Nachdem ein Bericht des Arbeitsministeriums einen Einbruch bei der Zahl der Lehrlinge und Ausbildungsbetriebe gezeigt hat, gibt es wegen dem Thema weiter Diskussionen.
Vor allem im Tourismusbereich, wo sich die Zahl der Lehrlinge sogar halbierte, brauche es eine höhere Ausbildungsqualität und eine Attraktivierung, fordert die Gewerkschaft vida. Die WKÖ verweist darauf, dass es zwar weniger Jugendliche gebe - aber der Anteil jener, die eine Lehre starte, sei stabil.
"Die Fokussierung auf die wesentlichen Themen sollte in Wahlkampfzeiten nicht verloren gehen", sagte die stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer (WKÖ), Mariana Kühnel. "Eines davon ist, dass wir in der Lehre nach dem Einbruch durch Corona wieder eine kräftige Zunahme bei den Lehranfängerinnen und Lehranfängern verzeichnet haben."
Im Vorjahr gab es insgesamt rund 108.000 Lehrlinge in allen Lehrjahren zusammen, etwas mehr als 2019. Vor zehn Jahren waren es etwa 120.000 gewesen. Zwischenzeitlich war die Zahl auf Richtung gut 100.000 abgesunken. Die Zahl der Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, ist im Vorjahr mit 27.083 auf ein Langzeittief gesunken, zeigte der Bericht. Positiv wurde darin vermerkt, dass 2023 mit 34.082 Lehrlingen im ersten Lehrjahr das Niveau des Vor--Jahres 2019 immerhin leicht überschritten wurde.
Die Zahl der Jugendlichen ist in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen, gibt Kühnel zu bedenken. Der Anteil jener jungen Menschen, die eine Lehre beginnt, sei mit 40 Prozent aber stabil geblieben. Zudem seien die Lehrlingseinkommen von 2011 bis 2021 um 48 Prozent gestiegen, während das Einkommen von Arbeiternehmenden und Angestellten im selben Zeitraum um rund 25 Prozent angewachsen sei.
Im Tourismussektor hat sich die Zahl der Lehrlinge wie berichtet allerdings in den vergangenen 15 Jahren halbiert. Im Vorjahr gab es in der für Österreichs Wirtschaft sehr bedeutenden Branche nur mehr knapp 7.200 Auszubildende. Angesichts dieser Entwicklung fordert die Gewerkschaft vida eine Verbesserung der Ausbildungsqualität und Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Branche. Es gehe um bessere Ausbilder, regelmäßige Schulungen und eine verpflichtende Ausbildungsdokumentation, so vida-Tourismus-Vorsitzender Berend Tusch. Zudem sollen Betriebe bei der Lehrlingsaufnahme strenger kontrolliert werden, um eine fundierte Berufsausbildung zu gewährleisten. Auch weitere Anreize wie Öffi-Tickets, Kinderbetreuung und günstige Dienstwohnungen seien angebracht. Und: "Die Vielfalt der Gastronomie muss sich in den Ausbildungsberufen widerspiegeln," so Tusch, der die kürzlichen Fortschritte im Tourismus-KV lobte, da es mehr Geld für die Lehrlinge gebe und diese mehr freie Sonntage bekämen.