Kommende Woche werden die Ergebnisse des von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) angestoßenen Nationalen Aktionsplans "postvirale Erkrankungen" präsentiert.
Darin sei für Betroffene (etwa von Post Covid oder ME/CFS) eine "ganze Reihe von Verbesserungen" verankert, sagte der Minister im Ö1-"Morgenjournal". Deutliche Kritik übte er an der PVA: Es sei "unzumutbar", dass schwer Betroffene zur Begutachtung in die PVA-Zentren zitiert werden und keine Hausbesuche erhalten.
"Es geht nicht an, und ich teile diese Einschätzung, dass die PVA (Pensionsversicherungsanstalt, Anm.) sich weigert, Hausbesuche zu machen, um Menschen zu begutachten, da gibt es Verbesserungsbedarf." "Wir sind auch im Gespräch mit der PVA, damit diese Hausbesuchsthematik geklärt wird. Es ist in der Tat unzumutbar, dass jemand, der sich kaum vom Bett erheben kann, dann zitiert wird in ein Zentrum", sagte Rauch, der auch von "Schikane" sprach. Patientenorganisationen und Experten beklagten zuletzt immer wieder, dass schwer Betroffene für die Begutachtung etwa betreffend Arbeitsfähigkeit bzw. Reha-Geld von der PVA nur in den Zentren vor Ort begutachtet werden, was für diese wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes nicht möglich oder mit der Gefahr einer weiteren Verschlechterung verbunden sei.
Auch die Schulung von Gutachtern sei wichtig: "Absolut, auch da gibt es Nachholbedarf und daran arbeiten wir auch." Auch verwies der Minister auf bereits gesetzte Schritte: "Wir haben einen Behandlungspfad auf den Weg gebracht, es gibt ein Nationales Referenzzentrum, es gibt einen Aktionsplan, den wir vorstellen, und es gibt im Finanzausgleich Mittel für die Bundesländer, die in ihren Bundesländern, in ihren Spitälern, beispielsweise Long Covid Ambulanzen einrichten könnten. Da ist auch Geld bereitgestellt worden" - und hier liege der Ball "ganz eindeutig" bei den Bundesländern.
Der Nationale Aktionsplan wird Anfang kommende Woche vorgestellt, hieß es auf Nachfrage aus dem Ministerium. Rauch sagte dazu, dabei gehe es auch darum, wie die Diagnose verbessert werden kann, und wie man das breite Spektrum von postviralen Erkrankungen und der Forschung so einordnen kann, "dass die Betroffenen tatsächlich Hilfestellung und Handreichung bekommen".
Kritik, dass das Gesundheitsministerium die Aufnahme der Multisystemerkrankung ME/CFS in die sogenannte "Einschätzungsverordnung" abgelehnt hat (die zur Einstufung des Grads der Behinderung herangezogen wird), wies Rauch neuerlich zurück. Es sei jetzt schon so, dass alle Betroffenen, die an ME/CFS leiden - wie alle Menschen mit Behinderung - untersucht werden und der Grad der Behinderung festgestellt werde. "Wir können aber nicht automatisch aufgrund einer Diagnose Menschen zu Behinderten erklären, da bitte ich um Verständnis." Die Österreichische Gesellschaft für ME/CFS hatte kritisiert, dass die fehlende Listung dazu führe, dass die Einschränkungen durch ME/CFS meist nicht für eine entsprechende Behinderungseinstufung anerkannt werde. Insbesondere das Hauptsymptom, die "Post Exertional Malaise" (PEM) - eine oft starke Zustandsverschlechterung bereits nach geringer Belastung - sei speziell für ME/CFS. Vergleichbare Krankheiten, zu denen (wie laut Verordnung vorgesehen) Analogien gezogen werden könnten, gebe es in der bestehenden Liste aber nicht.