Dass Christine Mayrhuber, die Leiterin der Kommission für Alterssicherung, in einem Interview mit dem "Standard" eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters verlangt hat, stieß am Donnerstag auf Ablehnung.
FPÖ, SPÖ, der der SPÖ zugehörigen Pensionistenverbands, der Gewerkschaftsbundes (ÖGB) und die Arbeiterkammer (AK) kritisierten die Forderung nach einem höheren Pensionsantrittsalter. Die Grünen erkennen einen Gestaltungsspielraum beim tatsächlichen Rentenbeginn. Im Gegensatz dazu befürworteten die NEOS und die Junge Industrie eine Reform des Pensionssystems.
FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch sah hinter dem Vorstoß von Mayrhuber einen Auftrag der ÖVP. Laut Belakowitsch wolle diese ältere Menschen dazu bringen, die "Suppe für das Totalversagen der Regierung auszulöffeln". Die Diskussion rund um ein höheres Pensionsantrittsalter müsse ein Ende finden. Auch die SPÖ reagierte mit Ablehnung und Wahlkampftönen: Nur sie könne eine Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters verhindern. ÖVP und FPÖ seien bei dem Thema laut SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim unglaubwürdig und hätten die "größten Pensionskürzungen in der Geschichte der Zweiten Republik" zu verantworten. Potenzial gibt es laut den Grünen beim effektiven Pensionsalter, das derzeit bei Männern bei 63,4 Jahren, bei Frauen bei 60,8 Jahren liege. Unternehmen sollten Verantwortung übernehmen und Arbeitsbedingungen anpassen. Eine Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters steht aber für die Grünen ebenfalls nicht zur Debatte.
Laut Pensionistenverband sind alle Seniorenorganisationen gegen eine Anhebung, weshalb Präsident Peter Kostelka eine Klarstellung der Regierung forderte. Er verwies auf Gutachten und Prognosen der Alterssicherungskommission und den Ageing-Report der EU, die eine stabile Lage voraussagen würden. Außerdem seien die Zahlen der Pflichtversicherten und die Beiträge gestiegen. Der ÖGB schloss sich der Kritik an einer möglichen Anhebung an, diese sei laut Pensionsexpertin Dinah Djalinous-Glatz weder notwendig noch sinnvoll. Auch sie verwies auf den Ageing-Report der EU, wonach Pensionskürzungen oder eine Anhebung des Pensionsantrittsalters nicht zwingend notwendig seien. In einer Anhebung des Regelpensionsantrittsalters sah die Arbeiterkammer eine Pensionskürzung. Solange die Rahmenbedingungen dafür nicht geschaffen seien, mache eine Anhebung keinen Sinn, so Wolfgang Panhölzl, Leiter der AK Sozialversicherung. Wichtig sei nicht das gesetzliche Alter, sondern das faktische.
Die NEOS stellten sich dagegen hinter die Vorsitzende der Alterssicherungskommission. Die Jungen NEOS forderten mehr Generationengerechtigkeit, die nur mit Pensionsreformen erreichbar sei. NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker verwies auf Experten, die Reformen im Pensionssystem fordern. Dass die Pensionen sicher sind, sei ein Märchen der anderen Parteien. Wenn man jetzt nicht handle, würde das österreichische Pensionssystem unfinanzierbar werden. Auch das Unternehmernetzwerk Junge Industrie sah in dem Vorstoß einen "wichtigen Schritt in die richtige Richtung". Man müsse auch über eine Streichung des Pensionserhöhungsautomatismus sprechen, den Mayrhuber gegenüber dem "Standard" ebenso erwähnt hatte.