Die Werbeausgaben der öffentlichen Hand sind deutlich höher als bisher bekannt. Laut den am Dienstag von der RTR veröffentlichten Medientransparenzdaten flossen im 1. Halbjahr 2024 in Summe 196,5 Millionen Euro an Medien.
Im 1. Halbjahr 2023 waren es 77,5 Millionen Euro. Die Vervielfachung ist auf eine Änderung des Medientransparenzgesetzes zurückzuführen. Mittlerweile müssen auch Ausgaben an nicht-periodische Medien gemeldet werden. Die "Bagatellgrenze" wurde aufgehoben.
Werbeausgaben der Bundesregierung stiegen markant an
Speziell die Werbeausgaben der Bundesregierung stiegen markant an. 18,7 Mio. Euro im 1. Halbjahr 2024 stehen hier 8,3 Mio. Euro im 1. Halbjahr 2023 gegenüber. Am werbefreudigsten war das Klimaschutz- und Energieministerium mit 4,9 Mio. Euro gefolgt vom Verteidigungsministerium (2,6 Mio. Euro), dem Justizministerium (2,1 Mio. Euro) und dem Innenministerium (1,8 Mio. Euro).
Auch bei der Stadt Wien (ohne Beteiligungen) zeigen die Daten einen deutlichen Anstieg von 7,4 Mio. Euro auf 11 Mio. Euro. Das Land Oberösterreich brachte es auf 3,1 Mio. Euro, das Land Niederösterreich auf 1,3 Mio. Euro. Die Wirtschaftskammer Österreich (ohne Unterorganisationen) brachte es allein auf 2,4 Mio. Euro, die Wirtschaftskammer Wien auf 1,8 Mio. Euro. Die Wiener Arbeiterkammer gab ca. 2,1 Mio. Euro aus. Unter den ausgabenstärksten Rechtsträgern finden sich u.a. auch die Linz AG (5,4 Mio. Euro), Wien Energie (4,4 Mio. Euro), Verbund AG (3,1 Mio. Euro) und der ORF (3,9 Mio. Euro).
Traditionell hoch sind die Werbeausgaben in Österreichs größten Boulevardmedien
Der ORF hat aber nicht nur geworben, sondern auch Werbeeinnahmen durch öffentliche Stellen verzeichnet. Er steht im 1. Halbjahr 2024 mit 13,3 Mio. Euro an der Spitze der Werbeempfänger. Für Google Ireland Limited werden 7,8 Mio. Euro ausgewiesen. Auch zu Meta (Facebook, Instagram) flossen etliche Millionen (6,5 Mio. Euro). Die neuen Daten weisen auch deutlich mehr Gelder für TikTok aus. So kommt die TikTok Technology Limited GmbH auf 757.000 Euro (1. Halbjahr 2023: 158.000 Euro). Spotify steigerte sich auf 248.000 Euro.
Traditionell hoch sind die Werbeausgaben in Österreichs größten Boulevardmedien. Die "Krone" (Krone Verlag und Krone Multimedia) kommt auf 6,9 Mio. Euro, "Heute" in Form der AHVV Verlags GmbH auf 3,3 Mio. Euro und die Mediengruppe Österreich GmbH ("Österreich"/oe24) auf 3,4 Mio. Euro.
An den "Standard" flossen 4,1 Mio. Euro von öffentlichen Stellen, an die "Presse" wie auch den "Kurier" 2,6 Mio. Euro. Die "Kleine Zeitung" brachte es auf 2,9 Mio. Euro und das Red Bull Media House auf 1,7 Mio. Euro. Großer Werbeempfänger ist mit ca. 5 Mio. Euro auch die Gewista Werbegesellschaft, die sich auf Außenwerbung spezialisiert. Außenwerbemaßnahmen - beispielsweise auf Plakatwänden oder öffentlichen Verkehrsmitteln - sind erst seit der Gesetzesänderung meldepflichtig. Ebenso fiel die bisher geltende "Bagatellgrenze" von 5.000 Euro.
Novellierung des Medienkooperations- und -förderungs-Transparenzgesetzes
Mit der Novellierung des Medienkooperations- und -förderungs-Transparenzgesetzes weist die RTR nun auch Werbegeldflüsse aus. So zeigt sich beispielsweise, dass das Klimaschutzministerium den größten Brocken seiner Werbeausgaben für Plakate bei Epamedia verwendete (272.000 Euro). Dahinter folgten Buchungen bei Ö3 (218.000 Euro) und ORF 2 (167.000 Euro). Das Verteidigungsministerium investierte dagegen am meisten in Werbung bei "Österreich" bzw. "oe24" (266.000 Euro), "Heute" (221.000 Euro) und die Printausgabe der "Kleinen Zeitung" (184.000 Euro).
Wenn die Gesamtsumme der Aufträge pro Halbjahr den Betrag von 10.000 Euro überschreitet, müssen die einzelnen Werbesujets veröffentlicht werden. Für das 1. Halbjahr 2024 können nicht weniger als 36.500 Sujets angesehen werden. Für Kampagnen ab 150.000 Euro muss ein Transparenzbericht, für Kampagnen ab einer Million Euro zusätzlich eine Wirkungsanalyse durchgeführt werden. Die Anzahl der meldenden Rechtsträger verdreifachte sich nahezu auf 1.465.