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So viel könnten Vermögenssteuern wirklich bringen

11-09-2024, 11:23

Vermögenssteuern, wie von SPÖ und Grünen vorgeschlagen, könnten laut Studien des "Diskurs. Das Wissenschaftsnetz" den Staatshaushalt um bis zu 12 Mrd. Euro oder mehr erhöhen. Empfohlen wird ein transparentes, einfaches und progressives Steuersystem mit einer breiten Bemessungsgrundlage und der Option, Steuern in Raten zu zahlen.

Jakob Kapeller (Universität Duisburg-Essen und Johannes Kepler Universität Linz) hat in seinen Analysen verschiedene Modelle der Vermögenssteuer berechnet und dabei potenzielle Vermeidungsstrategien einbezogen. Die Resultate verdeutlichen, dass die Implementierung einer umfassenden Vermögenssteuer abhängig von der Konzeption zu Mehrerträgen im Bereich von 6 bis 12 Milliarden Euro führen kann, während bei einer besonders progressiven Ausrichtung sogar höhere Einnahmen möglich wären.

Vermögenssteuern: Studie schlägt einfaches System und progressive Sätze vor

Die Berechnungen Kapellers stützen sich auf Befragungs-Daten des Eurosystem Household Finance and Consumption Survey (HFCS) durch die Europäische Zentralbank. Demnach besitzen die oberen fünf Prozent der Bevölkerung 57 Prozent des Gesamtvermögens, die oberen zehn Prozent 67 Prozent. Die unteren 50 Prozent der Bevölkerung halten hingehen nur etwa drei Prozent des gesamten privaten Vermögens.

Franziska Disselbacher (WU Wien und London School of Economics) kommt in ihrer Studie zum Ergebnis, dass ein komplexes Steuersystem Anreize zur Steuervermeidung schaffen würde. Ein transparentes und einfaches System mit klar definierten Freibeträgen und wenigen Ausnahmen vereinfache hingegen die Steuererhebung und halte Vermeidungs- sowie Umgehungsmöglichkeiten gering. Eine breite Bemessungsgrundlage, die keine Vermögensarten in ihrer Gesamtheit ausschließt, reduziere außerdem die Möglichkeiten zur Steuervermeidung und -umgehung.

Auch die Hinzurechnung von Schenkungen vor dem Tod des Erblassers haben die Expertinnen und Experten mit einberechnet. Diese ziele darauf ab, die Umgehung der Erbschaftssteuer durch vorzeitige Vermögensübertragungen zu verhindern. Ein progressives Steuersystem, bei dem höhere Erbschaften stärker besteuert werden, würde außerdem die soziale Akzeptanz der Steuer zu erhöhen. Außerdem wird eine Ratenzahlung ähnlich wie bei Krediten vorgeschlagen.

Administrative Kosten für den Staat könnten wiederum an bestehende Verfahren wie das Verlassenschaftsverfahren gekoppelt und dadurch minimiert werden. Eine Erbschaftssteuer, die an den Wohnsitz oder die Staatsbürgerschaft der Erben gekoppelt ist und unabhängig vom rechtlichen Sitz des Vermögens erhoben wird, ziele wiederum darauf ab, weniger Umgehungsmöglichkeiten zu bieten als eine reine Besteuerung nach dem Inlandsprinzip.

(APA/Red)

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