstützung im ambulanten Bereich, um das begleitete Aufwachsen von Minderjährigen in ihren Familien zu fördern. Die Volkshilfe und die Kinderfreunde wiederholten ihren Aufruf zur Einführung einer Kindergrundsicherung.
Tag der Kinderrechte: Einheitliche Kinder- und Jugendhilfe gefordert
Die Verländerung der Kinder- und Jugendhilfe sei neben der Kinderarmut eines der wesentlichen Probleme. Es sei nicht einzusehen, "dass es regional so große Unterschiede gibt, etwa bei Unterstützungsleistungen, bei Personalschlüsseln und Gruppengrößen in den Kinder- und Jugend-WGs, bei den Ausbildungsanforderungen an das dortige Personal, aber eben auch bei der Energie, die in das Vermeiden von Kindesabnahmen investiert wird", so Achitz am Mittwoch in einer Aussendung. Handlungsbedarf sieht die Volksanwaltschaft weiter auch bei den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die in Bundesbetreuung keine Obsorgeberechtigten hätten und in Einrichtungen mit teilweise unzumutbaren hygienischen Zuständen untergebracht würden. Daher solle die Kinder- und Jugendhilfe die Obsorge ab dem ersten Tag übernehmen, so der Vorschlag von Achitz.
Volkshilfe und Kinderfreunde fordern vor Parlament Kindergrundsicherung
Volkshilfe und Kinderfreunde verliehen indes mit einer Aktion vor dem Parlament in Wien am Mittwoch ihrer Forderung nach einer Kindergrundsicherung Nachdruck. "Immer noch ist jedes fünfte Kind in Österreich von Armut oder Ausgrenzung bedroht oder betroffen. Das sind 376.000 Schicksale, das sind viel zu viele", kritisierte Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger laut Aussendung. Die Folgekosten von Kinderarmut seien enorm, weshalb eine Kindergrundsicherung auch ökonomisch sinnvoll sei, appellierten Volkshilfe und Kinderfreunde an die an den Koalitionsverhandlungen beteiligten Parteien ÖVP, SPÖ und NEOS.
Auf offene Ohren stießen sie damit zumindest bei SPÖ-Chef Andreas Babler, der sich bei einer Kinderrechte-Party seiner Partei mit den SPÖ-nahen Kinderfreunden im Parlament einmal mehr für den Kampf gegen die Kinderarmut stark machte. "Kinderrechte müssen uneingeschränkt umgesetzt werden", sagte Babler laut Aussendung. "Es braucht gerechte Bildungschancen von Anfang an - inklusive eines gratis warmen und gesunden Mittagessens für Kindergarten- und Schulkinder", so der SPÖ-Chef.
Tag der Kinderrechte: Raab will Kampf gegen Gewalt gegen Kinder fortsetzen
Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) sprach sich indes für ein Fortsetzung des Kampfs gegen jegliche Form von Gewalt gegen Kinder aus und verwies auf gesetzte Maßnahmen zur Stärkung der Kinderrechte. Im laufenden Jahr würden insgesamt 370.000 Euro für Projekte bereitgestellt, welche Gleichbehandlung, Partizipation, gewaltfreie Erziehung und Schutz vor Missbrauch in den Vordergrund stellen. Das sei eine Verdopplung der Fördersumme im Vergleich zum Vorjahr, hieß es in einer Aussendung. Um die Kinderrechte in der Praxis zu garantieren, brauche es "einerseits die Politik, die die Weichen dafür stellt und andererseits jede und jeden von uns allen", verwies Raab auf die gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Das Sozialministerium startete zum Tag der Kinderrechte eine Social-Media-Kampagne, bei der Influencerinnen und Influencer auf die Situation von pflegenden Kindern und Jugendlichen aufmerksam machen. Die sogenannten Young Carers würden oft nicht über die Belastung, die sie durch die häusliche Pflege erleben, sprechen, so Sozialminister Johannes Rauch (Grüne). Durch die Kampagne sollen die Betroffenen sowie das soziale Umfeld aufgeklärt werden, damit sie Unterstützung erhalten können.
Laut Schätzungen übernehmen über 42.000 Kinder und Jugendliche regelmäßig und über einen längeren Zeitraum Verantwortung in der Betreuung von Familienangehörigen mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen. Dies umfasst nicht nur Haushaltstätigkeiten und die Sorge für Geschwister, sondern auch klassische Pflegeaufgaben, die normalerweise Erwachsene übernehmen.