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Patienten-Umfrage: Unzufriedenheit mit Gesundheitssystem auf Rekordhoch

5-11-2024, 12:50

Österreichs Patienten drücken in einer neuen Umfrage ihre zunehmende Unzufriedenheit mit dem heimischen Gesundheitssystem aus. Die aktuelle Entwicklung gehe in die falsche Richtung, man fordert mehr staatliche Investitionen in den Bereich.

Österreichs Patientinnen und Patienten sehen das heimische Gesundheitswesen immer stärker auf dem falschen Weg. Laut einer am Dienstag präsentierten "Gesundheitsbarometer"-Umfrage im Auftrag der Wiener Ärztekammer bemängeln mehr als zwei Drittel der Befragten eine Entwicklung in die falsche Richtung. Auf der Schulnotenskala vergeben sie die Note 2,8, und 65 Prozent halten mehr Investitionen für notwendig.

Patienten sehen schwere Fehlentwicklung des Gesundheitssystems

Die im September durchgeführte Umfrage von "Public Opinion Strategies" (1.000 Befragte, Zielgruppe: Österreichische Wohnbevölkerung ab 16, maximale Schwankungsbreite +/- 3,1 Prozentpunkte) weist dem Gesundheitssystem in der Patienteneinschätzung einen absoluten Negativwert aus: 70 Prozent sehen es auf dem Weg in die falsche Richtung, nur 22 Prozent in die richtige. Seit 2016 werden diese Umfragen durchgeführt, noch nie war die Einschätzung so schlecht, erklärte Meinungsforscher Peter Hajek.

Er betonte auch, dass die Corona-Pandemie nicht der Auslöser, aber der "Brandbeschleuniger" dieser Entwicklung gewesen sei. Vor allem jene, die das Gesundheitssystem während der Pandemie an der Grenze wahrgenommen hätten, kämen nun zu dieser negativen Einschätzung. Kurzfristig größere Investitionen verlangen unter diesem Eindruck 74 Prozent, nur 16 Prozent nicht.

Mehr Investitionen in Bereich Gesundheit gefordert

Nicht überraschend reihen die Patienten die Gesundheit (mit 65 Prozent; im Dezember 2022 noch bei 56 Prozent) auch generell ganz nach oben bei jenen Bereichen, in die der Staat mehr Geld investieren sollte; und das noch vor Sozialem, Pflege, Bildung oder Klima- und Umweltschutz. Die Verantwortung für die wahrgenommene Finanzierungslücke wird zu 52 Prozent dem Bund gegeben, zu 16 Prozent den Ländern und zu 17 Prozent den Krankenkassen.

Unter jenen, die im letzten halben Jahr bei einem Arzt waren, nahmen 47 Prozent (vermehrt höher gebildete und Frauen) einen Wahlarzt in Anspruch. 54 Prozent würden das auch dann tun, wenn es die (bei weitem nicht die Ausgaben deckende) Rückerstattung durch die Krankenversicherungsträger nicht mehr gäbe. Weiteres Ergebnis, das sich mit den Wünschen der Ärztekammer deckt: 65 Prozent, vor allem im ländlichen Raum, würden sich eine Medikamentenabgabe auch beim Arzt wünschen. Wohnortnähe wird gut bewertet.

Ärztekammer kritisiert jahrelange "Abwärtsspirale"

Kammer-Präsident Johannes Steinhart sprach in der Pressekonferenz von einer seit Jahren bestehenden "Abwärtsspirale" des österreichischen öffentlichen Gesundheitssystems und sah einen Weckruf an die Politik. Wohnortnähe, rasche Termine und mehr Zeit für die Versorgung hätten für die Bevölkerung Priorität, sagte er unter Verweis auf die Befragung. Entsprechend brauche es mehr Kassenstellen und bessere Rahmenbedingungen für die freiberufliche Versorgung, damit die Ärztinnen und Ärzte diese Stellen auch annähmen. In die kommenden Koalitionsverhandlungen will die ärztliche Standesvertretung ihre Sicht der Dinge einbringen, eine Einladung dazu habe man bekommen.

Vizepräsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied forderte von der Politik "Weitsicht statt Rotstift". Für die Ärzte verlangte sie Unterstützung bei der Praxisgründung sowie eine Würdigung der Leistungen der Wahlärzte: "Sie füllen eine Lücke, die die Politik hinterlassen hat."

(APA/Red)

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