Am Donnerstag hieß es bei einer Pressekonferenz der vom Klimavolksbegehren initiierten Zukunftsallianz, dass Klimaschutz nicht nur ein Aktivistenthema sei.
Um die Anliegen der gesellschaftlichen Mitte auszumachen, wurde in einem neunmonatigen Prozess mit über 60 Workshops in mehr als 50 Gemeinden und online ein "Zukunftsplan der Bevölkerung" erstellt. Dieser umfasst u.a. bessere öffentliche Verkehrsmittel, eine Wiederbelebung der Ortskerne und ökonomische Anreize.
Wenn man die Gesellschaft verändern will, müsse das im Dialog mit der sogenannten adaptiv-pragmatischen Mitte passieren, erklärte Christian Kdolsky, Sprecher der Zukunftsallianz. Diese Zielgruppe beschrieb er als junge Familien, die berufstätig sind und Kinder haben - und sich deswegen auch große Sorgen um den Klimawandel machen. Statt aber nur über Verzicht und Verbote zu sprechen, sollten positive Visionen, persönliche Vorteile und Nutzen im Mittelpunkt stehen.
Erster Teil der Workshops ist sogenannte Klima-Escape-Box
In Zusammenarbeit mit u.a. Rotem Kreuz, Caritas, Diakonie, Landjugend, den Bürgermeistern aus den Klimabündnisgemeinden und Vertretern der großen Religionsgemeinschaften wurden in den Workshops rund 900 Personen erreicht. Das Ergebnis: "Die Bevölkerung ist schon weiter als unsere Klimapolitik: Sie hat die positiven Bilder, die der Politik noch fehlen. Mit Zukunftsprojekten wie einer Mobilitätsoffensive am Land könnte die kommende Regierung alltagstauglichen Nutzen schaffen", so Kdolsky.
Im ersten Teil der Workshops, einer sogenannten Klima-Escape-Box, wurden spielerisch verschiedene Rätsel gelöst, die zum Nachdenken über die Herausforderungen des Klimawandels anregen sollten. Im Anschluss wurde darüber diskutiert, wie eine lebenswerte Zukunft aussehen könnte und welche konkreten Schritte dafür nötig sind. Die Ergebnisse wurden danach anhand von Leitfragen strukturiert und zusammengefasst, erklärte Franz Essl, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Zukunftsallianz.
Gerade in den ländlichen Regionen wurde ein großflächiger Ausbau der Mobilität in Form von enger getakteten Intervallen mit mehr Haltestellen und Förderung des Bedarfsverkehrs mit etwa Carsharing, Ruftaxis und Gemeindebussen gewünscht. Damit einher ging auch die Forderung nach einer Wiederbelebung der Ortskerne. Das zeige, dass Klima kein abstraktes Thema ist, sondern oft im Zusammenhang mit dem Leben in den Gemeinden und den nationalen politischen Rahmenbedingungen steht. "Wenn die Ortskerne veröden, und Einkaufszentren nur noch am Rande zu finden sind, ist das ein Ergebnis fehlgeleiteter Klimapolitik - in diesem Fall der Raumordnung", so Essl. "Wenn ich also an einem Ort leben und mich dort wohlfühlen möchte, hat das sehr viel mit Klimapolitik zu tun".
Positivbeispiel sei der Ausbau der Photovoltaikanlagen in Österreich
Über alle Themen hinweg wurde zudem der Wunsch nach österreichweiten finanziellen Förderungen für ökologische und soziale Maßnahmen sowie verbindliche Pläne im Klimaschutz genannt. Ein Positivbeispiel dafür sei der Ausbau der Photovoltaikanlagen in Österreich, auch im privaten Bereich. Die Leute würden spüren, dass dieser Ausbau, nach einer Veränderung der Rahmenbedingungen in der letzten Regierungsperiode ökonomisch sinnvoll ist, sagte Essl. Es brauche mehr solcher Investitionsmöglichkeiten für einen größeren Personenkreis.
Außerdem war die Einbeziehung der Bevölkerung ein großes Thema: "Die Workshopteilnehmer stellen die klare Forderung an die Politik, endlich zusammenzuarbeiten und Bürger am Diskurs zu beteiligen", so Kdolsky. Daneben wünschten sich die Menschen von der Bundes- und Landespolitik Ehrlichkeit und überparteiliche Lösungsorientierung. Demgegenüber funktioniere das Miteinander auf Gemeindeebene besser.