Die renommierte Journalistin Anneliese Rohrer, bekannt für ihre scharfsinnigen Analysen in der "Presse", feiert am 24. September ihren 80. Geburtstag. Kürzlich erhielt sie den Ehrenpreis des Presseclubs Concordia für ihre beeindruckende Karriere.
Anneliese Rohrer, 1944 in Kärnten geboren, studierte Rechtswissenschaften und Geschichte nach einem Auslandsaufenthalt in Ohio, USA. Sie promovierte 1971 und lehrte anschließend drei Jahre in Neuseeland. 1974 kehrte sie nach Wien zurück und begann als Quereinsteigerin für die Tageszeitung "Die Presse" zu schreiben, wobei sie sich zunächst auf Bildungsthemen konzentrierte.
Schnell machte sie sich einen Namen als scharfsinnige Beobachterin und Kritikerin der österreichischen Politik. 1987 übernahm sie, nach einem Jahr Auszeit, schließlich die Ressortleitung der Innenpolitik, bis sie 2001 in die Außenpolitik wechselte. 2004 musste sie - gegen ihren Willen - in Pension gehen. Doch an einen Ruhestand dachte Rohrer noch lange nicht. 2005 veröffentlichte sie das Buch "Charakterfehler: Die Österreicher und ihre Politiker" sowie 2011 "Ende des Gehorsams". Einen gänzlich anderen Bereich thematisierte sie 2018 mit dem Buch "Die Mutter, die ich sein wollte. Die Tochter, die ich bin.", welches sie gemeinsam mit Birgit Fenderl schrieb. Beide selbst Mütter - Anneliese Rohrers Tochter ist die Filmregisseurin Katharina Rohrer - gehen sie darin Mutter-Tochter-Beziehungen auf den Grund.
Aber diese Bücher bedeuten nicht, dass Rohrer dem Zeitungswesen je den Rücken gekehrt hätte. Während sie am Anfang ihrer Pension für den "Kurier" geschrieben hat, ist sie seit 2010 wieder für "Die Presse" tätig und veröffentlicht darin regelmäßig die Kolumne "Quergeschrieben", in der sie weiterhin gnadenlos die Politik analysiert und kommentiert. Erst kürzlich sprang sie auch auf den Podcastzug auf. Gemeinsam mit ORF-Journalist Patrick Budgen ist sie im 14-täglich erscheinenden ORF-Wien-Podcast "Rohrer bei Budgen" zu hören. Darin bespricht sie die politischen Aufregerthemen des Landes.
"Gscheit, schnell, herzlich, am Gegenüber und an der Sache interessiert, aber auch unerbittlich, wenn sie nicht überzeugt war von Geschichten, Motiven, Argumenten, Personen", beschrieb "Presse"-Chefredakteur Florian Asamer einst die Doyenne. Doch nicht nur von Neugierde und einer kritischen Wissbegier wird Rohrer angetrieben, sondern seit jeher auch von dem Gedanken, die Leserschaft aufzuklären. "Ich muss etwas dagegen tun, dass die Leute für blöd verkauft werden", sagte sie in einem Interview mit "profil".
Wichtig in ihrer Arbeit als Journalistin, und vielleicht auch ihr Erfolgsrezept, ist für Rohrer seit vielen Jahrzehnten das Befolgen von zwei selbstauferlegten Prinzipien: Kein Alkohol und kein Du-Wort. Dass sich ihre Maximen und ihr unermüdliches Arbeiten in der österreichischen Medienwelt ausgezahlt haben, zeigt sich nicht nur an ihrem Bekanntheitsgrad, sondern auch an den Preisen, die der Jubilarin bisher verliehen wurden. So wurde sie 2003 mit dem Kurt-Vorhofer-Preis und 2024 mit dem Concordia-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Auch zur Journalistin des Jahres wurde sie 2011 von der Branchenzeitschrift "Österreichische Journalist:in" ernannt.