Der deutsche Terrorexperte Guido Steinberg attestiert Österreich ein Problem mit jungen Islamisten. Dieses sei jedoch nicht neu, sondern bestehe bereits, seit die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Jahr 2014 im Irak und Syrien sein Kalifat ausgerufen hatte, sagte Steinberg am Freitag im "Mittagsjournal" des ORF-Radios Ö1. Seitdem könne man beobachten, dass der IS in Österreich für viele junge Menschen unterschiedlicher Herkunft "attraktiv" sei.

Experte: Österreich hat Problem mit jungen Islamisten

Für die letzten Jahre stellte der Islamismusforscher sogar fest, dass eine "jihadistische Radikalisierung in Österreich ungebremst angehalten hat", und hierzulande betreffe diese "besonders viele junge Leute". Befürchtungen, eine neue Welle islamistischer Anschläge, angeheizt durch den Gaza-Krieg zwischen der militant-islamistischen Palästinenser-Organisation Hamas und Israel, sei im Gang, teilt Steinberg, betont aber, dass "eine größere Kontinuität" bei Anschlägen gebe. So könne man beobachten, dass in Nord-und Zentraleuropa schon seit 2020 wieder vermehrt und dichter aufeinanderfolgend Anschläge verübt werden. Auch seit dem Terroranschlag von Wien im November 2020 sei die "Planungsaktivität weiterhin auf einem sehr, sehr hohen Level". Grund dafür sei eine Begeisterungsfähigkeit unter bestimmten jungen Menschen für IS-Ideologie.

Besonders der "IS Afghanistan" sei erfolgreich mit der Rekrutierung junger Einzeltäter. Attentäter sowie mutmaßliche Terrorplaner bzw. IS-Anhänger rund um polizeibekannte Ereignisse in Österreich der letzten Jahre kannten sich nach bisherigen Informationen nicht und waren nicht oder kaum vernetzt. Steinberg zieht daraus den Schluss, dass sich einzelne, junge Menschen heute durch den bloßen Konsum von IS-Propaganda mobilisieren lassen.

Kritik an schwachen Sicherheitsbehörden in Europa

Zum Zustand der Sicherheitsbehörden in Europa sagte Steinberg: "Wir müssen uns zunächst darüber im Klaren sein, dass unsere Sicherheitsbehörden schwach sind." Um eine breite Stärkung der Behörden komme man nicht herum. Besonders bei der Telekommunikationsüberwachung - Stichwort Messengerdienste - müsse zwecks Früherkennung von Attentätern nachgerüstet werden.

(APA/Red)