Unterdessen ging die Ursachensuche auch am Donnerstag weiter - die Stadtwerke (STW) riefen dazu auf, private Brunnen zu überprüfen. Außerdem räumte die Stadt Kommunikationsprobleme in Sachen Handy-Alarm ein.
Unterdessen ging die Ursachensuche auch am Donnerstag weiter - die Stadtwerke (STW) riefen dazu auf, private Brunnen zu überprüfen. Außerdem räumte die Stadt Kommunikationsprobleme in Sachen Handy-Alarm ein.
Die Freigabe des Wassers im Stadtteil Wölfnitz sei ein erster Lichtblick, hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz des Einsatzstabes. In Wölfnitz leben knapp 6.000 der insgesamt 100.000 Klagenfurterinnen und Klagenfurter, sie können das Wasser wieder direkt aus der Leitung trinken. Amtsärztin Nadja Ladurner sagte, man habe sich die Werte und auch die Druckverhältnisse angesehen, um mit gutem Gewissen den Stadtteil freigeben zu können. Vor allem westlich des Stadtzentrums gebe es positive Enterokokken-Proben, und nachdem Wölfnitz im Norden liegt und aus dieser Richtung frisches Wasser mit hohem Druck nachkommt und alle Proben hier negativ waren, sei man zu dieser Entscheidung gekommen.
Parallel dazu läuft die Ursachenforschung weiter. Die Stadtwerke Klagenfurt haben am Donnerstag alle Betreiber von Brunnen- und Pumpanlagen aufgefordert, ihre Anlagen zu überprüfen. Jeder Wasser-Hausanschluss verfüge über ein Rückschlagventil, das ein Eindringen des Brunnenwassers in das Klagenfurter Netz verhindern könne: "Ist das Ventil defekt, ist diese Sicherheitsbarriere nicht mehr gegeben."
Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass ein defekter, privater Brunnen, der unerlaubterweise an das STW-Netz angeschlossen ist, die Ursache für die Trinkwasserverunreinigung im Stadtgebiet sei. Auf APA-Nachfrage, dass die illegalen Betreiber sich dann wohl nicht dazu bekennen würden, betonte STW-Vorstand Erwin Smole, dass deshalb ja auch der Aufruf erfolgt ist, die Anlagen überprüfen zu lassen. Geschätzt wird, dass es in Klagenfurt rund 500 private Brunnenanlagen gibt.
Dass die Verunreinigung über eine möglicherweise altersschwache Wasserleitung erfolgt, schloss Smole aus: "Das Wasser in der Leitung fließt mit mindestens fünf Bar Druck. Wenn ein Leck an der Leitung entsteht, tritt Wasser aus, aber nichts ein." Es könnte jedoch sein, dass bei Bauarbeiten ein Kanal beschädigt wurde, und darüber Bakterien mit leichtem Überdruck ins Trinkwasser gelangt sein könnten - hier läuft die Überprüfung weiter. Ausgeschlossen wurde unterdessen, dass ein Defekt an der Kläranlage zur Verunreinigung führte, hier seien alle Schutzsysteme intakt, so Smole.
Am Donnerstag war auch bestätigt worden, dass ein Mitarbeiter der Stadt am Freitag - dem Tag des Bekanntwerdens der Verunreinigung - es im Gespräch mit dem Land Kärnten abgelehnt hatte, dass die Bevölkerung via AT-Alert, also dem Handy-Alarm, gewarnt wird. Die Stadt hatte eine solche Kommunikation erst in Abrede gestellt, ruderte dann aber zurück - Infos über das Gespräch seien vom zuständigen Mitarbeiter offenbar nicht an den Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) weitergegeben worden.
Der Mitarbeiter der Stadt, der das Gespräch geführt hatte, sagte, er habe "am Freitag auf Basis meiner, zu diesem Zeitpunkt, vorgelegenen Informationen, nach bestem Wissen und Gewissen diese Entscheidung getroffen (also den AT-Alert abzulehnen, Anm.)", er habe es aber verabsäumt, den Bürgermeister zu informieren. Zu dem Zeitpunkt des Telefonats, gegen 18.30 Uhr, hätten "viele Bürgerinnen und Bürger über die ausgesprochene Trinkwasserwarnung durch die Gesundheitsbehörde" schon Bescheid gewusst.
Unterdessen hat die Verunreinigung auch Auswirkungen auf die Wirtschaft: Lokale müssen auf selbst gemachte Eiswürfel verzichten, Soda- und Getränkemischer können nicht mit Leitungswasser betrieben werden. Und auch Fisch-Theken, die mit Eiswürfeln befüllt werden, sind entweder nicht in Betrieb oder laufen mit wesentlich teurerem Industrieeis.
Das Klagenfurter Trinkwasser ist seit mindestens 18. September mit Enterokokken, also Fäkalbakterien, verunreinigt. Diese können bei Kleinkindern, Senioren oder gesundheitlich angeschlagenen Menschen Durchfallerkrankungen auslösen. Seit 20. September - also seit Vorliegen des positiven Testergebnisses - gilt die Empfehlung, das Leitungswasser im gesamten Stadtgebiet vor dem Trinken abzukochen. Die Warnung der Stadt hatte zu Hamsterkäufen von Mineralwasser in fast allen Supermärkten geführt.
Die Stadt Klagenfurt verteilt weiterhin kostenlos Trinkwasser an Bürgerinnen und Bürger. Schulen, Kindergärten, Alters- und Pflegeheime werden direkt mit sauberem Trinkwasser versorgt, auch das Bundesheer hilft bei Transport, Abfüllung und Verteilung von Trinkwasser. Bis Donnerstagabend wurden rund 200.000 Liter Wasser ausgegeben oder geliefert. Wie lange das Trinkwasser noch belastet bleibt, war vorerst völlig unklar.
(APA/Red)