Nach den verheerenden Unwettern am Wochenende erwartet die auf Landwirtschaft spezialisierte Hagelversicherung einen versicherten Schaden im unteren zweistelligen Millionenbereich.
"Nach den ersten Erhebungen durch unsere Sachverständigen gehen wir von einem Gesamtschaden an landwirtschaftlichen Kulturen in der Höhe von rund 10 Mio. Euro aus, davon 7 Millionen Euro in Niederösterreich", so der Chef der Hagelversicherung, Kurt Weinberger, in einer Aussendung.
Die Unwetter haben auch landwirtschaftliche Flächen unter Wasser gesetzt. Besonders von den Überschwemmungen betroffen sind laut Hagelversicherung Ölkürbisse, Sojabohnen, Zuckerrüben, Mais und das Grünland. Der Großteil der Ernte sei aber "bereits eingefahren". Als Agrarversicherer übernimmt die Hagelversicherung auch die Haftung für Ernteausfälle infolge der Überschwemmungen und Sturmschäden an landwirtschaftlichen Kulturen sowie deren Schutzeinrichtungen.
Das Hochwasser hat auch den Gemüsebau in manchen Teilen Österreichs stark getroffen. "Das volle Ausmaß der Schäden wird oft erst sichtbar, wenn das Wasser abgeflossen ist", so Landwirtschaftskammer-Österreich-Präsident Josef Moosbrugger zur APA. Die Ausfälle seien "größtenteils lokal begrenzt", weshalb nicht mit Engpässen bei der Versorgung mit heimischem Gemüse zu rechnen sei. "Dennoch haben zahlreiche Betriebe massive Schäden zu verzeichnen - sowohl auf den Feldern als auch am Hof, bei der Infrastruktur und dem Fuhrpark", sagte der Landwirtschaftskammer-Chef. Viele von ihnen würden "nun vor existenziellen Herausforderungen" stehen.
In den überschwemmten Gebieten hoffen die Obstbauern, dass das Wasser, das stellenweise bis zur Kronenhöhe der Bäume stand, bald wieder abfließt. "Das Ausmaß der Schäden an den Anlagen hängt davon ab, wie lange die Bäume im Wasser stehen", erklärte Moosbrugger. Auch zahlreiche umgestürzte Bäume seien zu verzeichnen.
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr rechnet mit einem Milliarden-Gesamtschaden für Private, Betriebe und die öffentliche Hand. "Wenn man hochrechnet aus ähnlichen Hochwassern oder Extremwetterereignissen der Vergangenheit, dann kommt man schnell auf mehrere Milliarden Euro an Schaden", sagte Felbermayr am Dienstag im "Report" des ORF-Fernsehens. Vieles sei noch unklar, zum Beispiel wie die Verkehrsinfrastruktur betroffen sei, was man neu bauen müsse, was reparier- oder sanierbar sei. "Es ist mit Sicherheit das teuerste Großereignis, das wir in Österreich jemals gesehen haben", sagte Felbermayr. "Allein schon, weil seit dem letzten großen Hochwasser vor 22 Jahren die Preise und alles andere deutlich teurer geworden ist." Das Jahrhunderthochwasser von 2002 hat insgesamt 3 Mrd. Euro an volkswirtschaftlichen Schäden verursacht, von denen 420 Mio. Euro versichert waren.