Die Beschuldigten im Alter von 23 und 29 Jahren, beide pakistanische Staatsbürger, hatten neun Menschen, unter ihnen vier Unmündige, in ihrem Fahrzeug transportiert, berichtete die Landespolizeidirektion Niederösterreich. Das großteils geständige Duo wurde in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert.
Die Polizei in Niederösterreich war am Montagnachmittag durch das Polizeikooperationszentrum Drasenhofen informiert worden, dass tschechische Kollegen ein vermeintliches Schlepperfahrzeug in Richtung Österreich verfolgten. Der Lenker des Pkw soll sich im Nachbarland mehreren Anhalteversuchen widersetzt und dabei ein Dienstfahrzeug beschädigt haben. Daraufhin wurden mehrere Streifen des Bezirkes Mistelbach und der Autobahnpolizeiinspektion Großkrut der Fahndung beigezogen.
Der gesuchte Wagen reiste nach Angaben vom Mittwoch mit weit überhöhter Geschwindigkeit über die Grenzkontrollstelle Reintal nach Österreich ein und bog im Ortsgebiet auf die B47 in Richtung Poysdorf ab. Dabei wurde das Auto von zwei tschechischen Polizeifahrzeugen verfolgt. Im Ortsgebiet von Ketzelsdorf durchbrach der verdächtige Pkw eine Straßensperre und flüchtete mit weit überhöhter Geschwindigkeit in Richtung Poysdorf.
Von den tschechischen Polizisten wurde mehrmals versucht, den Wagen anzuhalten. Dabei versuchte der Lenker des Schlepperfahrzeuges die Streife abzudrängen. Im Ortsgebiet von Poysdorf übersetzte er die Kreuzung mit der B7 ungebremst und raste in Richtung Kleinhadersdorf weiter. Das mutmaßliche Schlepperfahrzeug war laut der Landespolizeidirektion mit einer Geschwindigkeit von mehr als 150 km/h unterwegs.
Im Bereich einer Kreuzung umfuhr der Lenker eine Straßensperre über ein angrenzendes Feld. Dabei gab ein österreichischer Beamter einen Schuss aus der Dienstwaffe auf das Schlepperfahrzeug ab. Verletzt wurde niemand.
Kurz vor dem Ortsgebiet von Mistelbach bog das Fluchtfahrzeug in einen vorerst befestigten Feldweg ab. Die Verfolgung führte über ein unbebautes Feld weiter, wo das Fahrzeug zum Anhalten gezwungen wurde. Dabei wurde ebenfalls ein Dienstauto beschädigt.
Bei der Festnahme des 29-jährigen Fahrzeuglenkers wurde auch eine geringe Menge Suchtgift aufgefunden und sichergestellt. Der Mann am Steuer, der laut Polizei keine Lenkberechtigung besitzt, dürfte bei einem Verkehrsunfall in Tschechien Verletzungen erlitten haben. Er wurde im Landesklinikum Mistelbach ambulant behandelt.
Die neun Geschleppten waren ohne Rückhalteeinrichtungen oder sonstige Schutzvorrichtungen im Fond des Fahrzeuges untergebracht. Für sie habe eine akute Gefahr für Leib und Leben bestanden, so die Landespolizeidirektion. Drei Personen wurden bei der Fahrt leicht verletzt und ebenfalls in Mistelbach ambulant behandelt. Alle neun Personen beantragten internationalen Schutz.
Die Amtshandlung wurde vom Landeskriminalamt Niederösterreich, Ermittlungsbereich Menschenhandel, übernommen. Den Ermittlungen zufolge soll die Schleppung von Ungarn beginnend über die Slowakei nach Tschechien und in der Folge nach Deutschland geplant gewesen sein. Während der Fahrt soll es auch zu Unstimmigkeit im Fahrzeug gekommen sein. Die Geschleppten seien von den Insassen eines Begleitautos mit Waffen bedroht und zur Weiterfahrt aufgefordert worden, berichtete die Polizei. Die Ermittlungen zu den Insassen dieses Wagens und den Hintermännern werden fortgesetzt.
(APA/Red)