Der Forschungsrat (FORWIT) fordert u.a. die Schaffung eines nationalen KI-Kompetenzzentrums, einer Behörde gegen ausländische Einmischung und hybride Bedrohungen sowie verpflichtenden Informatikunterricht in Schulen. Diese Empfehlungen, vorgestellt in Wien, sind an die zukünftige Regierung gerichtet. FORWIT bietet seine konzeptionelle Zusammenarbeit bei der Umsetzung an.
Im Kontext der "Technology Talks Austria", die im Wiener Museumsquartier stattfanden, präsentierte der Rat für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung seine "Empfehlungen für die FTI- und Wissenschaftspolitik einer Bundesregierung in der XXVIII. Legislaturperiode". Insgesamt zwölf "Handlungsfelder" wurden identifiziert, denen die Bundesregierung in den folgenden Jahren vorrangige Aufmerksamkeit widmen sollte.
Forschungsrat: Österreich fällt ohne Verbesserungen zurück
Gerade ein kleines Land wie Österreich müsse sich angesichts des ständigen Wandels und Veränderungsdrucks von verschiedenen Seiten - wie neuen digitalen Entwicklungen, dem Gebot der "Transformation zur Nachhaltigkeit", der unübersichtlichen Sicherheitslage und dem teils schwindenden Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie - rasch anpassen können. So sei Österreichs Position im Europavergleich zwar "befriedigend, aber aus globaler Sicht zeigt sich ein dramatisches Bild. Wenn jetzt nicht mutige Verbesserungen angegangen werden, fallen Österreich und Europa zurück", wird FORWIT-Vorsitzender Thomas Henzinger in einer Aussendung zitiert. Fortgesetzte Investitionen in Forschung, Technologie und Innovation (FTI) seien notwendig, weshalb es bis zum Ende der kommenden Gesetzgebungsperiode "eine Forschungsquote von vier Prozent zu erreichen" gelte. Zum Vergleich: Laut Statistik Austria-Schätzung landet die Forschungsquote - der Anteil der F&E-Aufwendungen am nominellen Bruttoinlandsprodukt (BIP) - heuer bei 3,34 Prozent.
Anpassungen sollten schon im Schulbereich vorgenommen werden. So empfiehlt das vom Informatiker Henzinger geleitete Beratungsgremium der Bundesregierung "ein der Mathematik gleichgestelltes, durchgehendes Pflichtfach Informatik". Derzeit ist Informatik ein Teil des Pflichtfachs "Digitale Grundbildung", das in allen vier Jahren der AHS-Unterstufe und Mittelschule mit mindestens einer Wochenstunde auf dem Stundenplan steht. Anschließend kommt es auf die weitere Ausbildung an. An AHS-Oberstufen sind etwa für Informatik nur zwei Wochenstunden in der 5. Klasse vorgesehen, anschließend kann es als Wahlpflichtfach belegt werden. Im Hochschulbereich brauche es weitere Anstrengungen, wie den Ausbau von Stipendien, damit in Bachelor- und Master-Studien "die Regelstudiendauer der Normalfall" wird.
Zentral angesiedelte Behörde gegen Cyberangriffe und Falschinformationen gefordert
Für den Forschungsrat ist KI "die transformative Technologie des Jahrzehnts". Daher brauche es "die Gründung eines mit technisch tiefgehender sowie breiter Expertise ausgestatteten nationalen Kompetenzzentrums für Künstliche Intelligenz". Im Bereich der Grünen Transformation pocht man auf "die zügige Einrichtung von modellhaften Zero-Emission-Transformationszonen", wo in Zusammenarbeit mit der Industrie "klimaverträgliche Technologien im Realmaßstab demonstriert" und rascher umgesetzt werden.
Angesichts neuer Bedrohungen durch Cyberangriffe, Falschinformations-Kampagnen und Technologiespionage empfiehlt man den Aufbau einer "ausreichend dotierten" und "zentral angesiedelten" Behörde, "die in der Prävention, Ausforschung und Aufarbeitung von feindlichen Cyberaktivitäten aller Art schnelle und effektive Unterstützung bietet". Um wiederum dem "Gefahrenpotenzial durch mangelndes Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie" - vulgo Wissenschafts- und Demokratieskepsis - zu begegnen, brauche es einen Fokus auf wissenschaftspädagogische Themen in allen Lehrplänen. Angedacht ist auch, "in jedem Bundesland ein integriertes Wissenschafts- und Demokratielabor ("Future Lab") einzurichten, das allen Bürger:innen und Schulen offensteht". Weitere Gedanken macht sich der FORWIT über die Anwerbung qualifizierter Fachkräfte oder zur Weiterentwicklung des Forschungsstandortes.