In Altenfelden im Bezirk Rohrbach herrschte am Mittwoch, zwei Tage nach dem Gewaltverbrechen mit zwei Todesopfern im Mühlviertel, eine Stimmung der Rat- und Sprachlosigkeit.
Bei einer Ortsbegehung durch die APA war die Atmosphäre sehr ruhig, was laut den Einwohnern meist der Fall an einem normalen Wochentag in dem 2.200 Einwohner zählenden Altenfelden ist. Es war auffällig, dass trotz des sonnigen Wetters und der Herbstferien kaum Kinder im Dorfzentrum zu sehen waren.
Ein Hubschrauber kreiste über dem Ort. Zwei ältere Damen, die sich beim Einkaufen getroffen hatten, können nach wie vor nicht verstehen, was passiert ist. Sie kannten den mutmaßlichen Täter, hätten ihm Derartiges aber nie zugetraut. Eine Verkäuferin in einer Bäckerei schilderte ihn als "normalen Kunden", der immer wieder im Geschäft gewesen sei. Ein Wirtshausbesucher, der den Todesschützen offenbar näher kannte, beschrieb ihn als "einerseits sehr umgänglich - aber wenn er betrunken war, hat man schon gewisse Sachen herausgehört." Und: "Offensichtlich dürfte sich bei ihm schon seit Längerem etwas aufgestaut haben. Aber man kann halt nicht in die Köpfe der Menschen hineinschauen." Er persönlich habe derzeit keine Angst, in Altenfelden auf der Straße zu sein, denn er rechne nicht damit, dass sich der Mann noch in dem Gebiet aufhalte. Er gehe davon aus, dass er sich über Schleichwege nach Tschechien abgesetzt habe. Mit EU-Haftbefehl wird nach ihm bereits gefahndet. Auch ein anderer Passant scheint überzeugt, dass der 56-Jährige nicht mehr im Mühlviertel sei. Als Jäger kenne er sich eben sehr gut in der Region aus, wisse, wie man sich absetzen könne. Am Vormittag verlagerte sich das Interesse ohnehin ins Burgenland - dort könnte der Gesuchte gesichtet worden sein, ein Polizeieinsatz läuft, Ergebnis ungewiss.
Zu Mittag kam ein Teil der Polizisten, die seit der Früh in umliegenden Waldregionen von Altenfelden nach dem Flüchtigen gesucht hatten, zurück in die Einsatzzentrale ins Gemeindeamt. Beamte aus Salzburg und Niederösterreich waren zur Ablöse von Kollegen gekommen. Bürgermeister Klaus Gattringer (ÖVP) hat persönlich für Kaffeenachschub gesorgt und mehrere Packerl besorgt. Für alle sei es eine "herausfordernde Zeit", meinte das Gemeindeoberhaupt. Er persönlich kenne sowohl die Familie des Opfers als auch jene des mutmaßlichen Täters, den er als "sehr besonnenen Menschen" erlebt habe. Für die Familien sei die Situation jetzt sicher "Hardcore". Ob und wie groß die derzeitige Gefahr sei, nachdem der Verdächtige noch nicht gefasst sei, "kann ich nicht einschätzen". Aber mit Blick auf Halloween rät Gattringer seinem Ort das Fest, "das ohnehin kein übliches für unsere Breiten ist, zu lassen". Im Pfarramt sieht man den bevorstehenden Feiertagen ohne Bedenken entgegen. Man glaube nicht, dass erhöhte Gefahr bestehe, hieß es dort. Allerheiligen soll ablaufen wie immer. In Rohrbach vor der Bezirkshauptmannschaft weht eine schwarze Fahne. Das Amt hat zwar wieder normalen Parteienverkehr, aber nach wie vor stehen ein Polizeiauto und bewaffnete Polizisten vor der Türe.