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Fäkalkeime in Klagenfurter Trinkwasser: Kritik am Krisenmanagement

25-09-2024, 11:34

Seit mindestens einer Woche ist das Trinkwasser in Klagenfurt mit Fäkalbakterien belastet, wodurch nun das Krisenmanagement der Stadt in die Kritik gerät.

Neben Stadtpolitikern meldete sich auch Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) zu Wort. In einem Brief an Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) kritisiert er zu wenig Transparenz. Und: Zum Teil hätten Stadt und Stadtwerke Hilfe nicht angenommen, die vom Land und von Wasserverbänden angeboten worden war.

In dem Brief, der zuerst von dem Blog mediapartizan.at veröffentlicht wurde, zeigte sich Kaiser besorgt, "dass einerseits zu wenig Transparenz in der Bearbeitung und Abwicklung herrscht und andererseits noch keine Sicherheit über die Dauer der Verunreinigung" bestehe. Immerhin sei ein Fünftel der Kärntner Bevölkerung betroffen. "Mehrfach" sei von Land und Wasserverbänden Hilfe angeboten worden, die aber zum Teil nicht angenommen worden sei, zum Beispiel sollte "dem Hinweis auf die Verunreinigung von Brunnen aus der Peripherie" nachgegangen werden.

Kritik am Krisenmanagement wird laut

Kaiser schlug in dem Brief die Einrichtung eines Krisenstabes der Stadt mit Beteiligung von Experten des Landes vor. Außerdem bat er um "umfassende Information" zum aktuellen Status und einen täglichen Bericht über den Status quo.

Die Klagenfurter FPÖ bemängelte fehlendes Krisenmanagement und kritisierte, dass Trinkwasserbrunnen der Stadt noch bis Montag in Betrieb gewesen waren, obwohl die offizielle Warnung vom vergangenen Freitag stammte. Das räumten Verantwortliche gegenüber der "Kleinen Zeitung" auch ein: Zwar habe man bereits am Wochenende begonnen, die Brunnen abzuschalten - weil das aber oft händisch geschehen musste, habe das stellenweise länger gedauert.

Fäkalkeime in Klagenfurter Trinkwasser: ÖVP Klagenfurt sprach von "Ausnahmesituation"

Von einer "Ausnahmesituation" sprach auch die ÖVP Klagenfurt. Stadtparteiobmann Markus Malle richtete gleich mehrere Fragen an die Verantwortlichen, wie etwa zu Testpunkten und den Zeitpunkten, zu denen die einzelnen Stellen erstmals über die Verunreinigung informiert worden waren. Und die SPÖ Klagenfurt kritisierte eine zu langsame Reaktion Scheiders: "Erst am Montagmittag stellte sich der Bürgermeister zum Wasserverteilen auf den Messeparkplatz."

Darauf reagierte Team Kärnten-Klubobmann Patrick Jonke wiederum scharf: Die anderen Parteien würden versuchen, "nun mit unlauteren Mitteln, Tage vor der Nationalratswahl, politisches Kleingeld" aus der Situation zu schlagen, "dieses Vorgehen ist ungeheuerlich".

Für heute, Mittwoch, wäre eine Sitzung des Klagenfurter Gemeinderates geplant gewesen, in der umfassend über den aktuellen Stand der Trinkwasserverunreinigung informiert hätte werden sollen. Diese Sitzung wurde jedoch in der Nacht auf Mittwoch plötzlich abgesagt: "Damit soll sichergestellt werden, dass leitende Mitarbeiter des Hauses aus verschiedenen Fachbereichen für die Bewältigung der aktuellen Trinkwasserthematik zur Verfügung stehen", hieß es in einer Aussendung. Für Mittwochnachmittag, 15.00 Uhr, war jedoch eine Sitzung eines Einsatzstabes "unter Anwesenheit von Experten des Amtes der Kärntner Landesregierung" anberaumt.

Verunreinigung mit Fäkalbakterien

Das Klagenfurter Trinkwasser ist seit mindestens vergangenem Mittwoch mit Enterokokken, also Fäkalbakterien, verunreinigt. Diese können bei Kleinkindern, Senioren oder gesundheitlich angeschlagenen Menschen Durchfallerkrankungen auslösen. Seit Freitag - also seit Vorliegen des positiven Testergebnisses - gilt die Empfehlung, das Leitungswasser im gesamten Stadtgebiet vor dem Trinken abzukochen, Duschen, Zähneputzen oder Händewaschen sei aber auch mit unbehandeltem Wasser unbedenklich. Die Warnung der Stadt hatte zu Hamsterkäufen von Mineralwasser in fast allen Supermärkten geführt. Die Stadt Klagenfurt verteilt unterdessen kostenlos Mineralwasser, Schulen, Kindergärten, Alters- und Pflegeheime werden mit Trinkwasser versorgt. Die Ursache für die Verunreinigung war vorerst noch immer unklar, die Stadtwerke sind dabei, das 900 Kilometer lange Leitungssystem zu untersuchen.

(APA/Red)

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